Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
entschuldigen.« Ich wette, er ist hungrig und will seine persönliche Köchin wiederhaben. Sie hob den Hörer ab und wählte.
    »Die Mühe kannst du dir sparen«, meinte Angela.
    Es läutete einmal, zweimal.
    »Ich sagte doch, er wird nicht rangehen. Er ist ja gar nicht zu Hause.«
    »Und wo ist er dann?«, fragte Jane.
    »Er ist bei ihr .«
    Jane erstarrte, während das Telefon im Haus ihrer Eltern läutete und läutete, ohne dass jemand abhob. Langsam legte sie den Hörer wieder auf und drehte sich zu ihrer Mutter um. »Bei wem?«
    »Bei ihr. Bei dieser Schlampe.«
    »Mein Gott, Ma!«
    »Gott hat nichts damit zu tun.« Angela schnappte plötzlich nach Luft, und ein Schluchzer schien ihr die Kehle zusammenzuschnüren. Sie beugte den Oberkörper vor, mit Regina im Arm.
    »Dad hat eine Affäre mit einer anderen Frau?«
    Angela nickte stumm und hob die Hand, um sich das Gesicht abzuwischen.
    »Wer? Wer ist diese Frau?« Jane setzte sich an den Tisch und sah ihrer Mutter in die Augen. »Mom, wer ist sie?«
    »In der Arbeit …«, flüsterte Angela.
    »Aber seine Kollegen sind doch allesamt alte Knacker.«
    »Sie ist neu. Sie … sie ist …« Angelas Stimme versagte plötzlich. »… jünger. «
    Das Telefon klingelte.
    Angelas Kopf schnellte in die Höhe. »Ich rede nicht mit ihm. Das kannst du ihm sagen.«
    Jane warf einen Blick auf die Nummer, die auf dem Dis play angezeigt wurde, erkannte sie aber nicht. Vielleicht war es ja wirklich ihr Vater. Vielleicht rief er von ihrem Apparat aus an. Vom Haus der Schlampe.
    »Rizzoli«, blaffte sie.
    Eine Pause, und dann: »Schlechten Tag gehabt, wie?«
    Und er wird wahrscheinlich nicht besser, dachte sie, als sie Detective Darren Crowes Stimme erkannte.
    »Was gibt's?«, fragte sie.
    »Ziemlich üble Geschichte. Wir sind hier auf dem Beacon Hill. Sie und Frost sollten sich besser gleich auf den Weg machen. Ich würde es mir ja gerne ersparen, Ihnen die schlechte Nachricht zu überbringen, aber …«
    »Haben Sie nicht heute Nacht Bereitschaft?«
    »Das hier geht uns alle an, Rizzoli.« Crowe klang ernster, als sie ihn je erlebt hatte, ohne eine Spur seines gewohnten Sarkasmus. Leise fuhr er fort: »Es ist eine von uns.«
    Eine von uns. Eine Polizistin.
    »Wer ist es?«, fragte sie.
    »Eve Kassowitz.«
    Jane brachte kein Wort hervor. Ihre Finger, mit denen sie den Hörer umklammert hielt, wurden langsam taub, während es ihr durch den Kopf schoss: Ich habe sie noch vor ein paar Stunden gesehen.
    »Rizzoli?«
    Sie räusperte sich. »Geben Sie mir die Adresse.«
    Als sie auflegte, stellte sie fest, dass Gabriel Regina nach nebenan gebracht hatte. Angela saß zusammengesunken und mit hängenden Schultern da, als hätte man ihr die einzige Stütze entrissen. »Es tut mir leid, Mom«, sagte Jane. »Ich muss noch mal weg.«
    Angela zuckte resigniert mit den Achseln. »Natürlich. Geh nur.«
    »Wir reden weiter, wenn ich zurück bin.« Sie bückte sich, um ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange zu drücken, und sah dabei aus nächster Nähe Angelas schlaffe Haut, ihre herabhängenden Lider. Wann ist meine Mutter so alt gewor den?
    Sie schnallte ihre Waffe um und nahm die Jacke aus dem Schrank. Als sie sie zuknöpfte, hörte sie Gabriel hinter sich sagen: »Der Zeitpunkt könnte ja kaum ungünstiger sein.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Was wird aus mir, wenn ich mal so alt bin wie meine Mutter? Wird er mich dann auch wegen einer Jüngeren verlassen? »Könnte sein, dass es länger dauert«, sagte sie. »Geh ruhig schon schlafen.«

11
    Maura stieg aus ihrem Wagen, und es knirschte unter ihren Stiefelsohlen, als die hauchdünne Eisschicht auf dem Asphalt brach. Der während der wärmeren Tagesstunden geschmolzene Schnee war in dem bitterkalten Wind, der bei Einbruch der Dunkelheit aufgekommen war, blitzartig gefroren. Im flackernden Schein des Blaulichts mehrerer Streifenwagen glänzten sämtliche Oberflächen glatt und gefährlich. Sie sah einen Polizisten über den Gehsteig schlittern und mit den Ar men rudern, um das Gleichgewicht zu halten. Der Kleinbus der Spu rensicherung rutschte beim Abbremsen seitwärts weg und touchierte die hintere Stoßstange eines geparkten Streifenwagens.
    »Passen Sie auf, dass Sie nicht hinfallen, Doc«, rief ihr ein Streifenpolizist von der anderen Straßenseite aus zu. »Ein Kol lege ist uns heute Abend schon auf dem Glatteis ausgerutscht. Hat sich wahrscheinlich das Handgelenk gebrochen.«
    »Irgendjemand sollte vielleicht mal diese Straße

Weitere Kostenlose Bücher