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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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zu locken. Er ging also zurück und holte die zweite Ration Fleisch.
    Im Pflegerraum packte er davon ungefähr die Hälfte in den Futterschieber. Die andere Hälfte legte er daneben auf den Boden. Dann ging er erneut in den Kühlraum und holte den letzten Teil des Fleisches. Wieder zurück, legte er auch diesen auf den Boden.  
    Tony putzte seine schmierigen Hände am Overall ab. Dann kontrollierte er noch mal die Schiebetürvorrichtung zum Laufkanal. Sie war verschlossen, die Löwen konnten also nicht heraus.
    Anschließend ging er ins Gehege, um Putzzeug aus dem Schuppen zu holen.
    Tony schloss auf, trottete hinein und nahm zwei Eimer, in die er mehrere Wischlappen packte, griff einen Besen und zwei Wischer, die er sich unter den rechten Arm klemmte, und holte außerdem, weil er keine Lust hatte, noch mal zu laufen, verschiedene Putzmittelflaschen. Er kam sich vor wie ein vollgestelltes, wandelndes Regal, als er aus dem Schuppen trat.
    Am Eingang zum Pflegerraum angekommen, zog er die halb offen stehende Metalltür mit dem rechten Fuß etwas nach außen auf und ging hinein. Dann drehte er sich, vollbepackt wie er war, gleich um und zog die Tür mit dem Fuß heran, konnte sie aber nicht ganz schließen, sodass sie noch ein gutes Stück offen blieb.
    „Mach ich gleich – mach ich gleich“, sang er in Bluesmanier.
    Gerade als er an der Tür zum Innenkäfig das Putzzeug abstellte, klingelte sein Mobiltelefon erneut. „Wenn das schon wieder Hacker ist, werd ich langsam stinkig.“
    Dann nahm er ab.
    „Verdammt, Hacker, wie oft soll ich Ihnen noch sagen …“ Plötzlich verstummte er und fing an zu lächeln. „Oh, du bist es, Schatz! Schön, dass du anrufst.“ Er lehnte an der Wand und schaute durch den Spion zu den Löwen in den Käfig.
    Während seine Frau sprach, versuchte Tony, so lautlos wie möglich zu gähnen, hörte aber aufrichtig interessiert zu.
    Die Töne, die aus dem Hörer drangen, wurden allmählich lauter und keifender, so laut, dass Tony einen Abstand ließ zwischen der Muschel des Hörers und dem Ohr.
    „Was heißt: Ich komme immer so spät heim? Ich kann es nicht ändern, der Job ist eben so.“     
    Er sah auf die Uhr. 20.45 Uhr! Kein Wunder, dass sie anrief. Sie hatte mit dem Versöhnungsessen auf ihn gewartet und war jetzt verärgert.
    Plötzlich, wie aus der kalten Hose, hörte er sich sagen: „Weißt du was? Ich komm heute gar nicht nach Hause. Steck dir deine Pizza sonstwohin.“    
    Aus dem Hörer quoll eine schäumende Stimme.
    Tony legte auf. „Warum muss ich mich überall rechtfertigen?“    
    Er seufzte, legte den Zeigefinger auf den Up-Button, der die Schiebetür-Automatik steuerte, und hörte das leise Zischen der Hydraulik, als sich das Senkblech langsam in die Deckenvorrichtung verzog.
    Die Löwen hörten das natürlich auch und drängten sofort zum Ausgang.
    Das Senkblech konnte Tony vom Pflegerraum aus nicht sehen. Aber er sah die Löwen und wie sie sich am Ausgang drängelten, wobei der Pascha sich gehörigen Respekt zu verschaffen wusste. Er war denn auch der Erste, der durch den Laufkanal ins Gehege lief.
    Nachdem auch die Löwinnen den Käfig verlassen hatten, drückte Tony den Down-Button, woraufhin sich das Senkblech nach unten bewegte und den Käfig verschloss. Die Löwen waren jetzt sozusagen ausgesperrt und Tony hatte nun Gewissheit, dass sie nicht mehr im Innenkäfig waren.
    Er öffnete die Tür zum Innenkäfig, packte nach und nach Eimer, Putzmittel, Besen und Wischer hinein, schlüpfte selbst durch die Tür und verschloss sie von innen.
    Wasser gab es im Käfig, da dort ein Anschluss war, und einen Schlauch gab es auch zum Ausspritzen, ebenso einen Abfluss für das Abwasser.
    Er konnte jetzt endlich mit der Arbeit beginnen.  
     
    Doch in seiner Müdigkeit und dem Ärger hatte Tony etwas Wichtiges vergessen. Das Fleisch im Futterschieber war noch innerhalb des Pflegerraums. Und vor allem: Die Tür des Pflegerraums zum Gehege stand halb offen. Er hatte trotz des Mach-ich-gleich nicht mehr daran gedacht, sie zu verschließen.
    Und jetzt waren die Löwen draußen.
    Die Tür stand weit genug auf, dass der Geruch des Fleisches hinausdringen konnte – und auch weit genug, um selbst einem erwachsenen Löwen Durchgang zu gewähren.
     
    20.45 Uhr.
    Joel und die anderen waren an der Einfahrt zur Tiefgarage und schlichen dicht an der Wand entlang ins Innere.
    Joel war die Videokamera nicht entgangen, die sie gerade aufzeichnete. Hauptsache, da wurde nicht

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