BLUTIGER FANG (German Edition)
Gaumen.
Bronco schmeckte den bitteren, widerwärtigen Geschmack des Blutes.
Dann überkam es ihn. Er übergab sich ohne jede Ankündigung. Eine dicke, klebrige Fontäne schoss aus seinem Mund und klatschte auf den Boden, wo die anverdauten Überreste des Abendmahls noch einmal in die Höhe sprangen, bevor sie in der blutroten Tunke verschwanden, aus der sie beim Aufschlag abgeprallt waren.
Bronco schleppte sich halb gebeugt zur Bar, wischte sich den Mund ab und übergab sich erneut.
Dann nahm er ein Glas, ließ vom Hahn in der Spüle Wasser ein, hustete und trank, wobei ihm glasiger Rotz aus der Nase triefte.
Wieder bekam er das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Vor allem, wenn er sich mehr aufrichtete. Doch diesmal konnte er sich zurückhalten. Er prustete nur noch.
Bronco sah sich im Spiegel hinter der Bar an und erschrak über seinen Anblick. Schrecklich sah er aus, blass, mitgenommen und schockiert. Um diesen Anblick nicht länger ertragen zu müssen, ging er hinter die Bar, wandte sich um, und das Bild des Schreckens war wieder außerhalb seiner selbst. Er sah die tote Löwin, die Verwüstung, die Leichen. Frank lag noch immer so auf der Seite – und jetzt mit dem Rücken zu ihm – wie er ihn eben hatte liegen lassen, als er den Schlüssel vom Gürtel gerissen hatte. Der arme Kerl fand nicht einmal mehr die Kraft oder den Willen, sich auf den Rücken zu drehen. Doch lebte er anscheinend noch, denn die rechte Hand zuckte gelegentlich.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er Frank auf die Seite des verdrehten Arms gewendet haben musste. Himmel, was musste der für Schmerzen haben!
Bronco trank noch einmal, unterdrückte einen Würgereiz und sah aus dem Restaurant hinaus. Dort lagen der andere Wächter und, in der Nähe des Eingangs, dessen Waffe, die er beim Angriff hatte fallen lassen.
Die Waffen!
Er wollte doch die Waffen holen, wozu er noch immer nicht gekommen war.
Dennoch blieb er hinter der Bar stehen. Ihm war so schlecht und alles vermengte sich zu einem merkwürdigen, fremden und nie zuvor erlebten Gefühlsbrei. Er fühlte die Angst, spürte den körperlichen Druck, den Widerwillen und den Ekel.
Zu all dem stieg noch eine weitere Sorge hoch, die sich auf Frank bezog. Bronco wusste sehr wohl, dass er ihn eigentlich hier rausschaffen, ihm helfen, ihn retten müsste. Aber das erschien als unlösbares Problem. Wie sollte er das machen? Wohin ihn bringen, ohne dahin gehend aufzufallen, was sie heute Abend hier getan hatten? Der Arzt würde fragen, wo, wann und wie das passiert sei. Er würde sehen, dass nur ein Tier Frank so zugerichtet haben konnte und sofort die Polizei verständigen. Alles würde herauskommen und dann wären sie dran.
Bronco fiel auf, dass er sich mit der Faust aufs Bein schlug. Er drehte sich um und schaute in den Spiegel. Sein Gesicht, noch vom Ekel gezeichnet, verzog sich zu einer Grimasse, in der allmählich der Ärger über den unglücklichen Verlauf der Dinge die Oberhand gewann.
Plötzlich drang von draußen ein Geräusch herein. Was war das?
Er wandte sich schnell vom Spiegel ab, verließ die Bar, ging vorsichtig zu dem Wachmann, bei dem er eben gestürzt war, nahm die Waffe, putzte sie ab, sicherte sie und steckte sie hinten in den Gürtel. Dann ging er zu Frank und zog ihn, sodass der wieder auf dem Rücken liegen konnte. Bronco sah ihm in die Augen. „Tut mir Leid, Mann, für dich ist die Reise hier zu Ende.“
Frank sah ihn entsetzt an.
Bronco hatte das Gefühl, dass Frank irgendwie geglaubt haben musste, ihm würde doch noch Hilfe zuteil. Er hatte ja nicht sehen können, dass Bronco einfach nur an der Bar gestanden, sich übergeben, getrunken, nachgedacht und sich dabei vor Angst fast in die Hosen gemacht hatte.
Ohne noch etwas zu sagen, stand Bronco auf.
Frank versuchte, seine rechte Hand zu heben, was ihm sichtlich schwer fiel. Er hob den Kopf ein wenig und ließ ihn gleich wieder sinken.
Bronco ging zum Ausgang und, als er die Lage draußen geprüft hatte, hinaus zur Leiche des Wachmanns. Dort blieb er stehen, bückte sich – wobei er unablässig in die Dunkelheit äugte – und hob auch diese Waffe auf, die er zu der anderen in den Gürtel steckte.
Bronco sah den Toten an und spielte mit dem Gedanken, ihm auch den Waffengurt abzunehmen, um die Pistolen besser unterbringen zu können. Beide Waffen einfach so hinten hängen zu haben, schränkte ihn in der Bewegungsfreiheit ein. Er brachte es aber vor Ekel nicht über sich, ihm den Gurt
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