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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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schaffte.
    Bronco vermochte nicht auszumachen, wie weit es bis zur Tür war. Der Gang schien sehr schmal zu sein und musste, bei Licht betrachtet, kahle, schneeweiße Seitenwände haben, vor denen sich im Zuge der Gewöhnung an die Dunkelheit nach und nach einzelne Gegenstände abzeichneten.
    Licht wollte er nicht anmachen. Die Worte Kramers lagen ihm in den Ohren, keinerlei Elektronik zu betätigen, weil damit die Gefahr verbunden war, womöglich in der Zentrale Alarm auszulösen. Die Taschenlampe hatte er bei der überstürzten Flucht nicht mitgenommen. Sie wäre auch das Letzte gewesen, woran er angesichts der Löwen gedacht hätte. Er musste also wohl oder übel den Weg durch die Dunkelheit antreten, um in die Kaufabteilungen zu kommen.
    Ob die Löwen auch hierher kommen konnten?
    Bronco fröstelte bei der Vorstellung, dass er womöglich Schritt um Schritt auf den Pascha zugehen könnte, der in der Dunkelheit auf ihn lauerte und ihn vielleicht schon längst beobachtete.
    Dann gab er sich einen Ruck.  
    Vorsichtig setzte er einen Fuß nach vorn.
    Dann machte er noch einen Schritt und wieder einen.
    Plötzlich hörte er ein leises Geräusch.
    Er fühlte etwas am Fuß, was er nicht identifizieren konnte.
    Er bückte sich nicht, um es aufzuheben, weil er nicht wusste, was ihn da unten erwartete. Sein Leisetreterschritt erwies sich in dieser Hinsicht als Blindengang. Bronco tippte den Gegenstand mehrfach an und merkte, dass es etwas Kleines war. Es klang metallisch, vom Gewicht her schien es aber eher etwas Plastikartiges zu sein. Er ignorierte es und schlich darüber hinweg.
    Unvermittelt stieß er wieder an etwas, diesmal aber mit der Schulter. Er nahm den Schritt zurück, kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was es war. Nur langsam hob sich von der schneeweißen Wand etwas ab. Bronco gewahrte den Umriss eines Metallständers, den er bald als Kleiderständer erfühlen konnte. Daran schienen unbehängte Bügel im leichten Rhythmus zu schwingen, die sachte gegeneinander stießen und leise klingelten. Das erste Ding auf dem Boden war sicher ein Kleiderbügel gewesen. Langsam schwante ihm, dass der ganze Gang voll war mit irgendwelchem Zeug, welches das Personal hier liegen ließ oder abstellte.
    Bronco setzte seinen Weg fort und hatte das Gefühl, gut voranzukommen.
    Näher und näher kam er dem Licht.
    Erneut stieß er mit dem Fuß an etwas.
    Mechanisch blickte er hinunter: nichts zu sehen.
    Er machte gleich noch einen Schritt.
    Als er aufsah, blieb ihm das Herz stehen; so heftig, dass er aufschrie.
    Seine Hände schlossen sich krampfhaft um die Pistole und den Schlüsselbund: Da vorn, rechts neben der Tür, war jemand!
    Ja, ganz eindeutig: Da stand jemand an der Tür!
    Bronco schüttelte sich, eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken.
    Eine rabenschwarze Gestalt stand bei der Tür und schien ihn direkt anzusehen.
    Bronco versuchte mit allen Sinnen, Klarheit zu schaffen. Er öffnete seine Augen so weit wie möglich und lauschte angestrengt. Seine Atmung setzte aus. Der Impuls, wegzurennen und am Eingang den Lichtschalter zu betätigen, war zu schwach. Er klebte am Boden wie ein Insekt bei der Todessimulation.
    Wer war das da drüben?
    Wer stand dort an der Tür und wartete auf ihn?
    Bronco äugte, lauschte und versuchte sogar zu wittern, wer das war.
    Oder hatte er sich versehen? Vielleicht sah er ja einen Gegenstand, der einer menschlichen Gestalt nur ähnelte?
    Er schloss die Augen, öffnete sie und blinzelte hinüber.
    Aber nein, das da drüben war ein Mensch! Kein Zweifel! Ein Mensch, der stumm dastand und ihn nicht aus den Augen ließ.
    Eine Gänsehaut kam über seinen Rücken. Der Schweiß auf der Stirn schien gefroren zu sein, und seine Füße waren eiskalt. Er musste unweigerlich an einen dieser Horrorfilme denken, die er so gerne ansah, in diesem Fall an einen Geisterfilm, in dem eine dunkle, rabenschwarze Gestalt die Hauptrolle spielte.
    „Linda, bist du das?“, sagte er ganz leise und erschrak über den Klang der Worte.
    Keine Antwort.
    „Joel, d- … du?“ Dass er noch mal gesprochen hatte, verwunderte ihn selbst.
    Die Gestalt blieb unbewegt und sagte nichts.
    Bronco überlegte. Sicher wollte ihn der Fremde aus der Reserve locken. Es konnten weder Kramer noch Linda sein, denn die hätten längst was gesagt. Nein, es musste einer der Wächter sein.
    Einer der Wächter?
    Bronco durchlief es eiskalt.
    Das konnte doch nicht sein, denn die lagen tot im 1. Stock, alle beide. War es

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