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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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besonderen Willenskraft bedurft.
    Eine Frau mit einer Schar perfekter blonder Kinder segelte an mir vorbei, und ich blickte ihnen lächelnd hinterher. Die Familie hätte ausgezeichnet in ein Hochglanzmagazin über das Landleben gepasst.
    Wenn die Einheimischen gewusst hätten, dass ich hier in meinem Wagen saß und an Mord und an Zerstörung dachte, hätten sie mich sicher aus dem Dorf gejagt.

37
    Yvette hatte es seit der Zeit an unserer Klinik weit gebracht. Ihre neue Wohnung lag im fünften Stock eines noblen Wohnblocks in der Butler’s Wharf, und vom Eingang aus konnte ich die Yachten, die dichtgedrängt in den St. Katharine Docks vor Anker lagen, und die Lagerhäuser von Wapping und Shadwell sehen.
    Als sie mir öffnete, sah sie wie immer rundherum phantastisch aus. Sie trug ein leuchtend rotes Kleid und hatte sich im Stil der alten Diven wie Shirley Bassey und Diana Ross zurechtgemacht. Sie umarmte mich so fest, dass meine geprellten Rippen schmerzten, führte mich ins Wohnzimmer, und wir warfen uns in zwei Sessel mit Blick auf den Fluss. Ich hoffte, dass sie nicht nach Andrew fragen würde, aber Yvette redete nie lange um den heißen Brei herum.
    »Erzähl mir von ihm«, bat sie denn auch sofort.
    Ich atmete tief durch. »Ich glaube nicht, dass ich das kann. Zumindest jetzt noch nicht.«
    »Armer Schatz.« Ihre Stimme verriet Mitgefühl und eine Spur von Angst. »Glaubst du immer noch, es hätte etwas mit der Angel Bank zu tun?«
    Ich nickte. »Irgendjemand ist besessen von dem Laden. Deine Freundin Vanessa meinte, dass die Arbeit dort für sie die Hölle auf Erden war. Und inzwischen scheint es noch schlimmer zu sein.«
    »Sie hat mir erzählt, wie sie ihren Nachwuchs auswählen.« Yvette verzog angewidert das Gesicht. »In einem Jahr hatten sie ausschließlich Praktikantinnen. Es war wie in der guten alten Zeit in Hollywood – wenn du dich auf der Casting-Couch bewährt hast, hattest du den Job.«
    »Klingt wie im Mittelalter.« Ich erinnerte mich daran, dass Vanessa Harris angedeutet hatte, die Bosse bei der Angel Bank hätten Frauen schamlos ausgenutzt. Für Frauen und für Schwule war die Bank also bestimmt kein angenehmer Ort. Tatsächlich war der Einzige, dem seine Tätigkeit für dieses Unternehmen Spaß zu machen schien, der weiße Hetero an der Spitze.
    Yvette gab sich die größte Mühe, mich von meinem Elend abzulenken. Sie bekochte mich, riss Witze über Banker und erklärte mir, dass nirgends im Finanzdistrikt auch nur ein Funken von Moral zu finden war.
    »Du bist nicht unbedingt der größte Fan von diesen Typen, oder?«
    »Sagen wir es so – die wenigsten von ihnen gehen in die Kirche, und die Wertvorstellungen, die diese Kerle haben, sind wahrscheinlich das genaue Gegenteil von dem, was mir wichtig ist.«
    Ich bemühte mich zu lächeln. »Ein Glück, dass du von deinen Überzeugungen nicht so einfach abzubringen bist, denn sonst hätte dich inzwischen sicher irgend so ein Hedgefonds-Manager verführt.«
    Um zehn war ich total erschöpft, und Yvette überließ mir ihr Gästezimmer. Als sie mich in das Zimmer führte, wirkte sie etwas verlegen, denn die Beweise für ihre Hassliebe zum Geld waren überall verteilt. Auf den Stühlen türmten sich Designerkleider in prächtigen Farben, und der Teppich war unter den unzähligen Jimmy-Choo- und Manolo-Blahnik-Schuhen kaum noch zu sehen. Wir brauchten eine halbe Ewigkeit, um genügend Platz zu schaffen, damit ich unter die Decke kriechen konnte.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, ging ich davon aus, dass Andrew noch am Leben war, bis ich den Berg von Hutschachteln in einer Zimmerecke sah und mich erinnerte, dass ich auf der Flucht vor seinem Mörder bei Yvette untergekrochen war. Eilig stand ich auf, legte meiner Freundin eine kurze Nachricht auf den Küchentisch und rief die Klinik an, um mich nach Darren zu erkundigen.
    Die Assistenzärztin der Psychiatrie sah etwas verlegen aus, als sie vor mir in sein leeres Zimmer ging.
    »Wir haben alle fünfzehn Minuten nach ihm gesehen, aber er hat das Schloss am Fenster aufgebrochen.«
    Ich spähte nach draußen und erkannte, dass die Flucht das reinste Kinderspiel für ihn gewesen war. Er hatte sich einfach auf die Rasenfläche knapp drei Meter unterhalb des Fensters fallen lassen müssen und nach ein paar Metern die Newcomen Street erreicht.
    Die Ärztin sah mich an. »Wollen wir hoffen, dass wir ihn bald finden. Er hat lauter wirres Zeug von Messern und Schusswaffen geredet und behauptet, er wäre

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