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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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sie in den Kampf zogen.«
    »Nur einige Auserwählte waren nackt. Wahrscheinlich die Kriegerelite, so wie heutige Spezialeinheiten beim Militär. Einige Leute behaupten, die blauen Kelten seien die Druiden gewesen, aber in der Forschung herrscht überwiegend die Meinung, dass die Druiden eher eine geistige als eine Kriegerelite waren.«
    »Die Samurai waren beides.«
    »Gutes Argument. Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie sich Lehm ins Haar schmieren würden, sich nackt ausziehen und blau anmalen würden, um …«
    »Nein«, unterbrach er sie. »Nicht mal für den Katalog.«
    »Wow, was ’n Wahnsinnsding«, foppte sie ihn in bestem Südstaatendialekt. »Das wär doch ’n echter Showstopper – Sie mit Haaren wie ’n Albinoseeigel, mit eisblauer Gänsehaut überall auf Ihrem Heldenkörper und mit dem Goldhelm – aber nicht auf Ihrem Kopf, sondern vor ihr edelstes Körperteil gehalten.«
    Shane schüttelte den Kopf und versuchte, nicht loszuprusten. Aber er konnte sich nicht beherrschen. Die Vorstellung, wie er selbst mit blauer Gänsehaut und goldenem Helm vor seiner nackten Körpermitte auf einem Podest in der Ausstellung stand, war einfach zu lächerlich.
    Auch das mochte er an Risa: Sie brachte ihn zum Lachen.
    »Jetzt mal im Ernst«, sagte sie und legte ihren Kopf auf die Seite, um ihn aufmerksam zu betrachten. »Haben Sie Haare auf der Brust?«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie …«
    »Ja«, unterbrach er sie. »Und wie ist das mit Ihnen?«
    Diese Frage überging sie dezent. »Ein Foto von hier ab«, sie deutete auf sein Brustbein, »mit dem erlesen verzierten Schwertgriff diagonal vor Ihrer haarigen Brust und dem Goldhelm auf dem Kopf, der Ihre tiefgrünen Augen betont und den Schatten des Dreitagebarts – perfekt! Ich sehe schon die lange Schlange wartender Frauen, die sich dreimal um den Parkplatz windet.«
    »So langsam fühle ich mich wie nacktes Fleisch.«
    »Dann wissen Sie ja, wie sich ein Showgirl fühlt.«
    »Ich habe nie eines von ihnen berührt, also muss ich glauben, was Sie sagen.«
    Shane war bekannt dafür, dass er die Finger von seinen Leuten ließ, also grinste Risa nur und fantasierte munter weiter.
    »Natürlich hatten die Keltenkrieger üblicherweise einen enormen Schnurrbart, der ihnen über die Mundwinkel fiel und bis zum Kinn herunterhing. Aber«, fügte sie hinzu, »wir können natürlich einfach einen Hund mit Zottelfell nehmen und …«
    Risas Handy klingelte und ersparte Shane weitere Ausführungen zu all dem, was sie sich noch an Unheil für ihn ausgedacht hatte. Er betrachtete sie, wie sie den Hörer ergriff und abnahm; das faszinierte ihn jedes Mal, denn sie tat das blitzschnell, aber es sah dennoch entspannt, beinahe träge aus. Es musste irgendetwas mit ihrer Herkunft aus dem Süden zu tun haben, das auch in ihrer Stimme mitschwang, wenn sie jemanden neckte.
    »Risa Sheridan«, sagte sie. »Wer ist da, bitte?«
    Er beobachtete die Veränderung ihres Gesichtsausdrucks, sah ein Spiel von Gefühlen, die rasch wieder verschwunden waren, sodass er sich keinen Reim darauf machen konnte. Sofort war ihr Gesichtsausdruck wieder wie zuvor – als wäre plötzlich ein Licht ausgelöscht worden. Jetzt war da nur noch professionelle Beherrschtheit, nichts sonst.
    »Hey, schön, von dir zu hören! Ich würde mich gerne mit dir unterhalten, aber im Moment bin ich gerade bei der Arbeit. Kann ich dich zurückrufen?«
    Risa wandte Shane den Rücken zu. »Zum Lunch? Klar.« Sie warf einen Blick auf die Wanduhr. »In einer Stunde, in der Jazzbar hinter der Lobby.«
    Risa legte sorgfältig auf. Bevor sie sich wieder zu Shane umdrehte, kontrollierte sie kurz ihren Gesichtsausdruck – ihr Pokerface, wie sie es nannte. Von Cherelle zu hören war für sie immer gleichzeitig schön und erschreckend. Sie teilten so viele gemeinsame Jahre, als sie beide noch Kinder waren – so viele gemeinsame Erinnerungen. Ohne Cherelle hätte Risa diese Zeit vielleicht gar nicht überlebt.
    Aber als Erwachsene hatten sie sich so verschieden entwickelt.
    Risa empfand Cherelle gegenüber eine Mischung von Liebe und Schuld, und sie hätte viel dafür gegeben, wenn sie mit ihrer Freundin noch einmal so unschuldig hätte lachen können wie damals, als sie noch Kinder waren. Doch das war endgültig vorbei.
    »Ein Kunde?«, fragte Shane leichthin, doch in seinen Augen war angespanntes Interesse zu lesen.
    Er spürte, dass es kein geschäftliches Treffen war, was sie in einer Stunde haben würde. Der Gedanke, dass sie sich mit

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