Blutiges Gold
das zugeben?«
Sie wollte widersprechen. Aber sie konnte nicht. »Es macht mir Angst.«
»Mir auch. Dann hab ich auf einen Monitor gesehen und erblickte diesen verdammten Kerl, wie er versucht, dich zu erschießen. Ich war wie wahnsinnig. Ich habe keine Ahnung, wie ich zu dir gekommen bin. Alles, was ich weiß, ist, dass ich nicht mehr vor allem davonlaufen werde, was uns zueinander zieht. Ich möchte dir gerne … helfen.«
Der Gedanke daran, wie Cherelle ihre alte Freundin betrogen hatte, ließ in Shane den Wunsch aufkommen, ihr jeden einzelnen Knochen in ihrem viel benutzten Körper zu brechen. Aber er wusste, dass Risa dies nicht hören wollte. Das wollte sie vielleicht nie.
Es war so schade, dass Risa nicht dieselbe tiefe Zuneigung für ihn empfand.
Nicht dass Shane sich über die mangelnden Gefühle von ihrer Seite wunderte. Wenn es nach seinem Vater und seiner Mutter ging, gehörte er einfach nicht zu den besonders liebenswerten Menschen. Also hatte er sich wie sein Vater entschlossen, reich zu werden. Doch anders als für seinen Vater war Reichtum für Shane nicht alles.
Doch das hatte er erst in den Minuten gelernt, als er dem Verbrecher im Hawaiihemd zusah, wie er Risa verfolgt und sie zu töten versucht hatte.
»Wie geht es dir jetzt damit?«, fragte er. »Möchtest du immer noch davonlaufen?«
»Nein. Ja.« Sie lachte kurz auf und war dann wieder still. »Ich weiß es nicht.«
Er hätte sie berühren, sie küssen und streicheln können, bis sie so bereit war wie im Aufzug – erregt, leidenschaftlich, hungrig nach ihm. Er wusste, sie würde für ihn brennen wie nie eine Frau zuvor. Er fragte sich, ob sie das wusste und ob es das war, wovor sie sich genauso fürchtete, wie sie es herbeisehnte. Was er von ihrer Kindheit kannte, ließ den Schluss zu, dass sie wohl ebenso viel Zeit damit verbracht hatte, aus Selbstschutz ihre Gefühle zu verleugnen, wie er selbst.
»Also gut.« Shane hob seine Hände von ihren Schultern und wandte sich ab. »Es ist beinahe Zeit fürs Abendessen. Möchtest du gerne etwas essen, bevor wir uns dein Apartment ansehen?«
»Nein.« Das Wort hörte sich an wie ein Krächzen, deshalb räusperte sie sich. »Nein, vielen Dank. Du musst auch nicht mitkommen. Diesmal wird sich niemand im Schrank verstecken.«
»Zu schade.«
Sie wandte sich zu ihm um und sah gerade noch den Anflug des Lächelns eines Jägers vor seiner Beute. Es war kein angenehmes Lächeln. Es war so kalt wie der Mondaufgang im Winter. Zum ersten Mal verstand sie – verstand sie richtig –, dass er für sie ohne zu zögern getötet hätte. Diese Vorstellung berührte sie merkwürdig.
Niemand, nicht einmal Cherelle, hatte ihr jemals solch einen Schutz geboten. Nie.
»Wie auch immer«, fuhr Shane fort. »Bevor die Polizei nicht den Mann gefasst hat, der versuchte, dich umzubringen, gehst du nirgendwohin alleine. Und schon gar nicht in dein Apartment.«
»Er wird nicht zurückkommen.«
»Er hätte gar nicht erst herkommen dürfen.«
»Er muss Cherelle gefolgt sein.«
»Wenn er das getan hat, war er unsichtbar. Die Sicherheitsleute haben die Daten der Kamera im Flur genau ausgewertet, und zwar die ganze Zeit, zwei Tage bevor Cherelle die Karte für dein Apartment bekommen hat bis jetzt. Er ist nur zweimal auf den Aufnahmen zu sehen. Einmal, als er heute reinkam, und das zweite Mal, als er mit dir wieder rauskam.«
Risa machte den Mund auf, um Cherelle erneut zu verteidigen. Aber dann merkte sie, dass das nicht notwendig war. Shane hatte ihre Freundin nicht angegriffen. Er hatte nur auf eine unangenehme Wahrheit hingewiesen: dass der Mann nicht Cherelle gefolgt war, um in Risas Wohnung zu gelangen.
Mein Gott, Cherelle. Was ist aus den Kindern geworden, die wir waren?
» Okay.« Risa atmete seufzend aus. »Also gut. Ich versuche, es nicht an dir auszulassen, nur weil ich Angst habe und wütend und durchgedreht bin. Aber …« Ihre Stimme brach und sie fuhr in einem Flüsterton fort. »Mein Gott, es tut so weh. Ich habe nur versucht, ihr etwas von dem zurückzugeben, was sie mir gegeben hat, als wir beide noch Kinder waren. Einen Ort, wo sie sicher war. Und ich glaube immer noch – glaube ganz fest –, dass sie mich nicht betrügen wollte. Ich glaube, sie ist jetzt irgendwo da draußen, flüchtet voller Angst, wie wir es früher oft getan haben. Nur ist sie jetzt alleine.«
Es gab nichts, was Shane ihr zum Trost hätte sagen können. Also legte er ihr einfach die Hände auf die Schultern. »Bist du
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