Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
wollte sich zu erheben, fiel sein Blick auf den toten Sewar und seine anderen Waffenbrüder. Wunden, die von den riesigen Klauen des Monsters stammten, waren auf ihren entstellten Körpern zu sehen. Der kupferne Geruch von Blut lag in der Luft und hatte bereits erste Schwärme von Fliegen angelockt. Draihn glaubte an einem seiner toten Kameraden Bissspuren von den gewaltigen Kiefern seines Mörders zu erblicken. Sein Kürass war unter der Brust zerrissen und blutige, zerfetzte Eingeweide quollen daraus hervor. An den Leichen haftete der Gestank des Monsters. Geronnenes Pech und verkohltes Fett hätten nicht schlimmer stinken können als dieser faulige Geruch den die Kreatur hinterlassen hatte. Draihn musste nun stark sein. In seiner jetzigen Verfassung war es ihm unmöglich auch nur daran zu denken sie alle zu begraben. Aber er wollte auch nicht, dass die wilden Tiere sie fraßen. Solch ein Ende hatten diese tapferen Männer nicht verdient. Er konnte immer noch nicht begreifen, wie dass alles passiert war. Diese Männer waren fünf der tapfersten Krieger der valantarischen Armee. Sewar war der jüngste unter ihnen. Aber auch er verfügte über genügend Erfahrung im Kampf, um ein würdiges Mitglied der
Blutschwerter
zu sein. In der Schlacht bildeten sie stets eine Einheit. Kein Gegner vermochte es an ihren Schilden vorbeizukommen oder ihren scharfen Klingen zu entgehen. Aus jedem Kampf gingen sie stets als Sieger hervor. Bis zum heutigen Tag. Doch die Zeit für Trauer und ruhmreiche Erinnerungen war noch nicht gekommen. Jetzt ging es darum zu überleben und den Rest der Soldaten vor den Monstern auf dieser Insel zu warnen. Sich an einem Baum abstützend zwang Draihn sich auf die Beine und war überrascht wie viel Kraft noch in ihm steckte. Sein rechtes Bein schmerzte etwas beim Auftreten und am Oberschenkel verlief ein langer Schnitt. Er war nicht tief, schmerzte jedoch sehr stark. Aber wenn man bedachte wie groß das Monster war, dessen Klauen ihn verletzt hatten und welches auf ihn fiel nachdem er es erschlug, dann war dies in der Tat nur ein kleiner Kratzer. Draihn riss die Ärmel von seinem Hemd und versorgte seine Wunden mit notdürftigen Verbänden. Sein Blick fiel auf einen umher liegenden Wasserschlauch. Der Schmerz hatte ihn seinen Durst beinahe vergessen lassen. Doch nun forderte sein Körper Tribut für die Anstrengungen der letzten Stunden. Mit tauben Fingern löste er den Verschluss und lies das kühle Nass seine Kehle hinunterlaufen.
Wo sind nur die restlichen Truppen? Es müssen doch einige Stunden vergangen sein seitdem ich hier lag. Wieso haben sie uns noch nicht gefunden? Ob sie auch von solch einer Bestie angegriffen wurden?
Draihn konnte sich zu keiner seiner unzähligen Fragen eine Antwort zusammenreimen. Auch fehlte ihm die Zeit, um dies zu tun. Während er weiter vor sich hin grübelte, sammelte er Feuerholz. Nicht nur um ein Lagerfeuer zu entzünden. Er wollte außerdem seinen toten Kameraden die Pein ersparen weiterhin im eigenen Blut liegen zu müssen. Ihre sterblichen Überreste sollten in den Flammen der Nacht vergehen. Er würde in Liedern von ihren Taten erzählen und die Götter auf die Ankunft der großen Krieger vorbereiten. Ihre Seelen hatten die Welt
Berrá
bereits verlassen. Nun sollten ihre Hüllen folgen.
Die Nacht war bereits hereingebrochen, als die Flammen der brennenden Körper gen Himmel loderten. Draihn hatte nicht mit ansehen wollen wie sie brennen. Er hatte sie alle nebeneinander gebettet und einen großen Stapel Holz über sie gelegt. Mit Tränen in den Augen und einer bebenden Stimme, sprach er Gebete zu Ehren der Toten. Jeder wurde einzeln mit Namen genannt und für seine Taten gelobt. Dies war bei den valantarischen Kämpfern ein übliches Bestattungsritual. Es sollte zeigen wie stark sie im Leben waren und was für Kämpfe sie ausfochten.
Als Draihn damit begann von den Taten seines Bruders zu sprechen versagte ihm beinahe die Stimme. Er hatte es ihm nie gesagt, aber er war unglaublich stolz auf ihn.
Nachdem er alle Gebete gesprochen und einen letzten Gruß an die Toten gerichtet hatte, blieb er noch eine Weile stehen und blickte in die züngelnden Flammen. Obgleich ihm der Gestank des brennenden Fleisches den Magen umdrehte, verspürte er eine angenehme Wärme, die von dem Feuer ausging. Er beschloss sich ein Lager in der Nähe des Totenfeuers aufzubauen und bis zum nächsten Morgen mit der Jagd nach etwas Essbarem zu warten. In den Sachen seiner Waffenbrüder
Weitere Kostenlose Bücher