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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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anders. Wenn jetzt etwas falsch liefe, wäre innerhalb von Minuten ein Team der Sicherheitsgesellschaft da und der Bruch würde ein schnelles Ende gefunden haben.
    „Also, denkt dran“, sagte Joel, „wir bleiben dicht beieinander und bewegen uns zunächst so wenig wie möglich von der Fahrstuhltür weg. Am besten, ihr bleibt überhaupt dort stehen, während ich mich dem ersten Melder nähere.“    
    Dann zog er einen Faltplan aus dem Rucksack und schlug ihn auf, was seiner Handschuhe wegen gar nicht so einfach war. Oben stand in großen Lettern zu lesen: Lageverzeichnis aller Bewegungsmelder im Kaufhaus am Stadtpark – Gehrsdorf. Unten war das Firmensigel der Sicherheitsgesellschaft zu sehen.
    Kaum hatte Joel die Faltplanüberschrift gelesen, kam der Fahrstuhl auch schon zum Stehen.
    Die Tür öffnete sich mit einem leisen Zischen.
    Joel erlebte diesen Augenblick unter der höchsten Anspannung und hielt den Atem an. Er spürte, dass es auch den anderen so ging.
    Linda griff nach der Hand Broncos, die sie sanft, aber angespannt umschloss.
    Nie hatte Joel das Öffnen einer Fahrstuhltür derartig erlebt. Es war, als öffnete sich eine solche Tür heute zum ersten Mal, als würde er überhaupt das erste Mal in einem Fahrstuhl stehen. Alles war anders, neu, auf eine unheimliche Art verzaubert und aufregend. Ihm schlug das Herz bis zum Hals schon beim Klang der Schiebetüren, der ihm unglaublich laut vorkam. Wie oft waren sie in den vergangenen Tagen hier gewesen und hatten dieses Zischen im Tagestrubel kaum wahrgenommen, obwohl es rein akustisch auch am Tag zu hören war. Doch schenkte tagsüber und im Normalfall einem solchen Geräusch kein Mensch seine Aufmerksamkeit – und so hatten auch sie es nicht getan. Aber nun war das anders geworden.
    Die Türen standen offen und blieben es, da Joel den Lichtschrankenkontakt mit dem Fuß unterbrach.
    Joel blickte ins Erdgeschoss hinaus wie in eine andere Welt. Weder er selbst noch die anderen wagten sich hinaus. Wie Tiere, die lange eingesperrt waren, sich zunächst auch nicht aus ihrem Käfig trauen.
    Sekundenlang standen sie da, was wie eine Ewigkeit erschien.
    Joel blickte in die Weite des Raums hinaus, der still und dunkel vor ihnen lag. Es sah so ganz anders aus als in den letzten Tagen, wo sie hier herumgelaufen waren und die Abteilungen inspiziert hatten.
    Direkt in Blickrichtung lagen, in erheblicher Entfernung – ungefähr 30 bis 40 Meter –, die Rolltreppen, die zum 1. Stock hinaufführten. Sie waren im Hauptdurchgang des Erdgeschosses, von dem aus rechts und links die verschiedenen Kaufabteilungen abgingen.
    Rechts neben dem Lift waren Regale, Ständer und Wandvorrichtungen der Sportabteilung, die jetzt kaum zu sehen waren, weil es so dunkel war. Joel wusste es eher, als dass er es sah. Weiter nach rechts, wohin man vom Lift aus nicht sehen konnte, waren Schuhe für Männer, Frauen und Kinder ausgestellt.
    Links von den Liften begann gleich eine große Abteilung für Damenbekleidung, die ebenfalls in aller Nachtschwärze ruhte. Blickte man vom Lift geradeaus, so gab es einen verhalten schimmernden Lichtschein erst hinter den Rolltreppen, weil dort eine Lebensmittelabteilung war, deren Kühlregale und Wandbeleuchtungen auch nachts in Betrieb blieben, was diesen Bereich in ein milchig-trübes Lichtgemisch versetzte.
    Dieses Lichtgemisch hatte etwas Gespenstisches. Denn die Dunkelheit war nirgends wirklich dunkel in der Art einer rabenschwarzen Nacht, andererseits waren die schwach erleuchteten Bereiche dort, wo es Vitrinen, Kühlregale oder Decken- und Wandverzierungen gab, nicht wirklich hell. Einerseits würde man sich in den scheinbar völlig abgedunkelten Bereichen wohl problemlos zurechtfinden können, und andererseits hätte man dort, wo es etwas Licht gab, trotzdem nicht das Gefühl, genug zu sehen.
    Sie waren noch immer im Fahrstuhl.
    „Was ist jetzt?“, sagte Bronco so leise, wie Joel ihn noch nie gehört hatte.  
    Statt zu antworten, setzte Joel einen Fuß aus dem Lift und bedeutete den anderen, noch zu warten.
    Draußen blieb er stehen, wandte sich um und winkte die anderen zu sich her.
    Bronco und Linda sahen sich an, bevor sie ebenfalls aus dem Lift traten.
    Frank, der seinen Fuß in den Lichtschrankenkontakt gehalten hatte, seit Joel hinausgegangen war, schüttelte sich, als fröstele er etwas, und trat ebenfalls aus dem Lift. Kaum, dass er draußen war, schloss sich die Fahrstuhltür hinter ihm.
    Joel erhob zum Zeichen des Schweigegebots den

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