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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Darauf hatte er sogar bestanden, und diese wunderschöne illuminierte Seite war die einzige Ausnahme. Damit war er nur einverstanden, weil dieses stark vergoldete und mit komplizierten Ornamenten versehene Blatt der Handschrift die letzte Blüte keltischer Kunst bedeutete.
    Entscheidend war dabei für ihn, dass es auf der ganzen Welt nichts Vergleichbares gab. Es war völlig einzigartig, nirgendwo war etwas Ähnliches zu finden, und das Ehepaar North war nicht bereit, es zu verkaufen. So blieb nur die Möglichkeit des Ausleihens. Unbefriedigend, aber besser als nichts.
    »Also«, begann Risa und rieb sich die Stirn, um die stärker werdenden Kopfschmerzen zu vertreiben, »in diesem Raum hier befindet sich bereits eine äußerst kostbare Sammlung – viele Museen wären glücklich, sie zeigen zu können.«
    Shane reagierte auch darauf nicht, nur der Stift wanderte weiter über seine Hand. Seine Augen waren auf einen Punkt gerichtet, den außer ihm niemand sehen konnte. Risa wusste aus Erfahrung, dass er sie keineswegs übersah, auch wenn es ganz so wirkte. Er war einfach damit beschäftigt, verschiedene Möglichkeiten durchzuspielen – mit hohem Tempo, Intelligenz und Pragmatismus, was Risa noch mehr bewunderte als seinen großen athletischen Körper.
    Ring und Stift stießen erneut aneinander. Dann verschwand der Stift wieder so schnell, wie Shane ihn zuvor hervorgeholt hatte.
    Shane hatte eine Entscheidung getroffen, das wusste Risa, und sie wappnete sich dagegen, was immer nun kommen mochte.
    »Wenn es nicht anders geht«, sagte Shane, »werden wir eben auf Sothebys vergoldeten Helm aus der späten Eisenzeit zurückgreifen. Für meinen Geschmack hat er zwar nicht genug ›Ausstrahlung‹, wie Sie es nennen, um die Ausstellung zu beflügeln, aber wenn wir ihn zusammen mit dem eisernen Schwert mit den Goldeinlagen im Griff präsentieren, das ich im vergangenen Jahr gekauft habe, sollten die beiden Objekte doch geeignet sein, die Leute für ein paar Minuten neugierig zu machen. Nur schade, dass die Klinge an so vielen Stellen weggerostet ist. Wenn nicht ›Schwert‹ auf der Exponatbeschreibung stehen würde, könnte kein Mensch erkennen, was das eigentlich ist.«
    »Es ist nicht schlecht.«
    »Was – der Helm oder das Schwert.«
    »Das Schwert.«
    »Für jemand, der sich wissenschaftlich mit der Kultur der Kelten beschäftigt, ist es natürlich ein fantastisches Stück. Der Mann von der Straße kann damit nichts anfangen, für den ist es uninteressant. Jetzt überlegen Sie mal, wie viele Wissenschaftler in Vegas rumlaufen und wie viele ganz normale Typen.«
    Risa hatte keine Lust, eine Schätzung abzugeben. Natürlich begriff sie, warum Shane zögerte, den grob gearbeiteten Helm mit der nur in Bruchstücken vorhandenen Blattvergoldung auszustellen. Aber sie wusste auch, dass es sowohl dem Helm als auch dem Schwert aus der Zeit König Arthurs zugute kommen würde, wenn man sie gemeinsam zeigte statt einzeln.
    »Geschickt präsentiert«, sagte sie, »wirkt der Helm eher bedrohlich als grob gearbeitet.«
    Shanes Mund verzog sich zu einem säuerlichen Lächeln. »›Grob gearbeitet‹ – ausgezeichnet. Vergessen Sie nicht, diese Beschreibung auch im Katalog zu erwähnen. Die Leute werden sich von L. A. bis hierher anstellen, um einen Blick darauf werfen zu dürfen.«
    Risa spürte, wie ihre Wangen rot anliefen. »Ich weiß sehr wohl, wie ich den Helm beschreiben muss, das müssen Sie mir nicht erklären, Mr Tannahill.«
    »Shane – schon vergessen?«
    »Nein; Shane ist Dr. Jekyll, aber ich spreche gerade mit Mr Hyde.«
    Er lachte.
    Sie gehörte zu den ganz wenigen Angestellten, die ihm Paroli bieten konnten und es auch taten. Und das gefiel ihm, wie so vieles andere, was er an ihr mochte – und ihn verrückt machte.
    »Nehmen wir mal an, wir bezahlen mehr für den Helm, als er wert ist …«
    »Das ist doch eine Versteigerung, oder?«, warf sie ein.
    »… dann werden wir ihn auch kriegen. Wie würden Sie ihn präsentieren, damit er möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich zieht?«
    »Auf Ihrem Kopf.«
    Seine Augen weiteten sich für einen Moment. »Wie bitte?«
    »Zumindest für die Abbildung im Katalog. Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie halb nackt im Ausstellungsraum herumstehen mit einem goldenen Helm auf dem Kopf, während sich die Frauen scharenweise an Ihrem Anblick weiden.«
    »Nur halb nackt? Wie enttäuschend. Ich dachte, keltische Krieger trugen nichts anderes am Leib als ihre blaue Kriegsbemalung, wenn

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