BLUTIGER FANG (German Edition)
Hin und wieder schaute einer der Männer hinüber zur Einbruchmeldezentrale, die Auskunft über alle überwachten Objekte gab.
Die Sicherheitsgesellschaft setzte den Einbruchmeldecomputer Supertronic, Modell 9095, ein, ebenfalls von Watchpower, zu dem die Verdrahtung aller Bewegungsmelder führte. Auch dieses Gerät war schneeweiß. Der rechteckig gewölbte Kasten hatte oben an der Front eine Funktionsleiste, die neben den On-Off-Schaltern auch diejenige für die Scharf-Unscharfschaltung enthielt, und vor allem eine Meldergruppenanzeige. Diese bestand aus einer Reihe LEDs, die bestimmten Signalbedeutungen zugeordnet waren.
Bei Normalbetrieb leuchteten die LEDs grün, bei Störungen leuchteten sie gelb und bei der Alarmauslösung leuchteten sie rot. Der Meldecomputer stand in einer Reihe mit ungefähr zehn anderen an einer Wand im Büro des Hauptgebäudes. Über allen waren Schilder angebracht, die auf den Standort der jeweiligen Bewegungsmelder verwiesen und die Zugehörigkeit des Gerätes anzeigten. Über einer dieser Einbruchmeldezentralen war zu lesen: Kaufhaus am Stadtpark.
Dass eine der gelben LEDs für einen Moment aufleuchtete, entging den drei Wachmännern, die in ihr Kartenspiel vertieft waren. Der Computer registrierte die Neujustierung eines Melders im Kaufhaus am Stadtpark als aktuelle Neuprogrammierung, also nur als kurzfristige Störung.
Zudem waren die Bewegungsmelder die einzige Alarmeinheit, deren Steuerzentrale außerhalb des Kaufhauses lag – abgesehen von der Außenhautsicherung, die ebenfalls zu einer Einbruchmeldezentrale bei der Sicherheitsgesellschaft führte. Doch sie war insofern kein Problem gewesen, da Joel ja im Besitz von Schlüsseln und Chipkarten war, die ihm und den anderen einen befugten Zutritt ins Kaufhaus gewährten.
Die Funktionen der übrigen Innenüberwachung waren ausschließlich auf den Tagesbetrieb gerichtet, bei dem Ladendiebe gestellt werden sollten.
Joel hatte herausgefunden, dass um 23 Uhr die Einbruchmeldezentrale in der Firma vom Personal abgestellt wurde, wenn die Nachtwächter ankamen, die eine Nachricht über ihr Eintreffen übermitteln würden. Denn ab 23 Uhr sollten die Wachleute ja ungehindert im Kaufhaus umhergehen können, ohne Alarm auszulösen.
Jetzt war es kurz vor 21 Uhr, die Wachleute kämen also erst in zwei Stunden. Die Melder waren so lange noch aktiv und mussten so schnell wie möglich umjustiert werden. Da hiernach noch die Videoanlage und die elektronische Artikelsicherung deaktiviert werden mussten, drängte die Zeit schon ein wenig.
Joel stieg von der Leiter und wies Frank mit der Hand an, ihm zu folgen.
Sie gingen zum Fahrstuhl zurück, stellten die Leiter lautlos hin und unter den Blicken von Bronco, Linda und Frank justierte Joel auch diesen Melder um, was ihm nun schon besser von der Hand ging.
Auch jetzt leuchtete im Büro der Wachleute eine gelbe LED auf – und wurde nicht bemerkt. Wie oft dies noch so reibungslos funktionieren würde, war bei der Menge der Melder, die Joel noch deaktivieren musste, offen. Sicher war nur: Mit jeder weiteren Umjustierung stieg die Gefahr, entdeckt zu werden …
14
Draußen im Freigehege – es war mittlerweile dunkel geworden – drängelten sich die Löwen an der Luke des Futterschiebers, der heute, im Gegensatz zu sonst, nicht draußen war. Normalerweise holten sich die Tiere zuerst das Fleisch aus dem Schieber. Doch heute standen sie an der Luke und schienen darauf zu warten, dass der Schieber herauskam, was er jedoch nicht tat.
Die Löwen hoben und senkten ihre Köpfe, witterten, sahen sich um und schienen verwundert zu sein.
Der Pascha entdeckte die halb offen stehende Tür zum Pflegerraum und näherte sich ihr neugierig an. Er kannte diesen Anblick nicht.
Wie ein etwas zu groß geratener Bernhardiner trottete er auf die Tür zu und blickte für einen Moment zu seinen Löwinnen hinüber, die noch immer an der Luke standen und den Schieber mit dem Fleisch suchten. Fleisch, dessen beißender Geruch aus dem Inneren des Pflegerraums drang.
Er drehte seinen langmähnigen Kopf herum und steckte ihn zwischen Tür und Rahmen hindurch. Es schien, als prüfe er die Lage, und schließlich trat er vorsichtig hinein.
Die beiden Löwinnen hielten sich weiterhin bei der Futterluke auf.
Der Pascha schlich an der Wand entlang ein Stück durch den Raum und ging dabei seiner Nase nach, die ihn zu dem Fleisch führen würde. Neugierig musterte er den seltsamen Raum, in dem neben dem
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