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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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sind.«
    »Was?«
    »Sie haben sich doch mit ihm getroffen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Ich grinste. »Wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse. Haben Sie Jochen Averbeck darüber hinweggetröstet, dass seine Frau schwer verletzt im Krankenhaus liegt?«
    Sie schnappte nach Luft. »Sie werden unverschämt.«
    »War es nur seelischer Beistand, den Sie geleistet haben, oder auch sexueller?«
    Ich fing ihre Hand ab, mit der sie mich ohrfeigen wollte. »Sparen Sie sich Ihre Empörung! Ich nehme an, Sie wollen Jochen für sich allein haben. Nur steht Ihnen dabei Renate im Weg.«
    »Das ist nicht wahr«, fauchte Pia Petry. »Renate ist meine Freundin.«
    »Na gut. Wie Sie meinen. Ich bin jedenfalls hinter dem Kerl her, der Ihre Freundin fast umgebracht hat.«
    Ich ließ sie stehen und spürte ihren Blick im Rücken, bis ich die Tür zum Treppenhaus erreicht hatte.

7
     
    Pia Petry steigt in den Hades hinab
     
     
    Für wen hält sich dieser Kerl eigentlich? Für Supermann? Ich bin jedenfalls hinter dem Kerl her, der Ihre Freundin fast umgebracht hat. Theatralischer geht's ja wohl nicht. Perplex starre ich dem Typen nach, der mit hocherhobenem Kopf steifbeinig den Gang hinunterläuft und dann im Treppenhaus verschwindet. Ein Bulle ist er bestimmt nicht. Sonst hätte er mir längst seinen Ausweis unter die Nase gehalten. Aber wer ist er dann? Ein SM-Verehrer von Renate, der sich als Held aufspielen will? Der die Gelegenheit nutzt, sich wichtig zu machen, um sich dann in Renates Dankbarkeit sonnen zu können? Naiv genug scheint er dafür zu sein.
    Doch kaum stehe ich in meinem Zimmer, sehe ich, dass Romeo wohl doch nicht so naiv ist. Er ist tatsächlich hier drin gewesen. Mein Schreibblock ist nicht mehr an dem Platz, an den ich ihn zuletzt hingelegt habe. Der Einbruch nötigt mir einen gewissen Respekt ab. Allerdings macht mich die Vorstellung, dass der Kerl meine Sachen durchsucht, womöglich meine Kosmetikartikel inspiziert und meine BHs und Slips in der Hand gehabt hat, ziemlich sauer. So sauer, dass ich kurz davor bin, Renate im Krankenhaus anzurufen. Aber zwölf Uhr nachts ist vielleicht nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt, um eine Schwerverletzte aus dem Schlaf zu reißen. Bleibt Jochen. Doch den rufe ich ganz bestimmt nicht an. Auf die Diskussion, die dann folgen würde, bin ich nicht scharf.
     
    Am nächsten Morgen klingelt um halb zehn das Telefon. Auf mein müdes Hallo meldet sich die Rezeptionistin, die mir mit Verschwörerstimme mitteilt, dass das Buffet bald abgeräumt wird und ich mich beeilen müsse, wenn ich noch frühstücken wolle.
    »Ich will nicht frühstücken«, blaffe ich. »Ich will schlafen.«
    Ihre Entschuldigungsversuche warte ich gar nicht erst ab, sondern lege gleich wieder auf. Natürlich schlafe ich danach nicht mehr ein. Übermüdet und von dröhnenden Kopfschmerzen benommen, stolpere ich eine halbe Stunde später die Treppe zur Lobby hinunter.
    Die junge Frau hinter der Rezeption zieht schuldbewusst den Kopf ein. »Frau Petry. Das ist mir so unangenehm. Ich wollte Sie nicht stören. Ich dachte nur ...«
    »Ist schon gut«, sage ich und mache mich auf den Weg zum Frühstücksraum.
    »Ich habe eine Nachricht für Sie«, ruft sie hinter mir her, als ich schon fast dort bin. Also trotte ich wieder zurück.
    »Eine Nachricht?«, frage ich müde.
    Sie händigt mir einen säuberlich zusammengefalteten Zettel aus.
    Hallo, du Biest , steht da drauf, du solltest heute Abend in den Club gehen. Ab 22 Uhr läuft eine Veranstaltung, die interessant für dich sein könnte. Kauf dir was Passendes und setz es auf meine Rechnung. Gruß und Kuss Jochen
    Darunter steht eine Adresse. Ich nehme an, es ist die eines SM-Ladens . Hallo, du Biest , lese ich noch einmal. Offensichtlich hat er mir die Geschichte von gestern Abend nicht übel genommen. Oder er ist ein guter Verlierer. Was allerdings neu wäre. Er muss sich schon ziemlich bescheuert vorgekommen sein, als er vor dem offenen Kamin aus dem siebzehnten Jahrhundert gesessen und auf mich gewartet hat. Vorher hat er wahrscheinlich den Rotwein dekantiert, ein paar Plätzchen auf dem Tisch und ein paar Präservative neben dem Bett deponiert. Doch Frau Petry ist nicht erschienen. Die ist nämlich schnurstracks in ihr Hotel gefahren. Obwohl ich ihm ungefähr hundert Mal gesagt habe, dass ich müde und sowieso kein großer Fan von offenen Kaminen bin, hat er unbeirrt weiter insistiert. Als sei ich ein kleines Schulmädchen, dem man einfach nur oft genug sagen

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