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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Fensters ab. »Die Symbole wurden mit rotem Ocker gezeichnet, der auf Zypern abgebaut wurde«, sagte er. »Wissen Sie, was das be deutet, Detective Frost?«
    »Wir haben keine Ahnung«, gab Frost zu.
    »Dieser Mörder spielt nicht mit der Polizei. Er spielt mit mir . Mit der Mephisto-Stiftung.« Er drehte sich zu ihnen um, doch im Gegenlicht der hellen Morgensonne war seine Miene nicht zu erkennen. »An Heiligabend tötet er eine Frau und hinterlässt satanische Symbole am Tatort - die Kerzen, den Ockerkreis. Aber das Wichtigste ist, dass er an diesem Abend im Haus von Joyce O'Donnell anruft, einem Mitglied unserer Stiftung. Das war das Signal an uns. Damit wollte er unsere Aufmerksamkeit wecken.«
    »Ihre Aufmerksamkeit? Ich hatte den Eindruck, dass es von Anfang an nur um O'Donnell ging.«
    »Dann wurde Eve Kassowitz in meinem Garten ermor det. An einem Abend, an dem wir uns bei mir getroffen hatten.«
    »Es war auch der Abend, an dem O'Donnell bei Ihnen zu Gast war. Sie war es, der er nachstellte, auf die er sein Augenmerk richtete.«
    »Bis gestern Abend hätte ich Ihnen da noch zugestimmt. Bis zu diesem Zeitpunkt deutete alles darauf hin, dass er es auf Joyce abgesehen hatte. Aber diese Symbole an Mauras Tür verraten uns, dass der Mörder sein Werk noch nicht vollendet hat. Er ist immer noch auf der Jagd.«
    »Er weiß Bescheid über uns, Anthony«, sagte Edwina. »Er dezimiert unseren Kreis. Die Frage ist: Wer ist der Nächste?«
    Sansone sah Maura an. »Ich fürchte, er glaubt, dass Sie eine von uns sind.«
    »Aber das bin ich nicht«, sagte sie. »Ich will mit Ihrem Grup penwahn nichts zu schaffen haben.«
    »Maura?« Es war Jane. Maura hatte nicht gehört, wie sie ins Zimmer zurückgekommen war. Jane stand in der Tür und hielt ihr Handy hoch. »Kannst du mal in die Küche kommen? Wir müssen etwas unter vier Augen besprechen.«
    Maura stand auf und folgte ihr in den Flur. »Was gibt's?«, fragte sie, als sie die Küche betraten.
    »Könntest du dir morgen freinehmen? Wir beide müssen heute noch verreisen. Jetzt fahre ich erst mal nach Hause, um meine Tasche zu packen. Ich hole dich dann gegen Mittag ab.«
    »Willst du mir etwa sagen, dass ich davonlaufen und mich verstecken soll? Nur weil jemand etwas an meine Tür geschmiert hat?«
    »Es geht nicht um deine Tür. Ich habe gerade einen Anruf von einem Kollegen aus Upstate New York bekommen. Gestern Abend wurde dort die Leiche einer Frau gefunden. Es war eindeutig Mord.«
    »Und was haben wir mit einem Mord in New York zu tun?«
    »Der Frau fehlt die linke Hand.«

24
    8. August. Mondphase: letztes Viertel.
    Jeden Tag geht Teddy hinunter zum See. Am Morgen höre ich das Fliegengitter vor der Haustür quietschen und zuklap pen, dann das Poltern seiner Schuhe auf den Verandastu fen. Von meinem Fenster aus sehe ich ihn losmarschieren und den Weg hinunter zum Wasser einschlagen, die Angel rute über die schmächtige Schulter gelegt, in der Hand den Kasten mit der Ausrüstung. Es ist ein merkwürdiges Ritual und vollkommen nutzlos, wie ich finde, da er nie irgendwel che Früchte seiner Mühen mit nach Hause bringt. Jeden Nachmittag kehrt er mit leeren Händen, aber dennoch gut gelaunt zurück.
    Heute gehe ich ihm nach.
    Er sieht mich nicht, als er durch den Wald zum See spa ziert. Ich halte genügend Abstand, sodass er meine Schritte nicht hören kann. Ohnehin trällert er die ganze Zeit mit seiner hohen Kinderstimme eine schräge Version von »Old MacDonald Had A Farm«, und er ahnt nicht, dass er beob achtet wird. Er erreicht das Ufer, steckt einen Köder an den Haken und wirft die Leine aus. Während die Minuten verstrei chen, hockt er sich ins Gras und blickt aufs Wasser hinaus. Es ist vollkommen ruhig, nicht das kleinste Lüftchen kräu selt die spiegelglatte Oberfläche.
    Da zuckt plötzlich die Rute.
    Ich schleiche mich näher heran, als Teddy seinen Fang einholt. Es ist ein bräunlicher Fisch, und er windet sich am Haken, jeder Muskel zuckt in Todesangst. Ich warte auf den tödlichen Schlag, auf jenen heiligen Moment, da der gött liche Funke erlischt. Aber zu meiner Überraschung nimmt Teddy seinen Fang in die Hand, zieht ihm den Haken aus dem Maul und setzt den Fisch behutsam zurück ins Wasser.
    Er beugt sich tief zu ihm herab und murmelt etwas, als wolle er sich dafür entschuldigen, dass er ihm den Vormittag ver dorben hat.
    »Warum hast du ihn nicht behalten?«, frage ich.
    Teddy schnellt hoch, aufgeschreckt vom Klang meiner Stimme. »Oh«, sagt

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