BLUTIGER FANG (German Edition)
abgeblieben wäre – und den Rest würden Wildtiere erledigen. Es kam ja immer wieder vor, dass Leute einfach verschwanden. Warum also nicht auch er?
Der Entschluss, zurückzugehen, war gefasst.
Dann wurde Bronco doch wieder in den Sitz gedrückt, aus dem er sich schon nach vorn gebeugt hatte, um auszusteigen. Der Grund war ein Problem, das größer und gewichtiger war als alle anderen zusammen.
Und auch dieses Problem hatte einen Namen: Kramer.
Was war mit ihm? Wie würde er die Sache sehen? Wäre Kramer damit einverstanden, wie Bronco sich den weiteren Verlauf so dachte, vor allem im Hinblick auf Frank?
Bronco schreckte hoch bei der Vorstellung, dass womöglich in diesen Minuten, in denen er bloß im Wagen saß und nachdachte, Kramer sich befreit haben und die Polizei verständigen könnte. Nur wenig beruhigend fiel ihm ein, dass Kramer zwar die Chipkarten, nicht jedoch die Schlüssel hatte, um ins Büro zu kommen, denn die Schlüssel lagen ja neben ihm auf dem Beifahrersitz. Linda hatte kein Handy dabei und das von Frank hatte er selbst in der Tasche. Doch sein Mobiltelefon lag irgendwo auf der Rolltreppe, war eingeschaltet und zum Telefonieren bereit.
Broncos Magen zog sich zusammen, als ihm klar wurde, dass er schon wieder schnell entscheiden und handeln sollte, wenn er die Dinge zu seinen Gunsten wenden und so verhindern wollte, dass noch mehr schief lief.
Und dann Linda! Wie sollte er ihr erklären, warum er so lange fort war? Hatte sie Kramer befreit? Bronco wusste sehr wohl, dass sie heftig in ihn verschossen war, und fühlte: auf weibliche Prioritätensetzung in Sachen Liebe war Verlass. Doch allerletzte Gewissheit hatte er nicht. Deshalb setzte er darauf, sie durch seine bloße Anwesenheit und mit halbwegs schlüssigen Argumenten auf seine Seite zu ziehen, sollte sie abtrünnig geworden sein – also ein Grund mehr, zurückzugehen.
Seine Gedanken überschlugen sich hinsichtlich ihrer Vorrangigkeit. Unter der Schicht, die die Probleme um Frank enthielt, gärte jene, die Kramer betraf. Kramer als Verbündeter, Kramer als Feind und Gegenspieler, vor allem aber Kramer als Problem – als großes Problem!
Ach, und die Löwen, bei all dem auch noch die Löwen!
Kramer und die Löwen – die Löwen und Kramer.
Die Spuren, die Toten und Linda.
Schnell stieg Bronco aus dem Wagen und atmete tief durch. Er blickte die Straße hinunter und dachte an Kramer und daran, was die Löwen mit Frank gemacht hatten.
Er nahm sich vor, im Hinblick auf Kramer die Lage zu prüfen. In Gedanken malte er sich zwei Möglichkeiten aus, eine, bei der es Ja, und eine, bei der es Nein heißen würde. Wie er so bei der letzten hängen blieb, merkte Bronco, dass sich als mögliche Lösung eine teuflische Vision auftat. Eine Vision, die das Schicksal Kramers betraf. Und diese Vision verbündete sich mit Überlegungen hinsichtlich Franks, falls der noch leben sollte.
Erneut dachte Bronco an die Löwen und an Kramer, während er den Weg zum Parkhaus antrat. Er schlug mit der Hand energisch gegen sein rechtes Bein.
Immer wieder drängte das Bild der Löwen und auch das Kramers nach vorn, und beide traten in seiner Vorstellung in eine erschreckende Beziehung zueinander. Eine Beziehung, die schon die Wächter mit den Löwen eingegangen waren.
Noch versuchte Bronco, dieses Bild zu dämpfen, doch wie lange das noch gehen würde, wusste er nicht.
Er wusste nur, dass dies ganz stark davon abhing, wie Kramer sich verhalten, wie er die Lage sehen und sich schließlich entscheiden würde.
26
Bronco war im Parkhaus zurück, stand vor dem Aufzug und fluchte. Denn der war verschlossen und der Schlüsselbund lag im Auto. Er hatte ihn schlicht vergessen. Deshalb verließ er das Parkhaus und merkte erst unterwegs, dass er auch die Waffen im Wagen hatte liegen lassen.
Er verstand nicht, wie das hatte passieren können, huschte über die Straße, ging im Laufschritt zum Auto zurück, holte den Schlüsselbund und die Waffen und rannte ins Parkhaus.
Unten fluchte Bronco ein zweites Mal, denn er hatte noch ein Problem. Er konnte die Lifttür nicht öffnen, weil dazu neben dem passenden Schlüssel auch eine Chipkarte durchgezogen werden musste; und die hatte nicht er, sondern Kramer.
Wollte denn heute gar nichts mehr gelingen?
Bronco stand vor dem Lift und schüttelte den Kopf.
Er war ausgesperrt!
Plötzlich schleuderte er den Schlüssel gegen die Lifttür, der hell klirrend dagegen schlug und rasselnd zu Boden fiel.
Bronco ging vor
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