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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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Abend.«
    Schließlich ließen wir das Thema fallen, als Yvette erschien. Sie trug ein hautenges orangefarbenes Kleid, und ich sah einen Mann, der an der Theke stand, sich einmal um sich selbst drehte, um keinen Moment zu verpassen, während sie sich mit wiegenden Hüften durch die Menge schob. Als sie unseren Tisch erreichte, zog sie einen Zettel aus der Tasche und hielt ihn mir hin.
    »Hier. Die Gehälter sämtlicher Angestellten der Angel Bank.«
    »Und wer hat den Ausdruck für dich geklaut?«
    »Das sollte ich dir gar nicht sagen.« Es war meiner Freundin deutlich anzusehen, dass sie ihren Augenblick als Mata Hari umfänglich genoss. »Weil meine Freundin Vanessa schließlich ein ziemliches Risiko eingegangen ist. Ich habe keine Ahnung, wie ein Unternehmen mitten in der Rezession derartige Gehälter zahlen kann.«
    Craig und Lola stritten immer noch über Beziehungen, doch ich starrte die Zahlen auf dem Zettel an. Die Höhe der Händlerboni trieb einem die Tränen in die Augen – denn sogar die kleinste Summe hätte für den Kauf der Penthouse-Suite in meinem Haus gereicht.
    Yvette spähte mir über die Schulter. »Sie kämpfen in der City gnadenlos darum, wer den größten Bonus kriegt. Ich möchte wirklich nicht dabei sein, wenn über die Zahlungen beraten wird.«
    »Weil die Typen solche Machos sind?«
    »Noch viel schlimmer – sie würden sich, ohne mit der Wimper zu zucken, gegenseitig umbringen, wenn sie der Meinung wären, dass das etwas nützt.« Ihre Miene wurde ernst. »Ich finde, du solltest diese Sache auf sich beruhen lassen, Al.«
    »Damit ich nicht in einem Betonblock ende?«
    »Vanessa sagt, sie würde mit dir reden, aber ich glaube, ihr beide seid verrückt. Weil ihr durch diese Geschichte in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnt.«
    »Du meinst es wirklich ernst.«
    »Auf jeden Fall. Wenn es um so viel Kohle geht, halten sich die Leute nicht mehr an die Regeln.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es geht um einen persönlichen Rachefeldzug und nicht um irgendeine Mafiafehde innerhalb des Unternehmens.«
    Doch Yvette wirkte nicht überzeugt, und erst nach zwei großen Gin Tonic hatte sie sich so weit beruhigt, dass ich kein schlechtes Gewissen mehr zu haben brauchte, als ich sie verließ.
    Ich fuhr so schnell mit meinem Rad, dass mein Puls raste, als ich zu Hause ankam, deshalb schaltete ich erst noch den Fernseher an, statt sofort ins Bett zu gehen. Ich musste zweimal hinsehen, bis ich glaubte, dass tatsächlich Lorraine Brotherton dort auf den Stufen unserer Klinik stand. Sie stand inmitten einer Heerschar von Reportern, die ihr Mikrophone vor die Nase hielten, und sah vollkommen verwandelt aus. Sie hatte sich das graue Haar aus dem Gesicht gekämmt und trug Augen-Make-up und Lippenstift. Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, wirkte sie professionell und effizient und mehr als fähig, jemanden wie Taylor kurzerhand in seine Schranken zu verweisen, wenn er wieder einmal eine Grenze überschritt. Sie erklärte, Dutzende zusätzlicher Beamter wären rund um die Uhr mit den Ermittlungen zum Angel-Fall befasst. Die Kamera schwenkte zur Eingangstür auf einen Berg von Blumen und Genesungswünschen für das jüngste Opfer Nicole Morgan. Doch als Brotherton wieder ins Bild kam, versuchte sie zu angestrengt, ihre Botschaft zu vermitteln. Sie erklärte, dass die Polizei die Situation unter Kontrolle hätte, starrte dabei aber so unbewegt in die Kamera, als zwänge jemand sie mit vorgehaltener Waffe zu lügen.

16
    Ich verspürte einen Anflug von Neid, als ich am Sonnabend zur Arbeit ging. Auf einer Bank saß eine Frau. Sie nahm ein Sonnenbad, hatte gemütlich ihre Beine ausgestreckt und genoss die Aussicht auf den Fluss. In einer idealen Welt hätte ich an ihrer Stelle dort gesessen, doch ich gehörte zu dem Notfallteam, das an diesem Wochenende Dienst in unserer Abteilung schob. Als ich den Great Maze Pond erreichte, sah ich, dass die Journalisten immer noch nicht abgezogen waren, und um einer neuerlichen Auseinandersetzung mit Dean Simons aus dem Weg zu gehen, schlich ich mich durch die Newcomen Street zum Hintereingang unseres Krankenhauses und gelangte unbemerkt ins Haus.
    Auf dem Weg durchs Treppenhaus dachte ich über Nicole Morgan nach. Ich hatte einmal einen Mann behandelt, der bei einem grauenhaften Autounfall einen Großteil des Gesichts verloren und danach nicht mehr gewagt hatte, sich im Spiegel anzusehen. Für einen Menschen wie Nicole, eine anerkannte Schönheit, die dank ihres

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