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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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und reichte ihn Maggie.
    Sie sah die drei Männer an, bevor sie den Inhalt überflog. Jeder einzelne der drei beobachtete sie mit unterschiedlichem Gesichtsausdruck, aus dem unschwer die jeweiligen Interessen herauszulesen waren – Interessen, so unterschiedlich wie das äußere Erscheinungsbild der Männer.
    Maggie schätzte, dass Wurth ungefähr in ihrem Alter war, Mitte dreißig, ein kleiner, aber gut durchtrainierter Typ. Er hatte sein Sportjackett sofort ausgezogen, nachdem sie ins Flugzeug gestiegen waren, und die Ärmel seines Hemds hochgekrempelt. Sie mochte Wurth, der nicht versuchte, einen auf vornehm zu machen und seine Herkunft aus dem Arbeitermilieu zu verleugnen. Er rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
    Der vollkommene Gegensatz dazu war Senator Foster: Groß und schlank lehnte er elegant in seinem Sitz, die Beine weit von sich gestreckt, um möglichst viel Raum einzunehmen. Die Fingerspitzen hatte Forster in einer Denkergeste aneinandergelegt, den Kopf hielt er hoch erhoben, als wolle er jeden besonders auf das Grübchen in seinem Kinn aufmerksam machen. Er erinnerte Maggie an einen Universitätsprofessor: nachdenklich, besonnen sprechend, so als würde er tatsächlich jedes seiner Worte gründlich abwägen.
    Kunze war das genaue Gegenteil – sowohl von Wurth als auch von Forster. Mit seinem breiten Kopf und den massigen Schultern erinnerte er mehr an einen gut gekleideten Rausschmeißer in einem Nachtklub. Wenn man ihm in die Augen sah, hielt man ihn leicht für etwas beschränkt, dabei beobachtete und analysierte er jede Bewegung seines Gegenüber genauestens. Er nutzte dieses Image des hohlköpfigen Muskelprotzes zu seinem Vorteil. Beim FBI wurde sogar gemunkelt, dass er es sich absichtlich antrainierte.
    Kunzes Vorgesetzte sagten ihm nach, zielstrebig zu sein und einen scharfen Verstand zu besitzen. Maggie beurteilte ihn eher als hinterhältig, reizbar und rachsüchtig. Oder besser gesagt als einen ziemlich ungeschlachten Typ, der es nicht verdiente, in Kyle Cunninghams Fußstapfen zu treten und womöglich dessen Position zu übernehmen.
    Bevor Kunze stellvertretender Leiter der Verhaltensforschungsabteilung geworden war, hatte Maggie nie mit dem Mann zusammengearbeitet. Trotzdem hatte Kunze sich bereits eine ziemlich negative Meinung über sie gebildet. Offensichtlich besaß er kein Verständnis für ihren Hang, die Vorschriften locker auszulegen. Sein Vorwurf, dass Maggie und Agent Tully durch ihre Nachlässigkeit den Tod von Cunningham mitverschuldet hatten, war absurd. Maggie fragte sich, warum Kunze so daran gelegen war, diesen Vorwurf aufrechtzuerhalten. Es erschien ihr fast schon lächerlich, nur traute sie dem Mann durchaus zu, dass er fähig war, damit durchzukommen.
    In dem Hefter, den Kunze ihr gegeben hatte, befanden sich einige Vermerke über Telefongespräche und E-Mails. Der Inhalt war nicht besonders aussagekräftig. Das Übliche eben. Die Gruppe, um die es ging, nannte sich „Citizens for American Pride“, kurz CAP Laut eigener Aussagen waren sie patriotische Bürger, die um „Stolz und Sicherheit“ des Landes kämpften. Maggie kannte diese Gruppe und auch ähnliche. Die meisten hatten ihre Anhänger über das Internet oder an Universitäten gefunden. Ihre Mission, die sie unter dem Deckmantel von gesetzestreuen Normalbürgern verfolgten, unterschied sich nicht grundlegend von den rassistischen Vereinigungen der 80er- und 90er-Jahre.
    Statt sich in Hütten und Lagern zu verstecken, organisierten die Gruppen Familienpicknicks und ähnlich harmlos klingende Dinge. Manchmal wurden sie dabei von der Kirche unterstützt, auch wenn sie sich keiner bestimmten Glaubensrichtung zugehörig fühlten. Zudem hielten sie Versammlungen an den Universitäten ab. Wie Maggie in Erinnerung hatte, predigten die meisten Gruppen den Wert der Familie und kämpften gegen das Outsourcing von Jobs. Ziel war es, die Flut von Einwanderern zu stoppen und den Kauf amerikanischer Produkte zu fördern. Maggie erinnerte sich an eine ganzseitige Zeitungsanzeige der CAP kurz vor dem Beginn des allgemeinen Weihnachtsgeschäfts. In dieser Anzeige wurde dazu aufgefordert, elektronische Spiele zu boykottieren, weil Jugendliche dadurch abhängig und krank wurden.
    Picknicks, Boykotts, Versammlungen, Anzeigenkampagnen – das alles klang nicht nach einer Gruppe, die fähig wäre, in einem überfüllten Einkaufszentrum Bomben zu legen.
    Maggie wollte sich gerade

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