Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
aussendet.“
Nissina verdrehte die Augen.
„Findest du das nicht ein wenig zu plump? Einfach drauf los und hoffen, dass man den richtigen Weg findet?“
Erstaunlicherweise erwiderte Bolmar auf diese bissige Bemerkung nichts. Dafür ergriff Malek wieder das Wort.
„Bolmar hat Recht.“
„Was?!“
„Was könnten wir denn sonst tun? Es ist die einzige Chance den Jungen zu retten bevor es zu spät ist. Wir müssen auf den Beistand des Göttervaters vertrauen. Schließlich ist er es, in dessen Namen wir dies alles tun. Es wird Zeit, dass er seinen treuen Dienern zur Seite steht!“
Schicksal
Auch in seiner Ohnmacht war Alkeer kein Frieden vergönnt. Erneut schien sein Geist seinen Körper zu verlassen, um ihn durch die Augen eines anderen blicken zu lassen. Und dieses Mal war er sich ganz sicher. Er blickte durch die Augen seines eigenen Vaters. Doch was er sah war zu grausam um Wirklichkeit sein zu können. Er kniete auf dem Boden seines Familienhauses und hielt den blutigen Leib seiner Mutter in den Armen. Sie flüsterte einige Worte, die er jedoch nicht hören konnte. Die Kraft war aus ihrer Stimme gewichen. Verzweifelt versuchte Alkeer ihre blutende Wunde mit seinen Händen zu verschließen. Doch es gelang ihm nicht. Ihr Lebenssaft rann durch seine Finger hindurch und tränkte ihr Kleid. Hilfesuchend wandte er sich von ihr ab und blickte in die kalten Augen ihres Mörders. Es war ein Elfenkrieger. Immer noch das blutige Schwert in den Händen haltend, stand er im Eingang des Hauses und entzündete es mit einer Fackel. Von einem Moment zum nächsten waren Alkeer und seine sterbende Mutter vom Feuer eingeschlossen. Gierig leckten die Flammen über das Holz und nahmen ihm die Luft zum Atmen. Das Letzte was er sah waren die Gesichter seiner kleinen Brüder. Wie sie von mehreren Elfenkriegern gepackt und verschleppt wurden. Alkeer wollte aufspringen und ihnen helfen, doch da wurde es finster um ihn. Selbst die Hitze des Feuers schien er nicht mehr zu spüren.
„Komm schon! Wir müssen hier weg!“
Er kannte diese Stimme. Als er seine Augen aufschlug, blickte er in das vertraute Antlitz von seinem ständigen Retter Malek. Doch er war nicht allein. Im Schatten des Einganges konnte Alkeer die beiden Hünen Bolmar und Saba erkennen. Bolmar drängte offenbar zur Eile.
„Sie können jeden Moment wiederkommen. Wir müssen zu Lemok und Nissina zurück und dann nichts wie weg hier!“
Ein Ruck ging durch Alkeers Körper, als Malek ihn von den Ketten befreite und er in die Arme von Saba fiel.
„Ich trage ihn. Lasst uns verschwinden.“
Malek nickte und wandte sich zu Bolmar.
„Du gehst vor. Saba, du folgst ihm. Ich gebe euch Deckung. Also los.“
Alkeer war in einem erschreckenden Zustand als die Männer ihn fanden. Malek konnte seinen Blick einfach nicht von dem geschundenen Jungen abwenden.
Dafür wird Medehan büßen.
Die kleine Gruppe schlich durch den Tunnel, der zu Alkeers Kerker geführt hatte und kam dabei an den beiden niedergeschlagenen Wachen vorbei, die sie auf dem Hinweg erledigt hatten. An ihren Gesichtern konnte Malek sehen, dass es normale Menschen zu sein schienen und keine Untoten.
Also hatte Lemok Recht. Es gibt immer noch Menschen, die Medehan zur Seite stehen. Aber welcher Armee gehören sie an?
Malek hatte keine Zeit, um unter den Gewändern der Wachen nach irgendwelchen Wappen zu suchen. Er musste seine Männer und Alkeer in Sicherheit bringen. Medehan würde ein anderes Mal für seine Verbrechen gerichtet werden. Die Ritter konnten immer noch nicht glauben, dass sie so einfach mit der Befreiung des Jungen durchkommen würden. Sie hatten gar nicht lange nach ihm suchen müssen. Malek schöpfte ein wenig Hoffnung, dass der Göttervater ihnen tatsächlich zur Seite stand und ihre Schritte durch die verwinkelten Steinwege gelenkt hatte. Ihr Weg führte sie aus dem Tunnel hinaus in einen weiten finsteren Raum. Dies war der einzige Ort, an dem keine Moosflechten an den Wänden hingen und wo die Krieger auf ihre Nachtschärfe vertrauen mussten. Während sie durch die Dunkelheit des Raumes schlichen, ließ Malek seinen Blick etwas weiter nach oben wandern. An den Wänden konnte er einige Nischen ausmachen, in denen er ein schwaches Licht zu erkennen glaubte. Die Schritte der kleinen Gruppe hallten laut durch die Luft was ihn annehmen ließ, dass es ein sehr hoher Raum sein musste. Nur noch ein paar Schritte und sie würden diesen merkwürdigen Saal verlassen haben. Doch gerade als
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