Blutmale
dem Beacon Hill gewollt?«
»Das weiß nicht mal ihr Freund. Aber wir haben da so ein paar Theorien.«
Maura dachte an den jungen Cop, den sie schluchzend in Daniels Armen gesehen hatte. »Ihr Freund, das ist dieser Streifenpolizist, der drüben bei Pater Brophy steht?«
»Ist ein harter Schlag für Ben. Und die Art und Weise wie er es erfahren hat, ist auch furchtbar. Er war auf Streife und hat die Funksprüche von den Kollegen gehört.«
»Und er hat keine Ahnung, was sie in dieser Gegend gewollt hat? Schwarz gekleidet, mit der Waffe im Holster?«
Tripp zögerte - gerade so lange, dass es Maura auffiel.
»Detective Tripp?«, hakte sie nach.
Er seufzte. »Wir haben ihr das Leben ziemlich schwer gemacht. Wegen dieser Sache an Heiligabend. Vielleicht haben ein paar von uns es mit den Sticheleien ein bisschen übertrieben.«
»Weil ihr damals am Tatort schlecht wurde?«
»Genau. Ich weiß, es ist eigentlich kindisch. Aber so geht's nun mal zu bei uns im Dezernat. Wir albern ständig rum und werfen einander Beleidigungen an den Kopf. Aber ich fürchte, Eve hat das Ganze ziemlich persönlich genommen.«
»Das erklärt aber immer noch nicht, was sie auf dem Beacon Hill gewollt hat.«
»Ben sagt, nachdem sie von den Kollegen so getriezt wurde, war sie wild entschlossen, sich zu beweisen. Wir glauben, dass sie hier war, weil sie an dem Fall gearbeitet hat. Aber wenn es so war, dann hat sie jedenfalls niemandem aus ihrem Team vorher Bescheid gesagt.«
Maura blickte auf Eve Kassowitz' Gesicht hinunter. Auf die starrenden Augen. Mit ihren behandschuhten Händen strich sie die blutverklebten Haarsträhnen zur Seite und legte eine Platzwunde am Kopf frei. Sie konnte jedoch keine Frakturen ertasten. Der Schlag, der die Kopfhaut an dieser Stelle aufgerissen hatte, schien nicht heftig genug gewesen zu sein, um ihren Tod herbeizuführen. Als Nächstes untersuchte sie den Rumpf. Behutsam streifte sie den Pullover zurück, um den Brustkorb freizulegen, und starrte den blutbefleckten BH an. Der Stich hatte die Haut direkt unterhalb des Brustbeins durchbohrt. Das Blut war bereits zu einer Kruste getrocknet und gefroren, sodass die Wundränder nicht zu erkennen waren.
»Wann genau wurde sie gefunden?«
»Gegen zweiundzwanzig Uhr. Der Butler war gegen achtzehn Uhr schon mal mit dem Müll rausgegangen, und da hatte er noch nichts gesehen.«
»Er hat heute Abend schon zweimal den Müll rausgebracht?«
»Der Hausherr hatte heute Abend Gäste zum Dinner. Es wurde für fünf Personen gekocht, und da gibt's natürlich jede Menge Abfall.«
»Wir können also von einem Todeszeitpunkt zwischen acht zehn und zweiundzwanzig Uhr ausgehen?«
»Richtig.«
»Und Detective Kassowitz' Freund ist der Letzte, der sie le bend gesehen hat?«
»Ja, heute Nachmittag gegen drei. Bevor er das Haus verließ, um seine Schicht anzutreten.«
»Er hat also ein Alibi.«
»Ein felsenfestes. Sein Partner war den ganzen Abend mit ihm zusammen.« Tripp machte eine Pause. »Müssen Sie vielleicht die Körpertemperatur messen? Wir haben nämlich schon die Außentemperatur notiert, falls Sie die brauchen. Minus elf Grad.«
Maura beäugte die schweren Kleider der Toten. »Ich werde hier vor Ort keine Rektaltemperatur messen. Ich möchte sie nicht im Dunkeln ausziehen. Dank Ihres Zeugen können wir den Todeszeitraum ja schon eingrenzen. Vorausgesetzt, seine Zeitangaben sind korrekt.«
»Wahrscheinlich auf den Sekundenbruchteil genau«, brummte Tripp. »Den müssen Sie echt gesehen haben, die sen Butler - Jeremy heißt er. Ein Pedant, wie er im Buche steht.«
Ein Lichtstrahl durchschnitt die Dunkelheit. Sie blickte auf und sah eine Gestalt auf sich zukommen, die mit einer Taschenlampe den Garten absuchte.
»Hey, Doc« sagte Jane. »Wusste ja gar nicht, dass du schon hier bist.«
»Ich bin gerade erst gekommen.« Maura richtete sich auf. Im Dunkeln konnte sie Janes Gesicht nicht erkennen, nur die Umrisse ihres üppigen Haarschopfs. »Ich habe gar nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen. Es war Crowe, der mich angerufen hat.«
»Mich hat er auch angerufen.«
»Wo ist er denn?
»Im Haus - er vernimmt gerade den Besitzer.«
Tripp schnaubte verächtlich. »Wo sollte er auch sonst sein
- da drin ist es ja auch schön warm. Ich bin derjenige, der sich hier draußen den Arsch abfrieren muss.« »Wow, Tripp«, meinte Jane. »Das klingt ja, als ob Sie Crowe genauso heiß und innig lieben wie ich.«
»O ja - ist ja auch so ein liebenswerter Kerl. Kein
Weitere Kostenlose Bücher