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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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Datenbank zu Kapitalverbrechen mitgegeben, und ich musste Dutzende von Seiten voller Arbeitsablaufanalysen und zum Umgang mit Beweismitteln durchgehen, bevor ich zur dynamischen Beweissicherung kam. Doch dieser Teil des Ausdrucks war frustrierend kurz. Das System hatte nur eine Parallele aufgetan – zu einer Mordserie in Brixton, die vor gut einem Jahrzehnt für Aufregung gesorgt hatte, bevor der Täter irgendwann gefasst und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden war. Ich schnappte mir einen Textmarker und machte mich ans Werk. Das Motiv des Killers war wahrscheinlich irgendwo in dem Papierstapel versteckt, und vor allem lenkte mich die Arbeit kurzfristig vom Bild des letzten Opfers ab. Doch kaum legte ich den Stift zur Seite, quälte mich erneut die Erinnerung an Nicole Morgans grässliche Verletzungen. Der plastische Chirurg hatte einen unmöglichen Auftrag zu erfüllen – um ihr herzförmiges Gesicht zu flicken, bräuchte er wahrscheinlich einen ganzen Meter chirurgisches Garn.

15
    Ich erlebte eine Überraschung, als ich den Computer hochfuhr und die erste E-Mail las. Die leichte Übelkeit, die ich aufgrund des Schlafmangels empfand, verstärkte sich, als ich feststellte, dass die Mail von Darren war. SIE KÖNNEN SICH AUF MICH VERLASSEN ! Mehr hatte er nicht geschrieben, doch ich rang erstickt nach Luft. Er hatte einen riesengroßen Schriftgrad ausgewählt, und die fast drei Zentimeter hohen Buchstaben im Fettdruck wirkten auf mich, als stünde er direkt vor meinem Tisch und schrie mich aus vollem Hals an. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, die Frauen unten am Empfang madig zu machen, doch im Grunde wusste ich, dass es nicht ihre Schuld war. Weil meine E-Mail-Adresse schließlich mindestens auf einem halben Dutzend Webseiten zu finden war. Ich suchte nach der Telefonnummer des Obdachlosenheims und sprach eine Nachricht auf das Band des Managers, in der ich ihn umgehend um Rückruf bat. Darrens Bewährungshelferin ging auch nicht an den Apparat. Ich kämpfte mit dem Fenster, denn ich brauchte dringend frische Luft. Ein Hubschrauber kreiste über der Shard, weil er seinen Passagieren so die Möglichkeit zur Aufnahme eines perfekten Bildes bot. Am liebsten hätte ich das Ding zu mir herangewinkt. Denn bei einer Tour durch unser mittelloses Krankenhaus bekämen die betuchten Fluggäste ja vielleicht einen Anfall von akuter Menschenliebe und erklärten sich bereit, ihr Geld in unsere Therapiegruppen zu investieren statt in Rundflüge über die Stadt.
    Der Tag verging im Flug, denn meine Patienten gaben sich die Klinke in die Hand. Um halb sechs verließ ich mein Büro und suchte Hari, um ihm von meinem Problem mit Darren zu erzählen, aber seine Sekretärin sagte, er wäre bei einem Gespräch mit dem Verwaltungsrat, deswegen sperrte ich die Tür meines Beratungszimmers ab und verließ das Krankenhaus.
    Auf der Straße war ein Stau, und die Fahrer ließen ungeduldig die Motoren aufheulen, als löse sich die Autoschlange dadurch schneller auf. Neben der noch immer anhaltenden Hitze hing die schlechte Laune der frustrierten Pendler in der Luft, und ich sah zu, dass ich nach Hause kam.
    Dort hörte ich, wie mein Bruder durch sein Zimmer schlurfte. Sonst kochte ich immer erst mal einen Tee für ihn, aber wir hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt, seit er letztens türknallend verschwunden war. Also ging ich ins Bad und drehte die Dusche bis zum Anschlag auf. Das Wasser prasselte so hart auf meinen Körper, dass es fast schon schmerzhaft war. Als stünde ein Masseur hinter meinem Rücken und drösche so lange mit den Fäusten auf mich ein, bis auch noch meine letzte Anspannung verflog.
    Als ich wieder aus dem Badezimmer kam, stand Will in der Mitte seines Zimmers und drückte ein paar CD s an seine Brust.
    »Du siehst beschäftigt aus.«
    »Ich packe ein paar Sachen ein.« Er versuchte gar nicht erst, mein Lächeln zu erwidern.
    Mir lag auf der Zunge, ihn zu bitten, noch zu bleiben, bis er vollkommen genesen wäre, doch das hätte sicher nur zu einem neuen Streit geführt. »Kann ich dir helfen?«
    Er bedachte mich mit einem überraschten Blick. »Wenn du willst, kannst du die Bücher einpacken.«
    Mühsam bahnte ich mir einen Weg zwischen Kleiderbergen, Zeitungsstapeln und schmutzigem Geschirr hindurch, suchte mir einen leeren Pappkarton und warf eine Handvoll Taschenbücher aus seinem Regal hinein. Will stand völlig reglos da und blickte sich im Zimmer um.
    »Ich sollte dieses ganze Zeug

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