Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
Vom Netzwerk:
gleich was in die Zentrale gefunkt. Nachher wollte er im Büro des Pförtners die Videobänder aus den Rekordern nehmen, um jedes Risiko auszuschließen.
    Sie kamen unten an und suchten sich eine Ecke, die kaum ausgeleuchtet war. Dann blickten sie nochmals um sich und begannen, die Kartons auszupacken, die sie mitgebracht hatten.
    „Verdammt komische Sache, sich im Sommer Thermoanzüge überzustülpen“, sagte Linda.
    Bronco und Frank lächelten.
    „Tja, ohne Schweiß kein Preis“, sagte Joel leise und nahm einen der Anzüge aus dem Karton. Es war ein königsblauer Thermoanzug, der für gewöhnlich zum Skifahren verwendet wurde. Linda hatte ihn – wie die anderen Anzüge auch – aus dem Lager des Geschäfts, in dem sie arbeitete, mitgehen lassen. Es waren unverkaufte Waren vom letzten Winter. Joel hatte herausgefunden, dass sich damit die Wärmeabstrahlung des Körpers nach außen praktisch unterbinden ließ, weil ja eine der Funktionen solcher Anzüge darin bestand, die Wärme im Inneren zu speichern. Da die Infrarotsensoren der Alarmanlage veraltet waren und es sich auch nicht gerade um die besten Modelle handelte, konnte er erwarten, dass die Sache funktionieren würde.
    Ein großes Problem war allerdings der Kopf. Der menschliche Körper verliert einen Großteil seiner Wärmeenergie über den Kopf und diese würde wohl auch genügen, die Infrarotsensorik zu stimulieren. Deshalb hatten sie Strumpfhosen und Plastiktüten mit Atem- und Gucklöchern dabei, die die Wärmeabstrahlung verhindern sollten.
    Im Rucksack waren noch die Pläne, Handbücher und Skizzen. Außerdem hatten sie eine Klappleiter mitgebracht, weil sich nicht wenige der Bewegungsmelder an der Decke befanden.
    „Ich schlage vor, wir ziehen uns die Plastiktüten in jedem Fall über die Strümpfe“, sagte Joel sehr leise. Er sah zu, wie sich Linda in den Anzug zwängte. Sie sah aus wie eine von diesen reichen Jet-Set-Starlets, die sich in irgendwelchen Luxusskiorten zum alljährlichen Stelldichein trafen.
    Auch Bronco und Frank hatten die Thermoanzüge mittlerweile an, ebenso er selbst. Sie sahen jetzt aus wie eine Gruppe Skifahrer, die sich auf die falsche Piste verirrt hatte. Von den Füßen bis zum Hals war alles dicht mit Ausnahme der Hände.
    Linda verteilte die Strümpfe, die sie sich überzogen.
    Frank war der Erste, der sich die Plastiktüte überstülpte und am Hals festband, nachdem er Atem- und Gucklöcher justiert hatte.
    Bronco und Linda brachen in ein verhaltenes Gelächter aus, das Joel unter der Mahnung zur Vorsicht abwürgte. Dabei zeigte er in die Weiten der Tiefgarage, die stumm im weißen Licht hässlicher Neonlampen vor ihnen lag.
    Zuletzt zogen sie die Handschuhe an und stellten die Kartons in der Ecke ab.
    Dann schritten sie zum Fahrstuhl.
    Dort angekommen, griff Joel in die rechte Tasche und holte eine Chipkarte von der Größe einer Kreditkarte heraus, die er durch den Schlitz des kleinen Metallkastens zog, der unweit der Funktionsknöpfe angebracht und nur für das Personal bestimmt war. Glücklicherweise war diese Technik auch schon veraltet, denn anders als bei modernen Anlagen dieser Art würde durch die Verwendung der Chipkarten am Fahrstuhl – um diese Uhrzeit! – kein Signal in die Zentrale der Sicherheitsgesellschaft abgegeben. Sie konnten also sicher sein: Ihr Eindringen über den Lift würde nicht bemerkt werden.
    Leise zischend öffnete sich die Fahrstuhltür, und Joel sah die anderen an. In ihren Augen lag eine freudige Verwunderung, was durch die Gucklöcher gerade noch zu erkennen war.
    Sie traten ein. Bevor sich die Tür schloss, blickte Joel noch einmal in die Tiefgarage hinaus, in der niemand zu sehen war. Dann drückte er EG , und der Lift setzte sich in Bewegung.
    „Ich fass es nicht: Wir sind drin!“, sagte Bronco. Auch Linda und Frank freuten sich. Sie hätten sich wohl lächeln sehen können, wären sie nicht maskiert gewesen.
    Joel lächelte nicht. Er war in Gedanken bereits bei den Infrarotmeldern und bekam das Gefühl, dass gleich so etwas wie die Stunde der Wahrheit schlagen würde. Denn alles, was bisher zu tun gewesen war, war verhältnismäßig einfach gewesen. Das Studieren der Pläne – das ihm jetzt so wunderbar theoretisch erschien –, das Klauen der Schlüssel, das Besorgen der Klamotten und das Dozieren über die Alarmanlage; all das war überschaubar gewesen und hatte vor allem ein Merkmal: Wenn dabei etwas schief gegangen wäre, hätte das keine Auswirkungen gehabt. Das war nun

Weitere Kostenlose Bücher