Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
Vom Netzwerk:
und ihr war deutlich anzusehen, wie unzufrieden sie mit mir und ihren eigenen Leuten war. Wir vier benahmen uns wie gegnerische Kriegsparteien, die an den Verhandlungstisch gezwungen worden waren, obwohl ihnen nichts an einem Waffenstillstand lag.
    »Dieses Verbrechen ist mitten in unserem Zuständigkeitsbereich geschehen«, schnauzte Brotherton. »Wer ist für die Straßenpatrouillen zuständig?« Sie blickte böse zwischen Burns und Taylor hin und her.
    »Er, Ma’am.« Lässig lehnte Taylor sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Was ist schiefgelaufen, Don?« Jetzt traf ihr böser Blick ausschließlich ihn.
    »Wir haben das Finanzviertel mit dreißig und die Straßen um die Angel Bank mit zwanzig zusätzlichen Streifenpolizisten eingedeckt. Wie es vereinbart war.«
    »Dann war die Vereinbarung anscheinend Mist. Durch Nicole Morgans Prominenz haben sich die Spielregeln geändert – denn ab jetzt schwirren die Journalisten wie die Schmeißfliegen um uns herum. Ich gebe in zwanzig Minuten eine Pressekonferenz. Vorher müssen Sie mir sagen, was bei den Ermittlungen bisher herausgekommen ist.«
    Ohne das geringste Schuldbewusstsein antwortete Burns: »Erst mal wollen wir mit jedem sprechen, der gestern Abend gegen zehn in der Staining Lane gewesen ist. Die Spurensicherer haben am Tatort nämlich Radspuren entdeckt.«
    »Von einem Motorrad?«, fragte Brotherton ihn ungläubig.
    Er schüttelte den Kopf. »Es sieht aus, als hätte unser Mann den Rat des Bürgermeisters angenommen und sich auf das Fahrradfahren verlegt.«
    Mein Bild des Mörders löste sich in Wohlgefallen auf. Es fiel mir schwer, mir einen Menschen vorzustellen, der sich seelenruhig den Fahrradhelm aufsetzte, gemütlich in die City radelte und einen Mord beging.
    »Das ist nicht dumm«, mischte sich Taylor ein. »Diese Straßen sind das reinste Labyrinth. Am besten kommt man dort mit einem Fahrrad durch.«
    »Wie sehen Sie das, Dr. Quentin?«, fragte Brotherton. Ihr Blick war derart kalt, dass ich erst meine Gedanken sammeln musste, aber dann erklärte ich: »Seine Vorgehensweise hat sich geändert. So etwas kommt nur sehr selten vor. Zum ersten Mal hat er sich eine Frau als Opfer ausgesucht, und zum ersten Mal hat er sein Opfer nicht sediert, sondern ihm größtmögliche Schmerzen zugefügt. Selbst seine Visitenkarte unterscheidet sich von denen, die wir an den anderen beiden Tatorten gefunden haben, und im Gegensatz zu den anderen Überfällen, hat er keine Federn zurückgelassen.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handelt?«, fragte Taylor mich empört.
    »Ausgeschlossen ist das nicht. Oder vielleicht arbeiten auch zwei Leute zusammen. Aber für den Fall, dass es derselbe Täter war, war er deutlich schlechter vorbereitet als bisher – was vielleicht ein Zeichen dafür ist, dass er kurz vor einem Zusammenbruch steht.«
    Die Unsichtbare nickte knapp, richtete sich kerzengerade auf und sah Burns und Taylor drohend unter ihren grauen Locken hervor an. Dann sprach sie so langsam und bedächtig, als wähle sie jedes ihrer Worte sorgsam aus.
    »Gestern Abend wurde eine Prominente direkt vor unserer Nase angegriffen und verstümmelt. Und was haben Sie gemacht? Sie sind zwei leitende Beamte und mit den Ermittlungen zu zwei Mordfällen betraut. Wenn ich noch mal höre, dass Sie zwei sich streiten oder sich nicht an die Regeln halten, schmeiße ich einen von Ihnen raus. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Taylor nickte wie ein Wackeldackel auf dem Armaturenbrett eines beschleunigenden Wagens, doch ich konnte Brotherton verstehen. Schließlich stand sie im Begriff, mit negativer Publicity landesweit berühmt zu werden, und statt weiter unsichtbar zu bleiben, wäre sie an diesem Tag auf Millionen Fernsehbildschirmen zu sehen.
    Taylor brach das Schweigen, kaum, dass sie gegangen war.
    »Was für eine blöde Ziege«, seufzte er und fuhr sich beidhändig über den kahlen Kopf.
    »Warum kriechen Sie ihr, wenn Sie sie so hassen, so in den Arsch?« Die Verachtung in Burns’ Stimme senkte die Temperatur im Raum um mindestens zehn Grad. Seit Anfang der Ermittlungen war dies das erste Mal, dass ich ihn wütend sah. Ich atmete erleichtert auf, als er hinter mir den Raum verließ, statt zuzulassen, dass es zwischen ihm und seinem Stellvertreter zu einer lautstarken Auseinandersetzung kam.
    Ich erreichte mein Beratungszimmer eine Stunde vor meinem ersten Gesprächstermin. Burns hatte mir die neuesten Ausdrucke der landesweiten

Weitere Kostenlose Bücher