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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Blick auf das Vlies und schlenderte dann zu der Bar, die den Namen Gabriel’s Horn trug wegen der goldenen Trompete, die über der verspiegelten Rückwand hing.
    Die Bar selbst ragte wie ein glitzernder Zeh in das Casino hinein, das um die Lobby herum angelegt war. Sie wusste, dass Risa sich nicht gerne innerhalb des Golden Fleece mit ihr traf, aber sie hatte schließlich doch eingewilligt, nachdem Cherelle denselben Trick angewandt hatte wie in ihrer Kindheit – sich einfach über Risas Einwände hinwegzusetzen, als existierten sie gar nicht.
    Cherelle bestand deshalb auf dem Golden Fleece, weil sie Risa nicht an einem so heruntergekommenen Ort treffen wollte wie dem Motel, in dem sie ihre Kleider gelassen hatte. Sie hatte immer so getan, als ginge es ihr prächtig, noch besser als Risa. Bis vor ein paar Jahren war das auch ziemlich nahe an der Wahrheit gewesen.
    Und bald würde es wirklich wahr sein. Zum Teufel, besser als Risa würde es ihr gehen. Sie würde sich elegante Kleider kaufen wie ihre alte Freundin und sexy Unterwäsche und Schuhe, die ihre Füße nicht kaputt machten. Dann könnte sie mit Tim das Crackpfeifchen anzünden und bumsen, bis ihnen Hören und Sehen verging.
    Kaum saß Cherelle an der Bar, kam der Barkeeper schon zu ihr herüber. Sie schüttelte den Kopf. Von Virgils vierhundert Dollar waren nicht einmal mehr fünf Dollar übrig, von denen sie sich ein Glas Sodawasser hätte leisten können. Eine gut gekleidete Prostituierte, die sich weiter hinten in der Bar aufhielt, blickte streng zu ihr hinüber. Cherelle schüttelte nur leicht den Kopf, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie sich keine Gedanken um sie machen musste: Sie war hier nicht auf Kundenfang aus und also keine Konkurrenz.
    »Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nichts bringen soll?«, fragte der Barkeeper und warf ihr einen wissenden Blick zu.
    »Süßer, ich würde ja gerne was wollen.« Sie lehnte sich nach vorne und gewährte ihm einen tiefen Einblick in das, wovon er nichts bekommen würde. »Aber ich bin nicht bei der Arbeit. Ich warte hier auf eine Freundin.«
    »Wenn Sie es sich anders überlegt haben, rufen Sie Slim John.«
    Sie schaute sich den Barkeeper genauer an. Er war groß und schlank, wohl in den Vierzigern und sah eher aus wie ein Lehrer, nicht wie ein Barkeeper. »Also gut, ein großes Glas Wasser, das ist dann alles.«
    Er nickte und wandte sich einem Gast an der Bar zu, der sich gerade hingesetzt hatte.
    Cherelle fragte sich, wie spät es wohl war. Ihre Armbanduhr war kaputt und sie sah nirgendwo eine Uhr hängen. Da erblickte sie Risa, die quer durch die Lobby direkt auf das Gabriel’s Horn zuging. Ihrer eleganten Kleidung – ein Hosenan zug aus weichem grauem Stoff mit einer tiefblauen Bluse dazu – konnte man ansehen, wie teuer sie war. Um ihren Hals baumelte an einer silbernen Kette irgendeine Art von Ausweis. Sie war bereits am Ausgang der Lobby angelangt, als ein Page hinter ihr herlief. Sie ging mit ihm zur Anmeldung zurück und bekam sofort ein Telefon in die Hand gedrückt.
    Als Cherelle beobachtete, wie die Leute für Risa herumhuschten, wurde ganz offensichtlich, dass ihre alte Freundin eine ziemlich bekannte und bedeutende Angestellte dieses eleganten Casinos war. Und sie sah gut genug aus, um bei Cherelle einen bitteren Geschmack im Mund zu hinterlassen.
    Das war genau der Grund, warum sie Risa seit ein paar Jahren nicht mehr treffen wollte. Sie hasste es, neidisch darauf zu sein, was das dürre freche Waisenkind mit den großen Augen aus sich gemacht hatte.
    Das hätte sie ohne mich nicht geschafft, ging Cherelle durch den Kopf. Ich habe für sie gekämpft. Jetzt hat sie alles, und ich sitze in der Scheiße.
    Sie schuldet mir noch etwas.

16
Las Vegas
2. November
Mittags um halb eins
    Die blauen Augen von Miranda Seton waren so verblasst wie ihre Träume. Vom Alkohol abgesehen, besaß sie nur noch eine Freude in ihrem Leben – und die stand in Gestalt ihres Sohnes bei ihr in der Garage mit leerem Magen und einem Müllsack voll Schmutzwäsche. Sie drückte ihn wieder und wieder an ihr Herz, während sie Wäsche in eine Waschmaschine stopfte, die fast so alt war wie ihr Sohn.
    »Ich kann’s gar nicht glauben, dass du hier bist, Timmy! Du hättest anrufen sollen. Ich hätte ein paar Schweinekoteletts gekauft und für dich gebraten und deine Lieblingsplätzchen gebacken.«
    Tim klopfte seiner Mutter liebevoll auf die schmalen Schultern und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Er vergaß immer wieder,

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