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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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drauftust.«
    »Stimmt. Eis.«
    Talia drehte sich ein wenig und schaute zum anderen Ende des Ganges. Harry folgte ihrem Blick. Sie sah zu einem Typen am Tresen hinüber. Den hatte Harry schon einmal gesehen. Es war einer der Jungs, die Talia umringt hatten, bevor sie zum zweiten Mal zusammen einen Kaffee trinken gegangen waren.
    »Gute Freunde?«, fragte Harry.
    »Was?«
    »Du und der Typ?«
    »Bist du eifersüchtig?«
    »Vielleicht.«
    »Nee, keine Freunde. Wir sind mal miteinander gegangen. War nicht so prickelnd. Der ganze Typ war nicht so prickelnd. Und du und das Mädchen von vorhin, wart ihr mal …«
    »Wir waren Kinder, Talia. So richtige Kinder.«
    »Als ich zwölf war, hat mir ein Fünfzehnjähriger gezeigt, wie man die Bratwurst ins Sauerkraut tunkt. War gar nicht so übel, auch wenn ich erst zwölf war. Also von wegen Kinder, das hat nichts zu heißen, Süßer.«
    Harry wusste nicht, was er darauf entgegnen sollte. Also sagte er: »Kayla ist in Ordnung. Wir sind zusammen aufgewachsen. Sie ist voll in Ordnung.«
    »Mir wäre es lieber, wenn du dich nicht mit ihr triffst, Schatz. Die Leute denken sonst, sie hätte mir die Show gestohlen. Und das bin ich nicht gewohnt. Ich teile meine Männer nicht gern.«
    »Männer?«
    »Nur so eine Redensart.«
    »Sie ist echt in Ordnung«, wiederholte Harry. Er fühlte sich innerlich total durcheinander, als ob alles, was er gerade erst verstanden hatte, plötzlich kräftig durchgerührt worden wäre.
    »Oh, das ist unsere Bestellung«, sagte Talia.
    Harry stand auf, um die Burger zu holen.
    Es war kühl in den Bergen, oder was in East Texas eben so als Berg durchgeht. Da oben, wo die Nacht näher und die Sterne heller waren und die dichten Kiefern die schmale Lehmstraße säumten, glitten sie in seinem Auto dahin, als würden sie nicht von Motor und Benzin angetrieben, sondern von Luft.
    Sie fuhren zu einem stillen Ort, der schlicht und einfach Bumshügel genannt wurde. Er lag ziemlich weit oben auf einer Lichtung zwischen den Bäumen, die durch die Landung eines Raumschiffs entstanden zu sein schien, aber wohl doch eher das Ergebnis eines ungeheuerlichen Blitzeinschlags war, der die Bäume weggefegt und die Erde kreisförmig verkohlt hatte.
    Talia kannte die Stelle und führte ihn hinauf. Er parkte in dem kahlen Kreis. Ein halb aufgegessener Mond spendete helles, silbriges, sauberes Licht.
    Der Boden stieg leicht an, und kurz vor der Motorhaube fiel der Hügel wieder ab zu einer Senke. Es war kein richtiger Abgrund, eher ein Abhang, und Harry hatte gehört, dass dort tatsächlich mal ein Auto ins Gebüsch hinuntergefallen war, und drei oder vier Jahre lang hatte es niemand bemerkt. Es hatte einem Pärchen gehört, und manchmal hieß es, dass die zwei erschossen und in ihrem Wagen über die Kante geschoben worden waren. Aber niemand ahnte, dass sie da unten lagen, bis Jahre später Wanderer das Auto fanden und ihre Überreste darin entdeckten.
    Irgendwie machte diese Geschichte, mochte sie nun stimmen oder nicht, den Ort noch aufregender; sie und das Märchen von der fliegenden Untertasse, die die Erde verbrannt hatte.
    Harry hielt also auf der Kuppe des Hügels, kurz bevor sie scharf abfiel, und seine Scheinwerfer zeigten gen Himmel. Als er sie ausschaltete, blieb einzig das Mondlicht; kurz darauf gewöhnten ihre Augen sich an die Dunkelheit, und die Sterne schienen wie glänzende Speerspitzen aus dem Himmel zu pieken und auf sie herabzufallen.
    Sie war hier schon mal, dachte Harry. Frage ich jetzt: »Warst du schon mal hier?« Nein. Keine gute Idee. Denn wenn ja, weiß ich, was sie hier gemacht hat, und sie wird wissen, dass ich es weiß, und vielleicht gefällt es ihr einfach nur hier oben, und dieser einsame Ort hat gar nichts mit Leidenschaft zu tun, vielleicht ist sie einfach bloß Naturliebhaberin, und …
    Sie legte ihm die Hand in den Schritt.
    … vielleicht auch nicht.
    »Zieh mich aus«, sagte sie. »Zeig mir den Mond.«
    Das war das erste Mal, dass sie miteinander schliefen, und es war ein Gemisch aus sich windendem Fleisch, fließendem Mondlicht und kühler Herbstluft, die stark nach Kiefernnadeln roch, nach trockenem Laub, rotem Lehm und der süßen Schärfe aufeinanderklatschender Geschlechtsorgane.
    Mehrmals wechselten sie die Stellung, gingen von Pulli-kühl allmählich über zu nackt-warm. Irgendwann hockte er hinter ihr, sie hatte den Kopf aus dem Fenster gestreckt, ihr rabenschwarzes Haar schwang vor und zurück, während er in sie hineinfuhr, und

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