Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)
auf einer besonderen Mission.«
Diese Sätze trugen nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Doch ich versuchte, mir einzureden, dass Darren einfach ein unglücklicher junger Mann mit psychischen Problemen war und wohl kaum mit einer AK - 47 auf dem Rücken durch die Gegend ziehen würde, um mich abzuknallen.
Es war noch immer drückend heiß, als Steve Taylor mich auf meinem Handy anrief und mich barsch auf das Revier befahl. Ehe ich ihn auch nur fragen konnte, was ich auf der Wache sollte, legte er schon wieder auf.
Ich schnappte mir ein Taxi und fuhr in der Hoffnung, dass die Polizei den Angel Killer über Nacht erwischt hätte und er jetzt irgendwo in einer Zelle saß, los. Doch als mich Taylor in Empfang nahm, sah er noch durchtriebener aus als sonst. Mit einem unangenehmen Lächeln, das wie eine Maske wirkte, die er sich im nächsten Augenblick herunterreißen würde, um zu zeigen, was für eine widerliche Fratze er in Wahrheit hatte, führte er mich in Brothertons Büro.
»Die Chefin ist in einer Besprechung, und Burns macht gerade irgendwelche Botengänge.« Er warf sich auf den Stuhl der DSI , als wäre der sein rechtmäßiger Thron.
»Warum haben Sie mich herbestellt?«
Er sah mich unter halbgeschlossenen Lidern hervor an. »Um Ihnen die Gelegenheit zu geben, sich uns zu erklären.«
»Wie bitte?«
»Wenn die Leute wüssten, was Sie treiben, wären Sie Ihren Job längst los. Sie haben einen Kerl bei einem Abendessen aufgerissen, an dem Sie auf unsere Kosten teilgenommen haben.«
»Da sind Sie falsch informiert. Eine gemeinsame Freundin hat Andrew meine Telefonnummer gegeben.«
»Piernan hat ein Vermögen für Sie ausgegeben, oder etwa nicht? Ich wette, Sie haben von ihm alles bekommen, was Sie wollten.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Er fuchtelte mir mit einem Blatt Papier vor dem Gesicht herum. »Das hier ist ein Kontoauszug von ihm. Erst hat er Ihrem Krankenhaus hundert Riesen überwiesen, dann hat er zwölf Große in der Bruton Galerie geblecht, und für den Blumenstrauß, den er Ihnen geschickt hat, hat er zweihundert Mäuse auf den Tisch gelegt.«
Ich widersprach ihm nicht, denn erst mal musste ich verstehen, wovon er sprach. Andrew hatte offenbar dafür bezahlt, dass ich meine Therapiegruppen fortführen konnte, und darauf bestanden, dass niemand erfuhr, dass das Geld von ihm gekommen war. Und dass der Schmetterlingsdruck ein Geschenk gewesen war, hatte er behauptet, um mir Peinlichkeiten zu ersparen. Mit einem Mal erschien mir die Beziehung, die wir zwei gehabt hatten, vollkommen irreal.
Taylor hatte sicher Tage damit zugebracht, einen Weg zu finden, um mich loszuwerden, damit Burns völlig allein dastand.
»Auch den armen alten Don haben Sie schön an der Nase herumgeführt, nicht wahr?«, fragte Taylor mit gespieltem Mitgefühl. »Er hat für Sie ein Riesenloch in unseren Etat gerissen, während Sie die ganze Zeit nur auf der Jagd nach einem reichen Gönner waren. Sie erzählen mir lieber ganz genau, wie das abgelaufen ist.«
Nur damit er mich in Ruhe ließ, nannte ich ihm die Daten, an denen ich Andrew getroffen hatte, und mit übertriebener Sorgfalt schrieb er auf, wann wir bei Lola im Theater, wann im Regent’s Park, wann bei der privaten Vernissage und wann im Le Coq d’Argent gewesen waren. Andrews abendlichen Besuch in meiner Wohnung allerdings verschwieg ich ihm, denn diese Genugtuung gönnte ich dem Ekel einfach nicht.
Grübelnd sah er auf das Blatt.
»Sie haben sich also ziemlich oft getroffen, hatten aber trotzdem nie auch nur den leisesten Verdacht. Obwohl Sie doch angeblich die große Expertin für menschliches Verhalten sind.«
»Wie ich bereits sagte, Andrew hatte mit den Morden nichts zu tun.«
»Dann ist es also reiner Zufall, dass die Morde aufgehört haben, obwohl es eine ganze Wagenladung voll Beweise gegen ihn in seiner Wohnung gibt? Übrigens hat uns Burns von Ihrem kleinen Abenteuer vorgestern erzählt. Aber daran sind Sie ganz alleine schuld. Wenn eine Frau allein im Dunkeln durch die Gegend läuft, muss sie ja wohl damit rechnen, dass sie irgendwann mal überfallen wird.«
Ich ignorierte ihn. »Der Täter wird weitermorden. Denn zwar hat die Bank inzwischen dichtgemacht, aber das genügt ihm nicht. Er hasst die Menschen, die dort arbeiten, und nicht das Unternehmen.«
Taylor lehnte sich entspannt auf seinem Stuhl zurück und legte seine Hände auf die Lehnen. »Eine Sache noch, fürs Protokoll.« Sein Blick wanderte von meinen Beinen bis hinauf zu
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