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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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meiner Brust. »War Ihre Beziehung zu Piernan sexueller Natur?«
    Ich stand so schnell auf, dass mein Stuhl umfiel. »Es gibt Therapiegruppen für Männer wie Sie.«
    »Brotherton wird nicht begeistert sein, wenn sie das hört.« Er sah mich triumphierend an. »Sie sollten lieber springen, bevor Ihnen jemand einen Stoß versetzt.«
    Ich stapfte aus dem Raum und warf die Tür mit einem erlösenden Knall hinter mir zu. Vor lauter Zorn hätte ich am liebsten irgendwas kaputtgemacht. Wahrscheinlich warfen Jugendliche aus genau demselben Grund so oft Schaufensterscheiben ein – weil das Klirren des Glases und der Scherbenregen, der sich auf dem Bürgersteig ergoss, irgendwie befreiend waren.
    Ich musste mich erst mal beruhigen, deshalb lief ich nach Hause. Es war noch immer warm genug, dass ich anfing zu schwitzen, bis ich am Victoria Embankment war. Ein Schild lud die Touristen ein, sich die HMS President, die dort vor Anker lag, genauer anzusehen, aber wirklich einladend sah sie nicht aus. Ihr Rumpf hatte das matte Grau von Walfischhaut, die zu lange an der Luft gelegen hatte.
    Wohingegen die Broken Wharf inzwischen richtig schick geworden war. Entlang des Uferweges hatte eine Reihe exklusiver Weinbars aufgemacht, und die eleganten Anzüge der Männer, die sich an den Tischen sonnten, machten deutlich, dass sie, ganz egal, wie sie ihr Geld verdienten, ausnehmend erfolgreich waren.
    Ich wollte Burns anrufen, während ich für einen Drink anstand, doch bevor ich seine Nummer wählen konnte, klingelte mein Handy, und auf dem Display tauchte der Name meines Bruders auf.
    »Du bist’s wieder, Sonnenschein. Und, was treibst du so?«
    Als er endlich eine Antwort gab, reihte er die Worte aneinander wie die Perlen auf einer Schnur. »Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Es ist einfach phantastisch hier.«
    »Das freut mich zu hören.« Doch ich hatte einen Kloß im Hals. Denn Will klang so verloren, wie ich mich fühlte. Aber schließlich schaffte ich es nicht mal mehr, mich selber zu beschützen, wie also hätte ich meinen Bruder schützen sollen?
    »Achte auf die Wolken, Al«, bat Will. »Sei lieber vorsichtig, denn am Himmel gehen seltsame Dinge vor.« Ehe ich noch etwas sagen konnte, legte er schon wieder auf.
    Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich verpflichtet, seinen Ratschlag zu befolgen. Also nahm ich meinen Eistee, ging wieder nach draußen, legte meinen Kopf zurück, drehte mich langsam um mich selbst und suchte den ganzen Himmel ab. Doch nirgends war auch nur die allerkleinste Wolke. Alles, was ich sah, war der weiße Kondensstreifen von einem Flugzeug, der den Himmel sorgsam in zwei Hälften schnitt.

38
    Die Luft bewegte sich nicht mehr. Sie hing schwer über dem Fluss, und selbst die Schiffe, die gemächlich auf dem Wasser trieben, sahen lethargisch aus. Genauso ging es den Ermittlern, denn mit jeder neuen Strömung änderten sie ihre Richtung und kamen deswegen einfach nicht voran.
    Ich setzte mich auf eine Bank und versuchte, mir vorzustellen, was geschähe, wenn der Angel Killer nicht gefasst würde. Dann würden noch andere Menschen sterben, Taylor würde triumphieren, weil sein Vorgesetzter ein Versager war, und Burns verlor seinen Job. Ich überflog die Seiten meines Berichts, doch auch all die Randnotizen und mit Textmarkern hervorgehobenen Stellen brachten nichts. Der Killer hatte seine Taten kalt geplant, alles darangesetzt, um seine Spuren zu verwischen, und kein erkennbar sexuelles Motiv. Er war besessen von den ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern einer ganz bestimmten Bank, und ich hatte den Eindruck, als ob jeder, der bei ihr unter Vertrag war, auf der Liste potentieller Opfer stand.
    Meine Gedanken überschlugen sich, als ich auf meine Notizen sah. Nur in zwei Punkten war ich mir sicher: dass uns Stephen Rayner während der Vernehmung irgendwas verheimlicht hatte und dass Poppy Beckwith in den Fall verwickelt war. Sicher hatten Gresham oder Fairfield ihr bei einem Schäferstündchen irgendwelche Hinweise gegeben, die uns helfen könnten, rauszufinden, weshalb sie ermordet worden waren.
    Ich sah auf meine Uhr und stellte fest, dass es schon kurz vor sieben war. Jeder andere wäre an meiner Stelle sicher direkt nach Hause marschiert, doch die Echos, die in meiner Wohnung hallten, waren immer noch zu laut, und so stieg ich spontan in einen Bus, der Richtung Westen fuhr.
    Ich trat vor Poppys Haus, verzichtete aber darauf, zu klingeln. Sicher hätte ihr menschlicher Rottweiler mich für die

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