Blutiger Freitag
herunter.“
Asante riss sich die Handschuhe von den Fingern, um besser arbeiten zu können. Auf der Rolltreppe hatte er vorhin schnell zwei Fotos mit der Handykamera gemacht.
„Die Frau war wahrscheinlich mit dem dritten Boten zusammen“, murmelte er. „Das könnte erklären, weshalb das Signal von ihr kam.“
Er tippte schnell und geübt auf das Keyboard, um das Menü zu öffnen, in dem er die Fotos versenden konnte. „Ich möchte wissen, wer diese beiden sind. Zuerst die Frau. Ich will alles: Kreditkarten, Führerschein, Pass, Adresse, Gesundheitszustand, Eltern, Geschwister ... die ganze Nummer.“
„Kein Problem.“
„Wann welche Fotos veröffentlicht werden sollen, gebe ich noch durch.“
„Alles klar. Noch etwas?“
„Ich muss meinen Flug erreichen. Danko soll den dritten Boten weiter über GPS verfolgen.“ Mit einer schnellen Bewegung holte er erneut die Seite auf den Bildschirm, auf der das GPS-Signal zu sehen war. Es befand sich noch immer innerhalb des Einkaufszentrums. Asante stieg in seinen Wagen und beobachtete einen Augenblick die Szenerie auf der Straße. Gab es vielleicht doch noch eine Möglichkeit, diese unverschämte Göre sofort zu erledigen?
„Sir, ich hätte da etwas Besseres.“
„Wie bitte?“
„Über das iPhone wurde gerade eine SMS verschickt, die ich abgefangen habe. Dadurch kann ich Danko genau sagen, wohin die Zielperson geht.“
Natürlich. Wie konnte er das vergessen haben. Asante grinste. Dieses Problem war schneller zu lösen als gedacht.
„Wohin?“
„St. Mary’s Hospital. Sie googelt gerade die Adresse und will sich sofort auf den Weg machen. Ich habe Zugang zu allen Textnachrichten, die von dem Gerät empfangen und gesendet werden.“
19. KAPITEL
Mall of America, Minneapolis
Nick Morrelli folgte dem Sicherheitsteam zum Vordereingang des Einkaufszentrums. Er klopfte sich den Schnee vom Trenchcoat und fuhr sich mit den Fingern durch das schneebedeckte Haar.
Stiefel. Ich hätte mir ein Paar Stiefel mitbringen sollen.
An die hatte er in der Eile nicht gedacht. In Omaha schneite es nie. Laut Jerry Yarden, einem der Sicherheitsbeamten, ließ der Schneefall bereits nach. Hörte sich so an, als wären die zehn oder fünfzehn Zentimeter, durch die sie mühsam stapften, keine große Sache. In Minnesota war man das wohl gewohnt.
„In etwa einer Stunde wird es aufhören zu schneien“, erklärte er Nick.
Der lief neben Yarden her und musste sich anstrengen, um mit ihm Schritt zu halten. Nick war mindestens einen Kopf größer als sein Begleiter, aber der Mann lief ziemlich flott über den Parkplatz. Was nicht so schwer war. Schließlich trug er auch Stiefel.
Nick blieb etwas zurück und ließ Yarden zuerst die Polizeibarrikade passieren. Das war schon die dritte innerhalb kürzester Zeit. Während Yarden bereits seinen Ausweis vorzeigte, stakste Nick vorsichtig weiter. Inzwischen waren seine Lederslipper voller Schnee. Er befürchtete, mit den glatten Sohlen auszurutschen und sich zum Narren zu machen. Nick wartete, bis er an die Reihe kam, und zog dann, ohne ein Wort zu verlieren, die notwendigen Papiere hervor. Der Polizeibeamte vor ihm hatte sich seine Marke an den Schenkel gebunden. An seiner Schulter war ein Walkie-Talkie befestigt. Er trug einen schwarzen Schutzhelm und eine kugelsichere Weste. In der einen Hand hielt er sein Gewehr, mit der anderen griff er nach Nicks Ausweis und hob ihn zur Begutachtung hoch. Auf diese Weise musste er nicht nach unten sehen und die Sichtkontrolle über den Parkplatz aufgeben.
Er musterte Nick sehr lange. Nicht nur weil er Foto und Gesicht eingehend verglich, sondern offensichtlich auch, um zu prüfen, ob Nick sich dadurch verunsichern ließ. Jedes Zeichen von Nervosität würde ihn zu einem Verdächtigen machen, den man nicht an der Wache vorbeiließ. Nick hätte dem Beamten gern gesagt, dass er seine Vorgehensweise respektierte. Aber das würde womöglich unprofessionell wirken. Also schwieg er und nahm seine Papiere und die Marke mit einem knappen Nicken wieder entgegen. Sobald der Polizist Nick und Yarden durchgewunken hatte, schweifte sein Blick schon wieder umher, bereit, die nächste Bedrohung ausfindig zu machen.
Obwohl alle Bomben im zweiten Stock hochgegangen waren, sah man auch im Erdgeschoss Anzeichen von Verwüstung. Überall lagen Scherben und Mauerbrocken herum.
Die Sprinkleranlage hatte sich hier unten zwar nicht aktiviert, trotzdem war die Luft kalt und feucht, sodass Nick bereits zu seinem
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