Blutiges Gold
sehr männlich.«
»Hör auf mit dem Gesülze. Du verletzt meine männlichen Gefühle.«
»Um deine männlichen Gefühle zu verletzen, bräuchte man mindestens ein Geschoss mit Kaliber fünfzig.«
»Das ist das Zweite, was du an mir magst«, gab er zurück. »Ich nehme nicht gleich beim ersten Anzeichen deines königlichen Missfallens Reißaus.«
»Okay, ich werde mich also in Bezug auf Lawe zusammenreißen. Ich bin bereit, hier alles abzuschließen und heimzugehen.«
»Einverstanden. Ich werde …«
»Mit dir«, unterbrach sie ihn.
Er sah in ihre dunklen Augen, die jetzt einen sinnlichen Schimmer hatten. Er wusste Bescheid. Wie sie hatte er ihre Begegnung von vorhin nur als Vorspeise betrachtet – und wartete jetzt auf die Hauptmahlzeit. Er hob sie von seinem Schoß herunter und stellte den Lautsprecher von Reinraum 2 an.
»Wie sieht’s aus, mein Freund?«, fragte er.
Lawe sah nicht auf, als er die Stimme hörte. Er war schon daran gewöhnt, dass bei Rarities von der Decke herab ohne Vorwarnung plötzlich jemand mit ihm sprach. »Das hängt davon ab, welches Ergebnis Sie gerne hätten.«
»Glückliche Klienten sind immer ein gutes Ergebnis«, sagte Dana.
»Dann sieht es schlecht aus.«
Dana neigte den Kopf und blickte aufmerksam auf den Monitor. »Warum?«
»Ich bin zu neunundneunzig Prozent sicher, dass zwei der Edelsteine industriell gefertigt wurden; ihre Bruchstellen sind denen natürlicher Edelsteine nachgebildet. Um hundertprozentig sicherzugehen, müsste ich einen der Steine entfernen und ein winziges Stückchen davon für eine Probe opfern.«
»Die Edelsteine sind also Fälschungen?«
»Ihre Zusammensetzung ist eigentlich ganz echt. Sie sind nur von Menschenhand gemacht. Ihre Farbe ist sehr schön. Geradezu perfekt für diese Art von einfachem Cabochon-Schliff, und sie passen zu der früheren Gewohnheit, Juwelen nach der Tiefe ihrer Färbung auszusuchen und nicht nach ihrer Brillanz.«
»Könnten sie an die Stelle alter Edelsteine gesetzt worden sein, die verloren gingen?«, fragte Dana.
»Möglich. Aber auch bei dem Gold vermute ich, dass es zumindest teilweise eine moderne achtzehnkarätige Legierung ist«, fuhr Lawe fort und trat vom Tisch zurück. »Es ist einfach nicht dasselbe Gefühl wie sonst bei dem alten Gold, mit dem ich schon zu tun hatte. Wenn ich recht habe, ist es im besten Fall ein erheblich repariertes Stück. Im schlechtesten ist es eine Fälschung. Ich bin kein Goldexperte und kann daher nur vorschlagen, dass Sie dazu noch mehr Tests veranlassen.«
Dana warf einen Blick auf ihre schmale Platinuhr. »Morgen.«
»Lawes Flugzeug nach Seattle geht aber morgen um zehn«, sagte Ian.
»Für die Labortests brauchen wir Lawe nicht«, meinte Dana. »Bitte verfassen Sie ein vorläufiges Gutachten. Wenn der Kunde die Edelsteine noch genauer untersucht haben will, kümmern wir uns darum.«
»Es ist ein hübsches Stück«, gab Lawe zu bedenken.
»Aber eine Fälschung«, warf Ian ein.
»Dann ist es eben eine hübsche Fälschung.«
»Wieso sollte sich jemand so viel Mühe damit machen und all das teure Material investieren, um eine Fälschung herzustellen?«, fragte Ian und schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Weil es heute keine Kirchen oder Könige oder Zaren oder Eroberer mehr gibt, die Künstler bezahlen, um solche fantastischen Staubfänger zu entwerfen«, erklärte Lawe. »Aber Museen und Sammler bezahlen eine Menge Geld, um historische Sachen anzukaufen, die viele Besucher anlocken könnten. Also erfindet man ein Stück Geschichte und kriegt dafür sehr viel Geld.« Lawe fuhr mit empfindsamen Fingern über das Stück. »Meine Schwestern würden das hier sehr mögen.«
»Das werden wir dem Kunden als Trostpflaster anbieten«, meinte Dana trocken. »Gute Nacht, meine Herren.«
»Das ist wohl ein dezenter Hinweis, dass wir jetzt gehen sollen.« Ian stand auf und streckte sich.
»Meinst du wirklich«, fragte Lawe und schob den anderen Mann gleichzeitig zur Tür. »Auf geht’s. Du schuldest mir noch ein Bier.«
»Was? Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Du hast um ein Bier gewettet, dass Factoid das mit dem Schokoladesirup nicht noch einmal bei Gretchen versuchen wird.«
»Und?«
»Als sie vom Mittagessen zurückkam, hatte sie einen Schokoladenschmierer auf ihrem stattlichen Dekolleté.«
»Das beweist noch lange nicht …«
Niall schlug mit der Hand auf die Lautsprechertaste. »Lass uns gehen, bevor noch irgendetwas …«
Sein Telefon klingelte. Auf einer seiner ganz
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