Blutlust
ließ ich das andere Ende des langen Seiles zu Boden fallen, kniete mich hin und schob es unter dem Sofa hindurch nach vorne.
»Das ist nicht dein Ernst«, lächelte er, während ich um das Sofa herum und vor ihm in die Hocke ging, um den Strick um seine Fußgelenke zu wickeln. Ich holte ihn dabei so weit unter dem Sofa hindurch zu mir nach vorne, dass sein Kopf noch weiter nach hinten an die Lehne gezogen wurde. Und wieder sog er die Luft tief durch die Nase ein.
»Siehst du doch«, sagte ich mit einem verwegenen Grinsen.
»Du hast tatsächlich Angst vor mir«, stellte er fest.
»Vielleicht sagen die Freaks ja die Wahrheit, und du bist wirklich ein Vampir«, gurrte ich.
»Ja, vielleicht.«
»Aber wenn du wirklich einer wärst«, sagte ich, »könntest du den Strick ganz einfach zerreißen und vermutlich auch die Handschellen mit Leichtigkeit sprengen, nicht wahr?«
»Ja. Das könnte ich. Wenn ich ein Vampir wäre.«
»Also könntest du jeden Moment über mich herfallen. Einfach so.«
»Während du dich in Sicherheit wiegst. Ja.«
»Gut.«
Ich zog mich aus. Langsam. Mit dem gleichen geduldigen Genuss, mit dem ich mich sonst selbst befriedigte.
Dabei stand ich so vor ihm, dass der Kamin von der Seite her meine Haut in tanzendes, weiches Licht tauchte. Und er schaute mich an mit einem Hunger, den ich noch nie bei einem Mann erlebt hatte. Nicht gierig unbeherrscht, sondern mit der klaren zuversichtlichen Begeisterung, dass sein Hunger auch gestillt werden würde.
Meine Bluse fiel, und gleich darauf mein Rock. Ich behielt die Stöckelschuhe an – ich wusste, wie gut sie meine ohnehin langen Beine in den Halterlosen zur Geltung brachten. Ich hatte mich gegen einen String und für ein weinrotes Panty mit passendem BH entschieden. Ein Panty wirkt immer braver und schafft einen wundervollen Kontrast zu der Verruchten, die ich heute Nacht sein wollte. Für ihn. Für mich.
»Mir gefällt, was ich sehe«, knurrte er lüstern.
»Ich weiß«, sagte diesmal ich. »Das habe ich gestern schon gemerkt. Und gleich darfst du sogar davon kosten.«
Zwischen meinen Schenkeln pulste es, und ich musste mich zusammenreißen, mich nicht gleich auf ihn zu stürzen. Wahre Macht zeigt sich nicht nur darin, mit der Angst leben zu können, sondern vor allem in der Beherrschung der eigenen Gier.
Zumindest eine Zeitlang.
Ich trat wieder hinter das Sofa und griff mit den Spitzen meiner Fingernägel links und rechts an seinen Hals. Ein drittes Mal atmete er tief ein – und als ich leicht zudrückte und sich meine Nägel in seine Haut senkten, fühlte ich sogar, dass er ganz sacht erbebte.
Das genoss ich ein paar Herzschläge lang, ehe ich mich dann nach vorne beugte und meine Lippen gegen seine Halsschlagader legte, während ich meine Finger über seine Schultern hinweg nach vorne wandern ließ, um seine Krawatte zu lösen und die Knöpfe seines Hemds zu öffnen. Dabei atmete ich ganz gezielt und tief gegen seinen Hals, so dass er es nicht nur fühlen, sondern auch hören konnte.
Meine Hände glitten unter sein Hemd auf die nackte Haut seiner breiten Brust, und er drückte sie mir entgegen. Ganz langsam, so, dass er es nicht merkte, öffnete ich meinen Mund. Immer weiter. Und als meine Fingerspitzen seine Nippel fanden und sie leicht drückten, was ihm einen Seufzer entlockte, biss ich zu.
Unwillkürlich stöhnte er auf. Es war ein Laut purer, ungebremster und ihn selbst überraschender Lust. Für einen Sekundenbruchteil fühlte ich, wie er mir den Hals entziehen wollte, indem er trotz des Seiles mit dem Kopf auswich, aber ich packte ihn von der anderen Seite mit der Hand und grub meine Zähne noch tiefer in die Muskeln um seine Halsschlagader. Und wieder stöhnte er auf. Noch lauter diesmal.
Ohne dass ich es gemerkt hatte, hatten sich auch meine Fingernägel fest und gierig in das Fleisch seiner Brust gebohrt.
Ich fühlte, wie ich vor Erregung zu schnaufen begonnen hatte und mein Herz noch schneller raste. Er schmeckte, wie er duftete – nur wärmer. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, und in meinem Innern war da plötzlich die Gier, so fest zuzubeißen, dass meine Zähne durch seine Haut brechen und tatsächlich auf Blut stoßen würden.
Nur mit Mühe kämpfte ich den Trieb nieder, löste meinen Biss und leckte seinen Hals.
Er atmete noch schwerer als ich.
»Noch mal«, flüsterte er.
Ich erfüllte seine Bitte. Etwas weiter oben, dicht unter seinem Ohr. Noch ein wenig fester als zuvor. Und weil er jetzt den Kopf nicht
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