Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
schmerzte in den Augen, und mit der Zeit wurden selbst Dinge weiß, die vorher andersfarbig gewesen waren.
    Seine Verfolger bewegten sich im Laufschritt. Langsam wurden ihm die Bewohner des kleinen Bauerndorfes unheimlich. Nicht nur, dass sie sich abends trafen, um ihre Kinder gegeneinander kämpfen zu lassen, und dass sie dort wohnten, wo selbst Bären erfroren. Nein, sie liefen auch noch tagelang hinter einem Kriegsoger her. Rator war es gewohnt, dass man vor ihm weglief. Es war nicht das erste Mal, dass ihm Hüttenbauer folgten, doch normalerweise befanden sich diese in Ketten, um zu Sklaven gemacht zu werden.
    Unter anderen Umständen hätte er sich den Menschen gestellt, doch die Gefahr, bei einem Kampf verletzt zu werden, schien ihm zu hoch. Er musste dem Weg des Zauberpulvers folgen. Es nützte ihm nichts, wenn er nur humpelnd in die gewiesene Richtung lief. Es galt auch, eine bestimmte Entfernung am Tag zurückzulegen. Wie groß diese war, wusste er nicht genau zu sagen, aber es war sicher weiter, als ein Verletzter laufen konnte.
    Aus demselben Grund konnte er auch nicht versuchen, seine Verfolger durch einen Richtungswechsel loszuwerden. Er würde die dadurch verlorene Zeit nicht wieder aufholen können. Vielleicht funktionierte der Zauber auch ganz anders, aber wer verstand schon, was ein Zauber wirklich tat?
    Rator entschloss sich, so weiterzumachen wie bisher. Wenn die Fremden ihn einholten - gut; wenn sie ihn nicht einholten - auch gut. Die Hauptsache war, der Richtung zu folgen, die das Pulver vorgab.
    Der Kriegsoger folgte stur seinem Weg, nur ab und zu drehte er sich um und sah nach seinen Verfolgern. Die sechs Menschen hinter ihm schlossen langsam, aber sicher auf. Es würde wohl noch bis zum Abend dauern, bis sie ihn tatsächlich eingeholt hätten, und dann würde sich zeigen, wie gut sie kämpfen konnten.
    Noch immer hatte Rator keine Ahnung, wohin ihn das Zauberpulver führen würde. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Gott diese trostlose Gegend als Heimat wählte. Götter sollten seiner Meinung nach in riesigen Festungen leben. Festungen, die so groß waren wie Berge, mit Hallen, die jeden beherbergen konnten, der sich würdig erwies, an der Seite der Götter zu sitzen.
    Es war um die Mittagszeit, als Rator erneut nach den Männern hinter sich schaute. Sie waren bereits bis auf etwa eine Meile herangekommen. Anscheinend hatten auch sie Rator inzwischen entdeckt und versuchten nun, ihn einzuholen, bevor es dunkel wurde.
    Rator dachte einen Moment über seine Möglichkeiten nach. Gehetztes Wild ist eine leichte Beute, hatte man ihm bei seiner Ausbildung zum Kriegsoger immer wieder eingebläut. Wenn es kein Entkommen gab, sollte man sich seinem Feind gleich stellen. Es war wenig sinnvoll, seine letzte Kraft damit zu vergeuden wegzulaufen.
    Also blieb Rator stehen. Er löste seine Breitaxt vom Gürtel und entledigte sich seines spärlichen Gepäcks. Dann drehte er sich um und wartete darauf, dass seine Verfolger ihn erreichten. Es dauerte eine Weile, bis Rator erkannte, dass auch die Menschen stehen geblieben waren. Er vermutete, dass ihre Verunsicherung durch sein plötzliches Halten ausgelöst worden war. Vielleicht beratschlagten sie sich, wie sie ihn am besten angreifen konnten. Vielleicht hatten sie aber auch einfach Angst.
    Wenig später konnte er jedoch beobachten, dass sie damit begonnen hatten, ein Lager aufzuschlagen. Die Fremden scharrten mit den Händen im Boden und kappten mehrere Büsche, deren Zweige sie fein säuberlich im Lager zusammentrugen. Voller Genugtuung beobachtete Rator das Gehabe der Menschen. Aufgeregt deuteten sie in seine Richtung.
    »Hüttenbauer voll von Angst«, schrie er ihnen entgegen. »Haben Hunger, haben Durst. Seien zu schwach, um kämpfen mit Oger. Laufen nach, wie Aasfresser.« Er hob seine Axt über den Kopf und brüllte: »Menschen gehen zurück in Dorf, pflügen eisigen Acker. Rator gehen Tabal, sitzen an Seite von Gott und spucken auf Angstlinge.«
    Wahrscheinlich konnten die Menschen ihn nicht hören, aber es war die Geste, die zählte. Rator hatte es satt, auf Hüttenbauer zu treffen, die sich eigenartig benahmen. Er hatte genug von Elfen, die aus dem Wasser kamen, unverwundbaren Männern, größenwahnsinnigen Menschen und Zwergen, die dachten, sie wären eine Hilfe im Kampf. Es wurde wirklich Zeit, dass endlich mal jemand einsah, dass es dumm war, sich mit ihm anzulegen.
    Voller gerechtem Zorn nahm Rator seine Sachen wieder auf und kehrte seinen

Weitere Kostenlose Bücher