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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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dieses Priesters ständig vor deinem Haus parkt. Ihr werdet euch heimlich außerhalb der Stadt treffen müssen. Aber früher oder später wird irgendjemand euch zusammen sehen. Und dann geht der Klatsch los. Es wird nur immer noch schwieriger. Noch peinlicher. Wie lange wirst du das durchhalten? Wie lange wird es dauern, bis er sich gezwungen sieht, eine Entscheidung zu treffen?«
    »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Du glaubst, er wird sich für dich entscheiden?«
    »Hör bitte auf, Jane.«
    »Sag schon, glaubst du das wirklich?« Die Frage war unnötig brutal, und einen Moment lang spielte Maura mit dem Gedanken, in der nächsten Stadt auszusteigen, sich einen Miet wagen zu nehmen und allein nach Boston zurückzufahren.
    »Ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    »Aber wie wird er sich entscheiden?«
    Maura wandte das Gesicht ab und blickte aus dem Seitenfenster auf verschneite Felder, auf schief stehende Zaunpfähle, halb in Schneewehen versunken. Wenn er sich nicht für mich entscheidet, wird mich das wirklich so sehr über raschen? Er kann mir wieder und wieder sagen, wie sehr er mich liebt. Aber wird er jemals meinetwegen seine Kirche verlassen?
    Jane seufzte. »Es tut mir leid.«
    »Es ist mein Leben, nicht deines.«
    »Ja, du hast ja recht. Es ist dein Leben.« Jane schüttelte den Kopf und lachte. »Mann, die ganze Welt ist vollkommen meschugge geworden. Auf niemanden ist mehr Verlass. Auf nichts und niemanden.« Sie fuhr eine Weile schweigend weiter und kniff die Augen zusammen, als die sinkende Sonne sie blendete. »Ich hab dir ja noch gar nicht meine tolle Neuigkeit erzählt.«
    »Welche Neuigkeit?«
    »Meine Eltern haben sich getrennt.«
    Jetzt endlich sah Maura sie an. »Wann ist das passiert?«
    »Gleich nach Weihnachten. Siebenunddreißig Jahre Ehe, und plötzlich fängt mein Dad an, irgend so einer Blondine von der Arbeit nachzusteigen.«
    »Das tut mir wirklich leid.«
    »Und dann diese Sache mit dir und Brophy - anschei nend spielen plötzlich bei allen die Hormone verrückt. Bei dir, bei meinem bescheuerten Dad … sogar bei meiner Mom.« Sie machte eine Pause. »Vince Korsak will mit ihr ausge hen. So weit sind wir jetzt schon.« Plötzlich stöhnte Jane auf. »O Mann, weißt du, was mir gerade klar geworden ist? Am Ende wird der Typ noch mein Stiefvater !«
    »So verrückt ist die Welt nun auch wieder nicht geworden.«
    »Aber passieren könnte es.« Jane schüttelte sich. »Mir wird ganz anders, wenn ich nur an die beiden denke.«
    »Dann denk nicht an sie.«
    Jane biss die Zähne zusammen. »Ich versuch's ja.«
    Und ich werde versuchen, nicht an Daniel zu denken.
    Doch während sie weiter Richtung Westen fuhren, der untergehenden Sonne entgegen, durch die Stadt Springfield und hinauf in die Berkshire Hills, konnte sie an nichts anderes denken als an ihn. Sie atmete ein und konnte seinen Duft noch riechen, sie verschränkte die Arme vor der Brust und spürte noch seine Berührung, als wären die Erinnerungen in ihre Haut eingegraben. Und sie fragte sich: Geht es dir auch so, Daniel? Als du heute Morgen vor deiner Gemeinde stan dest und in die Augen der Menschen blicktest, die dich be obachteten, die auf deine Worte warteten, war es da mein Ge sicht, das du gesucht hast, an das du gedacht hast?
    Als sie die Staatsgrenze von New York überquerten, war die Nacht schon hereingebrochen. Ihr Handy klingelte, und im dunklen Wageninneren dauerte es eine Weile, bis sie es in dem Durcheinander in ihrer Handtasche gefunden hatte. »Dr. Isles«, meldete sie sich.
    »Maura, ich bin's.«
    Sie spürte, wie ihr beim Klang von Daniels Stimme die Hitze in die Wangen schoss, und sie war froh um die Dunkelheit, die ihr Gesicht vor Janes Blicken verbarg.
    »Ich hatte Besuch von Detective Frost«, sagte er.
    »Ich musste es ihnen sagen.«
    »Natürlich musstest du das. Aber ich hätte mir gewünscht, dass du mich anrufst. Du hättest es mir sagen sollen.«
    »Es tut mir leid. Es muss furchtbar unangenehm gewesen sein, es zuerst von ihm zu erfahren.«
    »Nein, ich spreche von dem, was an deine Tür geschrie ben wurde. Ich wusste ja nichts davon, sonst wäre ich auf der Stelle gekommen. Es wäre nicht nötig gewesen, dass du diese Situation allein durchstehst.«
    Sie schwieg. Ihr war unangenehm bewusst, dass Jane jedes Wort ihrer Unterhaltung mithörte. Und dass sie zweifellos ihre Missbilligung zum Ausdruck bringen würde, sobald das Gespräch beendet wäre.
    »Ich habe vorhin bei dir

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