Blutjägerin (German Edition)
sprechen.“
„Mein Name ist Jonathan Firenze.“ Sein Vater hatte ihm geraten, sich an Angelo zu wenden. Er war es, der über Jahrzehnte hinweg die Aufträge des Vatikans an die Jägerorden gesteuert hatte, bis die katholische Kirche ihr Engagement in der Verfolgung der unheiligen Vampirrasse Ende der Achtziger des letzten Jahrtausends aufgegeben hatte.
„Vom venezianischen Jägerorden der Firenze?“
„In der Tat.“ Jonathan schleppte den Korb zum Schreibtisch. Er war froh, das Paket endlich abliefern zu können, der Gestank machte ihn wahnsinnig. Angelo beobachtete ihn mit misstrauischem Blick.
„Was haben Sie darin versteckt? Eine tote Katze?“, fragte der Kardinal.
Jonathan öffnete das Tuch, das den Kopf verdeckte, und wich zurück, um dem herben Aroma zu entfliehen. Er hätte schon früher nach Rom kommen können, doch er wollte die Beerdigung nicht verpassen. In der Zwischenzeit hatte am Geschenk seines Vaters bereits der Verwesungsvorgang eingesetzt.
„Oh, mein Gott“, keuchte Angelo, machte einen Satz nach hinten. Aber schnell siegte seine Neugierde und er hielt sich ein Tuch vor die Nase, beugte sich über den Korb und betrachtete den Kopf des Jägers. „Hohe Wangenknochen, weit gebogene Fänge“, murmelte er. „Ein Vampir reinblütiger Abstammung.“ Angelo begann, vor Aufregung zu zittern. „Woher habt ihr ihn?“
„Aus Wien“, antwortete Jonathan. „Lest Ihr keine Zeitungen? Der Krieg ist noch lange nicht vorbei, auch wenn Rom das glaubt. Sie haben ihre Wunden geleckt und kriechen nun wieder aus ihren Löchern.“
„Ich habe davon gehört. Rom berät bereits, was zu tun ist. Aber das es noch Vampire von so reinblütiger Abstammung gibt …?“ Er drehte den Korb, ohne den Kopf zu berühren. „Wie viel verlangt Ihr? Er ist ein wichtiger Beweis.“
„Kein Geld, sondern die Erfüllung einer einfachen Bitte.“
„Ja?“
„Ich möchte in den Archiven nach einem alten Dokument suchen, um mehr über unseren Freund hier zu erfahren.“
Nachdenklichkeit zeichnete die Miene des Kardinals. Er strich über sein Kinn. „Normalerweise bin ich gezwungen, diese Bitte abzuschlagen.“
„Verzeihen Sie meine Aufdringlichkeit, aber es ist von höchster Wichtigkeit. Wir müssen die Gefahr im Keim ersticken. Ich plane, die Überreste der Orden in einer Allianz zu vereinen.“
Angelo seufzte. „Nun gut, der Kopf ist Rechtfertigung genug, in Ihrer Angelegenheit eine Ausnahme zu gestatten.“ Er trat an den Sekretär, betätigte eine Taste am Telefon. „Pater Lucio wird Sie hinführen.“
„Ich danke Ihnen.“
Kardinal Angelo verneigte sich abwesend. Sein Blick ruhte weiterhin auf dem Kopf des Vampirs. „Wenn Sie gefunden haben, wonach Sie suchen, möchte ich, dass Sie zu mir zurückkommen. Ich will mit Ihnen über Ihre Pläne sprechen.“
„Wie Sie wünschen, Kardinal.“
Die Einträge im Tagebuch hatten Sophie nachdenklich gestimmt und ihren Entschluss gefestigt, den Dingen weiter auf den Grund zu gehen.
Sie verließ das Hauptquartier und fuhr mit dem Taxi in ihre Wohnung. Sie duschte und zog sich um. Danach setzte sie sich an den Computer, sagte alle Termine in den nächsten Tagen ab und schrieb eine E-Mail an zwei Auftraggeber, dass der Liefertermin ihrer Arbeiten sich leider etwas verzögern werde.
Anschließend durchsuchte sie ihr Handy nach Broms Nummer, fand sie aber nicht. Dabei fiel ihr wieder ein, dass er mit unterdrückter Nummer angerufen hatte. Sophie stöberte auf der Internetseite der Gerichtsmedizin nach einem Doktor Roth, rief dort an, nur um von einer freundlichen Dame zu erfahren, dass es keinen Doktor Roth gab, der bei der Gerichtsmedizin arbeite. Allerdings gab es tatsächlich einen Kriminalkommissar Brom bei der Wiener Polizei, dieser war jedoch für die nächsten drei Wochen in Urlaub, wie sie erfuhr, als sie auch dort anrief.
Die Sache stank und sie wünschte, Gerald nach seiner Nummer gefragt zu haben, damit sie wenigstens ihn erreichte. Wenn er wirklich ein Jäger war, wie sie vermutete, würde sie seine Nummer nirgends finden. In welchen Zusammenhang standen Brom, Gerald und dieser glatzköpfige Mann, der ihren Vater noch lebend gesehen hatte und von dem Sophie glaubte, dass er ein Vampir war? Sie war sicher, dass dieser Mann etwas mit dem Tod ihres Vaters zu tun hatte. Um das herauszufinden, musste sie den richtigen Obduktionsbericht sehen.
Wie zum Teufel sollte sie an einen Bericht herankommen, von dem sie nicht wusste, wer ihn erstellt hatte
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