Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
Steuer herum und lenkte das Auto an die Bordsteinkante vor zwei alten, verwitterten Bungalows, deren Vorhänge dicht zugezogen und deren Fenster mit Gittern verrammelt waren. Beide Häuser besaßen einen kleinen Windfang, der von einem Vordach geschützt war. Vor dem einen saß ein alter Mann in einem Rollstuhl, daneben lag ein Hund auf dem Boden ausgestreckt und schlief.
    Tim hätte den Alten nur bemerkt, wenn er nicht unter dem Vordach gesessen hätte. Solange er denken konnte, befand sich Mr Parsons genau an dieser Stelle, mit dem Hund daneben. Es war wie mit dem Unkraut und dem Staub: einfach da. Immer.
    Die beiden Häuschen duckten sich zwischen einem zweistöckigen Apartmenthaus, das schon bessere Zeiten gesehen hatte – was lange zurückliegen musste –, und einem kleinen, einstöckigen Einkaufszentrum, das über all die Jahre wohl nur deshalb nicht bankrott gegangen war, weil es in ihm auch einen Schnapsladen gab.
    Zwei Männer mittleren Alters saßen auf dem Parkplatz vor dem Apartmenthaus und tranken aus Flaschen, die in braunes Papier gewickelt waren. Eine dünne, nervöse alte Dame stieg vom zweiten Stock über die Außentreppe hinab und hatte einen Köter an der Leine. Sie machte einen so großen Bogen um die beiden Trinker, als glaubte sie, Alkoholismus sei ansteckend.
    Tim schaute zu den unrasierten Männern hinüber und sagte sich, dass wenigstens sein Vater nicht dabei war. Zwar hatte er seinen Vater nie aus der Nähe gesehen, aber er wusste wenigstens, wer es war. Das war mehr, als Socks von seinem Vater behaupten konnte. Die einzige Familie, über die Socks je sprach, waren ein paar Typen, die für die Mafia gearbeitet hatten, als die in Vegas noch den Ton angab.
    »Gib mir dein Zeugs«, sagte Socks zu Tim und fischte eine Zigarettenpackung aus seinem T-Shirt-Ärmel. Er zündete sich die letzte krumme Zigarette an, warf die leere Packung aus dem Fenster und blies eine Rauchwolke ins Auto. »Ich treff dich hier wieder, wenn ich von meinem Hehler zurückkomme.«
    »Ich behalte meins vorerst, bis ich weiß, was du für deine Sachen kriegst.«
    Socks grunzte verächtlich. »Du stehst ganz schön unter dem Pantoffel, du Jammerlappen. So ist das nämlich.«
    »Du kannst mich mal.«
    »Das kannst du doch viel besser. Du warst im Knast doch die Queen vom ganzen Block.«
    Tim griff sich die Zigarette und nahm einen kurzen Zug. Sie schmeckte genauso schlecht, wie sie aussah, aber das Nikotin fuhr ganz schön ins Hirn. Er war davon nicht abhängig wie Socks, aber er genoss es immer wieder mal. Er inhalierte tief, bevor er die Zigarette an Socks zurückgab.
    »Cherelle ist schlauer als wir zwei zusammen«, sagte Tim und blies den Rauch in einer langen Wolke aus. »Wenn ich du wäre, würde ich warten und mehr Geld bekommen.«
    »Du bist aber nicht ich.«
    Tim zuckte mit den Achseln.
    »Warum hast du ihr auch noch einen Teil von deinem Zeug gegeben?«, fragte Socks mit einer Stimme, die fast jämmerlich klang. »Da waren drei verdammte Kisten, und alles, was ich habe, sind diese zwei beschissenen kleinen Teile hier.«
    »Sie hat eben keine Lust, sich mit ein paar Cents von deinem Hehler zu begnügen, wenn das Zeug, das ich dir gebe, Tausende wert ist.« Das stimmte vielleicht nicht, aber das war auch völlig egal. Wenn Cherelle von all den schicken Elektronikgeräten wüsste, die Socks und er geklaut und verscherbelt hatten, bekäme sie einen Anfall.
    »Geschäfte haben eben ihren Preis«, sagte Socks. Das stimmte, und dazu kam noch ein ganz schöner Anteil für ihn. Was Tim nicht wusste, tat ihm nicht weh. Was Socks wusste, ärgerte ihn höllisch. Er war völlig abgebrannt, und was er auch für das Gold bekam, würde wohl kaum genug sein, um daran etwas zu ändern, jedenfalls nicht für längere Zeit. »Gib schon her, was du in deinem Rucksack hast.«
    Tim rutschte unruhig auf dem Sitz herum, als sei der Rucksack, den er auf dem Schoß hatte, plötzlich sehr schwer geworden. Er langte nach dem Türgriff.
    »Hey, Kumpel«, sagte Socks und packte Tims Arm. »Nur ein Stück oder zwei, okay? Ich bin total abgebrannt, und ein Zimmer, das nicht mal eine Kakerlake haben wollte, kostet hier mindestens fünfzig Dollar die Nacht. Und ich will ’ne flotte Biene und genug Koks und ’ne Flasche Bourbon und ein ordentliches Steak und einen Nachtisch, den so ein Kellner mit viel Tralala anzündet und mir vorsetzt, verstehst du? Wir haben in letzter Zeit gehaust wie die Hamburger-Umwender auf Mindestlohn. Ich will jetzt

Weitere Kostenlose Bücher