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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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Gefühle waren derart abgestumpft, dass mein Selbstschutzmechanismus nicht mehr funktionierte, und ich wusste, dass das ein Problem war. Ich hätte mich zu Tode fürchten sollen, doch die Warnsignale drangen einfach nicht mehr zu mir durch.

39
    Ich rief Burns am nächsten Tag noch vor dem Frühstück an und sprach ihm in wirren Worten auf die Mailbox, dass auch Freiberg Poppys Kunde war. Der morgendliche Himmel war zur Abwechslung einmal nicht strahlend blau, sondern blassgrau, doch die Luft war drückender als je zuvor, als ich nach unten ging, um mir die Überreste von Wills Bulli anzusehen. Im hellen Tageslicht sah er noch schlimmer aus. Er war nur noch eine geschwärzte Hülle, die ledernen Sitzbezüge waren verkohlte Klumpen, und die scheibenlosen Fenster sahen wie dunkle Löcher aus. Die Hitze hatte sogar den Asphalt unter den Vorderrädern schmelzen lassen und die Achse an der Straße festgeschweißt.
    Kaum, dass ich wieder in meiner Wohnung war, rief Hari bei mir an, und zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, klang er wirklich aufgeregt. Wobei die Aufregung blankem Entsetzen wich, als ich ihm erklärte, dass anscheinend der geflohene Patient der Brandstifter gewesen war.
    »Warum hast du mich nicht angerufen, Alice? Oder besser noch, dich sofort auf den Weg zu uns gemacht?«
    »Vielleicht reagiere ich ja einfach über. Denn ich glaube nicht, dass er mir ernsthaft weh tun will.«
    »Wie real soll die Gefahr noch werden? Er hat dich schließlich schon einmal angegriffen, deshalb dürfen wir kein Risiko eingehen.«
    Ich gab mir alle Mühe, mich während des gesamten Tages zu beschäftigen. Unter anderem rief ich meine Arbeits-E-Mails auf, unter denen eine aus Seattle war. Eins der dortigen Lehrkrankenhäuser wollte mich als Ausbilderin engagieren, und in einer idealen Welt hätte ich mich sofort auf den Weg zum Flughafen gemacht. Ich könnte am Puget-Sund spazieren gehen, abends in der Jackson Street den Musikern zuhören und so tun, als wäre nichts passiert. Doch noch während ich die Flucht aus London plante, klingelte mein Handy, und nach einer kurzen Pause sagte eine leise Frauenstimme: »Hier ist Sophie.«
    Erst nach kurzem Überlegen fiel mir ein, dass Sophie die Frau des großen Kingsmith war. »Schön, dass Sie anrufen.«
    Sie klang ein wenig angespannt, als sie mich um ein Treffen bat.
    »Ich könnte zu Ihnen kommen«, bot ich an.
    »Wenn ich ehrlich bin, fällt mir hier allmählich die Decke auf den Kopf. Ich muss einfach mal raus.«
    Ich schlug ihr als Treffpunkt Covent Garden vor, und mit zitternder Stimme sagte sie auf Wiederhören. So, wie sie klang, schien sie vor lauter Angst allmählich durchzudrehen. Inzwischen waren so viele Kollegen ihres Mannes tot, dass sie offenbar in jedem, der noch lebte, einen potentiellen Mörder sah.
    Als ich an dem Abend vor meine Haustür trat, war der Himmel hinter einer dunklen Wolkenwand versteckt. Alle anderen Menschen hatten bereits ihre Regenschirme aufgespannt, und als ich an der Tower Bridge den Bus bestieg, prallten die ersten dicken Regentropfen von den Scheiben ab. Auf meinem Weg zum Covent Garden sah ich eine Gruppe Frauen in Gymnastikanzügen vor einem Fitnessstudio in der Floral Street und hätte mich am liebsten kurzerhand dazugesellt. Weil sich durch Aerobic auf ideale Weise Stress abbauen ließ.
    Als Sophie mich entdeckte, setzte sie dasselbe etwas unbeholfene Lächeln wie bei unserem ersten Treffen auf, und wieder kam mir der Gedanke, dass sie keineswegs dem Bild der Millionärsgattin entsprach. Sie war durchaus attraktiv, aber mit ihrer athletischen Figur sah sie weniger püppchenhaft als vielmehr sportlich aus. Nur ihre diamantenen Ohrringe verrieten sie: Sie hatten sicher mindestens so viel gekostet wie ein neuer Alfa Romeo.
    Wir setzten uns in Bewegung, und nach einer Weile merkte ich, dass uns ein Mann in einem dunklen Hemd verfolgte, und sah Sophie fragend an.
    »Gehört der zu Ihnen?«
    Sie nickte verlegen. »Er ist schlimmer als ein Labrador. Er verfolgt mich sogar bis aufs Klo.«
    Als wir unsere Drinks bestellten, lungerte der Kerl vor der Tür des Poetry Cafés herum. Jedes Mal, wenn ich mich nach ihm umdrehte, blickte er argwöhnisch in unsere Richtung, doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Ort gefährlich war. An den meisten Tischen saßen geckenhaft frisierte junge Männer, die eifrig irgendwelche Verse in ihre Notizbücher notierten, während Rupert Brooke von den Fotos an den Wänden wohlwollend auf sie

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