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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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mal die Sau rauslassen.«
    Tim überlegte, was Cherelle sagen würde. Doch das war Zukunft, bis dahin würde ihm vielleicht einfallen, wie er ihr gegenüber die ganze Sache hinbiegen könnte. Socks aber saß hier und jetzt neben ihm, und Tim hasste Auseinandersetzungen.
    »Na ja, verdammt«, sagte Tim. Er griff in seinen Rucksack und zog zwei gefüllte Socken heraus. Er hatte keine Ahnung, welche Teile er jetzt gerade loswurde. Das war ihm egal. Wo er es herhatte, gab es noch mehr davon, und im Augenblick würde es Socks zufriedenstellen. »Komm bloß nicht mit weniger als vierhundert Dollar für mich zurück!«
    »Vierhundert! Hast du sie noch alle?«
    »Vierhundert, hast du mich verstanden?«
    »Jajaja.« Socks kannte das schon.
    »Ich meine es ernst.« Den Rucksack in der Hand, stieg Tim aus dem Auto. Er lehnte sich in die offene Tür und angelte seinen Müllsack von der Rückbank. »Cherelle denkt, wir haben einen ziemlich guten Fang gemacht. Ich will’s nicht verbocken, Frauen können ziemlich fies werden.«
    Socks hielt die Hände hoch in gespielter Kapitulation und grinste freundlich. »Hab’s schon kapiert, Kumpel.«
    »Und bring mir meine Socken zurück«, fügte Tim hinzu und richtete sich auf. »Die sind noch ganz okay, müssen nur mal in die Waschmaschine bei meiner Mutter.«
    »Was zum Teufel soll ich mit deinen Socken anfangen?«
    Tim lachte. Socks hatte seinen Spitznamen bekommen, weil er nie Socken trug. Seinen richtigen Namen, sofern er einen hatte, kannte Tim nicht. Für Männer wie Socks war der Spitzname der einzige, der zählte.
    »Wann hast du das Geld?«, fragte Tim.
    »Ich ruf dich bei deiner Mutter an.«
    Damit hatte Tim gerechnet. Er winkte kurz und ging auf die Eingangstür des heruntergekommenen Bungalows zu.
    Socks sah einen Augenblick zu. Er war vielleicht nicht der Allerhellste, aber er war gewitzt durch das Leben auf der Straße. Tim war locker und leicht zufriedenzustellen, bevor er Cherelle kennengelernt hatte. Am Anfang hatte sich daran noch nichts geändert. Aber jetzt … jetzt schien Socks das fünfte Rad am Wagen zu sein. Tim machte, was die Zicke befahl, und ignorierte den Kumpel, auf den er früher immer gehört hatte. Die halbe Zeit stritten er und Tim wie ein altes Ehepaar.
    Was Socks wirklich störte, war die Tatsache, dass er das Gefühl nicht loswurde, am Ende als Verlierer dazustehen.

15
Las Vegas
2. November
Mittags um halb eins
    Einige Minuten starrte Cherelle auf den Namensgeber des Golden Fleece, das goldene Schaffell, das in einem mit Wasser gefüllten Behälter aufgespannt war. Um sie herum strömten Massen von Menschen und machten Ooh und Aah und sprachen angeregt über das goldene Fell. Sie selbst hatte nur einen Wunsch: in diesen Behälter hineinsteigen und sich im Goldstaub herumwälzen, bis sie selbst aus massivem Gold war. Auch ihre Augen. Es wäre ziemlich cool, wenn sie golden wären statt des langweiligen blassen Blaus, mit dem sie auf die Welt gekommen war.
    »Hey, Max, guck dir das an! Hier gibt’s an Silvester eine große Goldausstellung. Da müssen wir unbedingt noch mal herkommen.«
    Cherelle blickte das Paar mittleren Alters unfreundlich an, weil es sie aus ihren Träumen gerissen hatte. Dann fiel ihr Blick auf das Flugblatt, das die Frau ihrem Mann wedelnd hinhielt. Gold blitzte geradezu hypnotisch von den Farbfotos.
    »Wo haben Sie das her?«, fragte Cherelle.
    Die Frau zeigte auf die Ständer, die um den großen quadratischen Sockel herum aufgestellt waren, auf dem sich das Aquarium mit dem Vlies befand.
    Cherelle schob sich energisch durch die Menge, griff nach einem der ausliegenden Flugblätter und vertiefte sich sofort darin. Dann betrachtete sie sich noch einmal die Fotos. Die Stücke sahen nicht genauso aus wie die, die sie hatte, aber sie waren auch nicht völlig verschieden von ihnen.
    Ganz unten stand neben einem stilvollen Porträtfoto: Dr. phil. Risa Sheridan, Kuratorin
    Cherelle schob das Flugblatt in ihre Tasche und kaute nachdenklich auf ihren Lippen. Sie hätte sich umziehen sollen, in irgendetwas Schickeres. Aber sie hatte nichts Sauberes mehr und wollte nicht mit all den heruntergekommenen Leuten von der Straße im Waschsalon in der Nähe ihres Motels rumhängen und ihren Kleidern beim Purzelbaumschlagen im Trockner zuschauen. Das hatte sie jedenfalls nicht nötig.
    Ach, vergiss es. Sie war schließlich nicht die einzige Frau im Golden Fleece, die Jeans trug und hochhackige Schuhe.
    Cherelle warf einen letzten sehnsuchtsvollen

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