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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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mal im Ernst. Es macht mir einfach Spaß, Frauen aufzuschneiden.«
    Seine Worte schwebten in der Luft. Schweigen entstand zwischen uns. Als ich ihn ansah, war sein Gesicht reglos wie Beton. Ich konnte ihm nichts entnehmen.
    »Warum hast du dann Megan nicht aufgeschnitten?«
    Er erwiderte nichts.
    »Warum hast du bei einer schwangeren Jugendlichen die Grenze gezogen, obwohl du so gerne Frauen aufschneidest?« In seiner Miene regte sich etwas. Er verzog das Gesicht.
    »Wegen des Behälters, den du in Mile End vergessen hast.«
    Keine Reaktion.
    »Das Herz eines Erwachsenen und das eines Kindes.«
    Ich dachte an die Röhre. Die Polizei hatte sie in Healys Auto gefunden. Inzwischen lag sie vermutlich irgendwo in einem kriminaltechnischen Labor.
    »Fällt dir dazu etwas ein?«, fragte ich ihn.
    Wieder keine Antwort. Seine Miene war nun völlig ausdruckslos.

    »Wer war sonst noch schwanger?« Nichts. Als klar wurde, dass das so bleiben würde, drehte ich mich zu dem Spiegel um. »Wies bei einer der Frauen etwas auf eine Geburt hin? Eine Kaiserschnittnarbe? Vaginale Verletzungen?« Eine Pause. Ein Klicken. Dann Phillips’ blecherne Stimme: Nein . Wieder wurde es still im Vernehmungszimmer. Ich sah Crane an. »Wessen Herzen waren es?«
    Er betrachtete mich. Zeigefinger und Daumen der linken Hand rieben sich aneinander. Eine nachdenkliche Geste. Schließlich zuckte er die Schultern. »Das hat mit diesem Fall nichts zu tun.«
    »Welchem Fall?«
    »Den sechs Frauen.«
    Ich musterte ihn. »Soll das heißen, du hast noch mehr umgebracht?«
    Er zog die Nase hoch. »Die sechs Frauen waren nur zum Üben da. Ich habe sie aufgeschnitten, weil es Spaß gemacht hat. Ich schneide gern Menschen auf. Aber ich habe es auch im Namen der Forschung getan.«
    »Was für eine Forschung?«
    »Ich wollte feststellen, wie stark Gesichter sich verändern lassen. Stell dir die Frauen als die erste von zwei Leinwänden vor. Und die zweite Leinwand ist dann das Meisterwerk.«
    »Was meinst du damit?«
    Er setzte zum Sprechen an, hielt aber inne und klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich habe eben eine Schwäche für Blondinen, David. Was soll ich sonst noch dazu sagen?«
    »Was für eine Forschung?«, wiederholte ich, die Fäuste geballt.
    »Wahrscheinlich ein Marylin-Monroe-Tick.« Wieder ein kurzes Lächeln. »Vielleicht erinnern sie mich ja an meine Mutter.«

    »Was sollte jetzt diese Bemerkung?«
    »Ist das nicht bei uns allen so?«
    »Uns?«
    »Serienmördern.« Noch ein Lächeln. »Komm schon, David. Du weißt doch so gut wie ich, dass sich ein Serienmörder immer an dieselbe Vorgehensweise halten muss. Das ist ja so wichtig. Und die Frauen erfüllten eben alle meine Voraussetzungen. Blond. Attraktive, ausgeprägte Gesichtszüge. Ein paar Makel  – aber nichts, was sich nicht schnell beheben ließe …« Mit der freien Hand ahmte er die Bewegung eines Messers nach. »Sie waren feminin. Hübsch. Schlank, doch nicht nur Haut und Knochen. Ich mag keine Klappergestelle. Frauen müssen Kurven haben. Wenn ich mich für Skelette interessieren würde, würde ich welche ausgraben.«
    »Wo hast du sie kennengelernt?«
    Er sah mich an. Reglos, bis auf die Augen, die über mein Gesicht glitten. »Überall und nirgendwo. Der kecken kleinen Isabelle bin ich bei einem Kurs begegnet.«
    »Einem medizinischen Kurs?«
    »Nein. Ich habe gelernt, wie man Masken macht. So als eine Art Hobby. Schließlich musste ich tagsüber nicht zur Arbeit, und wie viele Ferraris sollte ich mir von dem schmutzigen Geld kaufen?« Seine Augen funkelten. »Auf die Idee hat mich übrigens einer der Chefärzte gebracht, unter denen ich während meiner Facharztausbildung gearbeitet habe. Er war ein komischer Kauz. Hat immer maßgefertigte Latexmasken bestellt und sie den Dummys aufgesetzt, damit wir bei der Erörterung von Operationen ein Gesicht anschauen mussten. Das war seine Art, die Dinge zu vermenschlichen. Nur, dass es mir scheißegal war. Ich habe nur die Masken angesehen und mir dabei gedacht, wie es wohl sein würde, ein anderer zu werden.«
    »Und warum Sykes?«

    »Ich fand ihn interessant.«
    »Weil er dreizehn Frauen getötet hat?«
    »Nein, weil sich die Menschen bis heute vor ihm fürchten. Wenn man gegenüber älteren Leuten in Hark’s Hill seinen Namen erwähnt, machen sie sich sofort in die Hosen. Und wenn man mit den Kindern aus der Nachbarschaft über ihn spricht, haben sie vielleicht noch nie von ihm gehört, aber sie wissen eines ganz genau: Mit

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