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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Obwohl darunter »Zimmer frei« stand, war das Büro nicht besetzt. Es sah so aus, als wäre es schon lange nicht mehr besetzt gewesen. Ein handgeschriebener Zettel innen im Fenster teilte jedem, der wirklich ein Zimmer haben wollte, mit, dass er eine hiesige Nummer anrufen und nachfragen sollte.
    Es gab zwölf Einheiten und zwei Autos. Beide Wagen standen exakt auf ihrer Hälfte der mit Schotter bedeckten Doppelparkplätze, als fürchteten sie, der andere könnte ansteckend sein. In zwei Einheiten war dünner Lichtschein hinter den sorgfältig zugezogenen Vorhängen zu sehen.
    »Einladender Ort«, meinte Shane.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«
    »Die Rufnummernsuche hat zu Cherelles Telefonnummer diese Adresse genannt. Und der Routenplaner aus dem Netz hat uns direkt hierher geführt.«
    »Ich dachte immer, nur die Polizei und Notfalldienste hätten Zugang zur Rufnummernsuche.«
    »Da hast du falsch gedacht.«
    Risa trommelte mit ihren Fingern leicht auf das Steuerrad. »Welche Einheit?«
    »Die Glückszahl sieben.«
    Sie verzog das Gesicht. Wenn die Einheit Nummer sieben Glück repräsentierte, würde sie doch lieber bei harter Arbeit bleiben. »Kein Auto. Kein Licht.«
    »Kein Schlüssel.«
    »Kein Problem.«
    Shanes Augenbrauen hoben sich. »Schlägt meine korrekte, stockkonservative Kuratorin gerade einen netten kleinen Einbruch vor?«
    »Nicht nötig. Cherelle versteckte immer irgendwo Schlüssel. Wenn sie dann mal einen verschlampte – und das kam ständig vor –, konnte sie immer noch reinkommen, ohne ein Fenster einschlagen zu müssen.«
    »Verdammt. Ich wollte dich so gerne mit meiner Einbruchstechnik schockieren. Es macht mich ganz scharf, wenn du so förmlich wirst.«
    Sie wollte erst fragen, ob er sich wirklich auf diese Weise Eintritt hatte verschaffen wollen. Dann entschloss sie sich, es lieber nicht wissen zu wollen. »Das Förmliche macht dich also an, eh?«, fragte sie stattdessen.
    »Aber immer.«
    Sie rollte mit den Augen und stieg aus, um nach möglichen Verstecken für einen Schlüssel zu suchen. Sie brauchte ungefähr zwanzig Sekunden, bis sie den Schlüssel unter einer zerbrochenen Betonplatte fand, die zu dem dürftigen Weg vom Parkplatz zum Eingang der Einheit Nummer sieben gehörte.
    Shane nahm ihr den Schlüssel ab. »Ich gehe zuerst rein.«
    »Warum? Denkst du, sie ist …«
    Er beugte sich zu ihr herab und verschloss ihr den Mund mit einem schnellen, festen Kuss. »Ich denke, ich bin einfach größer als du, das ist alles. Warte bitte hier, bis ich dir ein Zeichen gebe, okay?«
    »Nein.« Sie rieb sich die Arme wegen der beißenden nächtlichen Kälte. »Aber ich mache es trotzdem. Diesmal.«
    Der Schlüssel war dreckverkrustet, schloss aber einwandfrei.
    Shane trat in den dunklen Raum und atmete vorsichtig die Luft ein. Schaler Rauch. Irgendetwas Bitteres. Staub. Ungewaschene Kleidung.
    Alte Gerüche, keine neuen. Kein Gestank.
    Kein Tod.
    »Shane?«, fragte Risa leise.
    »So weit, so gut. Schließ die Tür hinter dir.«
    Das Erste, was sie sahen, war eine alte Holzkiste. Shane ging daneben in die Hocke und fing an, sich die Adressen einzuprägen.

47
Las Vegas
4. November
Abends
    Cherelle steckte noch einen Vierteldollar in den Spielautomaten und drückte auf den Knopf. Räder drehten sich, Farben leuchteten auf, und ihr Vierteldollar verschwand auf Nimmerwiedersehen.
    »Scheiße.«
    »Heute nicht Ihr Glückstag?«
    Der Mann, der sie angesprochen hatte, saß zwei Automaten weiter und hatte dem Aussehen nach die sechzig längst hinter sich gelassen. Rauch quoll aus der Zigarette, die ihm im grinsenden Mundwinkel hing, während er sie von oben bis unten musterte, als wüsste er ihren Preis bereits bis auf den Dollar genau. Seine Whiskeystimme kratzte wie Sandpapier auf Zement.
    Wenn du Arsch bloß wüsstest, wie viel das Zeug wert ist, das ich bei mir habe, dachte sie wütend.
    Aber all das viele Gold würde ihr kein Zimmer für die Nacht verschaffen, es sei denn, es war eine Gefängniszelle. Sie konnte also entweder im Auto schlafen oder mit dem Alten in die Geschäftsbeziehung eintreten, die er ihr wahrscheinlich gleich vorschlagen würde.
    Noch nicht, verdammt noch mal. Nicht, bevor ich nicht total abgebrannt bin.
    Sie steckte noch einen Vierteldollar in den Automaten, dann noch einen. Die Maschine ratterte verheißungsvoll und spuckte einen netten Haufen Münzen aus. Es war nicht der klingelnde große Hauptgewinn, aber genug für einen sicheren Platz zum

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