Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
Vom Netzwerk:
verantwortlich.«
    Der ganze Akt dauerte kaum länger als ein paar Minuten, trotzdem hatte Julian das Gefühl, aus einer tiefen Ruhephase wieder aufzutauchen. Der Schmerz, das leichte Brennen wunder Haut war verschwunden.
    Julian zog sich wieder an; er war noch immer sehr verlegen. Was sollte Taron nun von ihm halten? Es war ihm peinlich, dass sein neuer Bekannter jetzt wusste, welche Vorlieben im Bett er hatte, oder zumindest – was er mit sich machen ließ. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, sagte Dygwion: »Der zweite Grund, warum ich dich sehen wollte, ist, dass ich etwas über Alex’ Verschwinden herausbekommen habe. Er scheint tatsächlich entführt worden zu sein, erstaunlicherweise. Ich weiß zwar noch nicht, wo er sich aufhält, aber es hat wohl etwas mit seinem Erzfeind Dymas zu tun. Er hat da irgendwie seine Finger im Spiel.«
    »Dymas?« fragte Julian überrascht und knöpfte sich die Hose wieder zu. »Soweit ich weiß, hat Alex schon eine ganze Weile nichts mehr von ihm gehört.«
    Dygwion lächelte. »Ich denke, du hast recht. Meines Wissens nach wurde ihre letzte Begegnung durch Leon sozusagen ... ähm ... unterbrochen.«
    »Dymas wollte Alex ausbluten lassen.«
    »Ja, ich weiß ... und die zauberhafte Jeanette und Christian van Zet haben ihn gerettet. Denn Leon hatte sicher kein ausgeprägtes Interesse an Alex’ Rettung.«
    »Und jetzt soll Dymas wieder aufgetaucht sein?«
    »Er ist, Julian, er ist.«
    »Und was jetzt?«
    Dygwion strich sich die langen, dunkelrot schimmernden Haare zurück hinter die Schultern. »Ich versuche, noch mehr herauszubekommen. Jetzt können wir noch nichts machen.«
    »Kennt denn niemand Dymas näher? Gibt es niemanden, der ihm etwas einheizen kann?«
    Der Elf schüttelte den Kopf. »Leider nicht.«
    »Verdammt!«
    Taron klopfte Julian auf die Schulter. »Er wird es überleben.«
    »Ja – aber wann wird er zurückkommen?«
    Dygwion sah ihn ernst an. »Ich höre mich weiter um, Julian. Das verspreche ich dir.«

Ich sah, wie Silk den Palast verließ. Leichtfüßig durchschritt er den großen, wunderschön angelegten Park und hielt sich Richtung Wald. Wollte er fliehen? Aber wohin?
    Ich eilte hinunter in den Thronsaal, in dem ich Lance vermutete. Und wie durch ein Wunder erlaubte er mir, Silk zu folgen. Oder war ich einfach mittlerweile so gut im »Betteln«?
    Lance schien allerdings ein wenig beunruhigt; wohl hauptsächlich, weil er seinen Sohn in Gefahr wähnte. Wer wusste schon, ob ihm die Krieger seiner Mutter nicht irgendwo auflauerten.
    Im Laufschritt verließ auch ich das Schloss und folgte Silks Weg durch den strahlenden Sonnenschein. Ich wurde nicht von den Wächtern aufgehalten. Noch immer irritierte es mich zutiefst, wenn ich spürte, wie die warmen Strahlen meine Haut erwärmten – ohne sie zu verbrennen. Meine Augen litten ein wenig unter dem intensiven Licht – aber an eine Sonnenbrille war hier wohl nicht zu denken.
    Ich lief den mulchbedeckten Parkweg hinunter und betrat den angenehm kühlen, schattigen Wald. Dort verharrte ich einen Moment still, um Silks Witterung aufzunehmen. Ich hatte noch nie bei Tageslicht »gejagt«, daher fiel es mir zunächst schwer, festzustellen, welchen Weg der Junge eingeschlagen hatte. Ich wandte mich nach links und entdeckte einen schmalen Trampelpfad, dem ich folgte. Silk war unmittelbar vor mir, das spürte ich deutlich. Was hatte er vor? Hatte er nicht vor Kurzem noch gesagt, dass er den Wald nicht mochte? Sich sogar fürchtete?
    Die Luft war frisch, ein hübscher, kühler Wind ließ die Bäume aufatmen. Wieder musste ich stehen bleiben, um die vielen unterschiedlichen Farben des Waldes zu bewundern, das kräftige Grün, die vielen verschiedenen Brauntöne. So viele Eindrücke, die auf mich einströmten – und zum ersten Mal empfand ich so etwas wie Glück, hier gelandet zu sein.
    Vor mir knackten ein paar kleine Zweige – Silk.
    Ich schloss leise zu ihm auf und verbarg mich hinter einem großen Baum. Zwischen den Ästen hindurch erspähte ich ihn – und einen kleinen, märchenhaften Waldsee, der direkt vor uns lag. Die Sonne zeichnete ausgefallene Lichtmuster auf die glatte Oberfläche des dunklen Wassers, der ganze Ort wirkte wie verzaubert.
    Silk streifte sein Obergewand ab, und ich sah seinen schlanken, weißen Körper mit der großen Tätowierung zwischen den Schultern. In diesem Augenblick bemerkte er mich. Langsam drehte er sich zu mir um und lächelte mich an.
    „Passt du auf mich auf?“
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher