BLUTIGER FANG (German Edition)
wird es bereuen. Das garantier’ ich.“
„Bronco … nein“, sagte Linda. Ihre Stimme klang eindringlich. „Joel hat Recht. Solange wir nicht wissen, was sich abgespielt hat, sollten wir nicht reingehen.“
„Ach was. Kramer hat bloß Schiss und verkompliziert alles. Auf den sollten wir nicht hören.“ Bronco erhob sich und ging mit zügigen Schritten los.
Linda folgte ihm.
Joel erhob sich ebenfalls und blickte den beiden nach. Er sah, wie Linda Bronco am Arm packte und hörte sie aufgeregt tuscheln. Was sie sprachen, konnte er von hier aus nicht verstehen. Er wandte sich ab.
Zufällig erblickte er ein Automodell, das auf einem Regal stand. Es hatte eine Fernsteuerung und kostete richtig Geld, wie er beim Näherkommen sah: 279,99 Euro. Joel nahm es in die Hand, begutachtete es und überlegte.
Indessen kamen Linda und Bronco zurück. Offenbar hatte sie ihn rumgekriegt, nicht ins Restaurant zu gehen.
„Also, was schlägst du vor, Kramer?“
„Ich hab’s“, sagte Joel und deutete auf den Modellwagen.
„Jetzt ist er übergeschnappt“, sagte Bronco, „was willst du denn mit dem Kinderkram?“
„Den setzen wir ein.“
„Einsetzen? Als was? Als Spielzeug für Frank?“ Linda und Bronco sahen sich an.
„Himmel, seid ihr schwer von Begriff! Nicht als Spielzeug – als Ablenkungsobjekt. Oder genauer: als Sonde.“
„Was?“ Linda ergriff Broncos Arm.
„Das Teil hat ‘ne Fernsteuerung“, sagte Joel, „und damit schicken wir es ins Restaurant. Wenn einer drin ist und losballert, dann wissen wir, was Sache ist. Und falls keiner ballert, wissen wir’s auch.“
Da sie nicht mehr viel Zeit hatten zu überlegen und auch keine bessere Idee, stimmten Bronco und Linda zu.
Joel schaute nach, ob Batterien in dem Auto waren. Es waren welche drin. Auch in der zugehörigen Pistolenfernsteuerung waren welche. Das ganze verdammte Ding war einsatzbereit, vermutlich weil es im Tagesbetrieb als Vorführgerät fungierte.
Es war ein Mercedes CLK Tourenwagen von Yokomo, Modell YR-4K im Maßstab 1:10. Das detailgetreue Auto war etwa so groß wie eine Schuhschachtel, in Silbermetallic lackiert und ging ab wie eine Rakete. Es hatte einen kurzen Radstand und einen 4WD-Antrieb, was das Fahrverhalten günstig beeinflusste, sodass man nicht allzu viel Übung brauchte, um es steuern zu können.
Joel bediente die Fernsteuerung und lenkte das Auto hin und her, wobei er unterschiedliche Tempi ausprobierte.
Plötzlich riss ihm Bronco die Fernsteuerung aus der Hand. „Ich fahre!“
Joel packte das Automodell unter den Arm und gemeinsam gingen sie hinüber zu den Rolltreppen, daran vorbei und weiter zur Weißen Ware.
Dort postierten sich Linda und Bronco hinter zwei Kühlschränken.
Joel wandte sich ab und brachte das Automodell etwa auf halbe Wegstrecke zum Eingang des Restaurants. Er stellte den Wagen vorsichtig auf den Boden. Beim Aufrichten fröstelte er und beeilte sich, zurückzugehen.
Bronco stützte sich mit den Ellenbogen auf den Kühlschrank und hielt die Fernsteuerung in der Hand. „Man sieht ja gar nichts.“
In der Tat war es so dunkel, dass man das Fahrzeug nur erahnen konnte. Zwar hatte es einschaltbare Scheinwerfer, doch waren sie nicht an.
Bronco suchte die Fernbedienung ab, fand aber nichts, womit man die Scheinwerfer hätte einschalten können. „Jemand muss Licht machen.“
Joel zögerte. Warum war es Bronco auf einmal egal, ob Licht an war oder nicht? Ohne weiter nachzudenken, knipste er die Taschenlampe an und leuchtete zum Auto hinüber.
Bronco fuhr los.
Der Elektromotor des Fahrzeugmodells surrte leise auf.
Joel folgte dem Wagen mit der Taschenlampe. Es hatte fast etwas von einem Suchscheinwerfer der Polizei.
Kurz vor dem Eingang bremste Bronco den Wagen noch einmal ab, sah Linda und dann Joel an.
Abrupt wandte er sich der Fernsteuerung zu und gab Gas.
Joel hielt den Atem an.
Langsam setzte das Auto über die Schwelle und fuhr in das Restaurant hinein. Schließlich verschwand es aus dem Schein der Taschenlampe. Man konnte jetzt nur noch den Motor surren hören.
Bronco bremste den Wagen erneut. „Und jetzt?“
„Fahr weiter, fahr einfach weiter“, sagte Joel.
Bronco gab Gas.
Plötzlich heulte der Motor hell auf. „Mist, ich bin irgendwo rangekommen.“
„Leg den Rückwärtsgang ein“, sagte Joel. Er wunderte sich, wie ruhig er war.
Bronco lenkte den Wagen zurück und dann in eine andere
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