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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Glück oder einfach nur die Bestätigung, dass ich noch lebte? Abgesehen von meiner ziemlich kurzen Ehe war ich engen Beziehungen aus dem Weg gegangen. Ich redete mir ein, dass ich niemanden verletzen wollte, dass es auf Dauer nicht klappen würde oder dass die Umstände gerade nicht günstig waren. Wahrscheinlich lag der Grund in meiner Unfähigkeit, mich zu binden, den Stress und die Langeweile des Alltags auszuhalten. Und obendrein hatte ich den falschen Beruf. Ein Detektiv muss dann arbeiten, wenn der Fall es erfordert, notfalls rund um die Uhr, ohne Rücksicht auf private Termine und Verpflichtungen. Entschuldigen Sie, ich musste die Verfolgung abbrechen, weil ich mit meiner Freundin zum Essen verabredet war. Das konnte ich keinem Auftraggeber erzählen. Und die Frauen verstanden nicht, warum ich Nächte in meinem Auto verbrachte und auf ein Haus starrte, in dem vielleicht, vielleicht aber auch nicht etwas passieren würde, das meinen Klienten interessierte. Sie verstanden es noch weniger, wenn ich ihnen erzählte, dass ich mal Jura studiert hatte und Rechtsanwalt gewesen war. Dass ich die Chance, Karriere zu machen, gutes Geld zu verdienen und zur so genannten bürgerlichen Gesellschaft zu gehören, weggeworfen hatte. Dass ich all das nicht brauchte und mit meinem Dasein als Schnüffler zufrieden war.
    Zumindest mit diesem Teil meines Daseins. Denn ich konnte es nicht lassen, es immer wieder zu versuchen. Die Frau zu finden, mit der alles anders sein würde. Eine fixe Idee, die mich vermutlich ins Grab begleiten würde.
    Allerdings hatte ich es noch nie mit einer Kollegin versucht. Mit einer Frau, die ebenso wie ich im Schmutz wühlte. Und es war nicht zu übersehen, dass ich eine gewisse Wirkung auf sie hatte. Gerade groß genug, um mit mir ein Bier zu trinken oder sich an meiner Schulter auszuweinen. Zu mehr würde es wohl nicht reichen. Ich ahnte, dass wir verwandte Seelen waren, vereint in unserer Angst, ein Stück von uns selbst aufzugeben. Auch Bedauern gehört zum Glück, hatte mal jemand geschrieben. Mein Gott, was war ich heute Morgen philosophisch!
    Ich trank den letzten Rest Espresso und bemühte mich, das Gefühl der Taubheit abzuschütteln, das in meinem Kopf und in meinen Gliedern steckte. Ich hatte unruhig geschlafen, weil ich in meinen Träumen immer wieder vor der Leiche in Wegeners Wohnung stand. Zweimal hatte ich mein vollkommen nasses T-Shirt gewechselt und überlegt, ob ich mich nicht anziehen und nach Angelmodde fahren sollte. Nur um mir hinterher nicht sagen zu müssen, dass ich im Bett gelegen hatte, als ich gebraucht wurde. Irgendwann, gegen drei Uhr morgens, nahm ich eine Schlaftablette, weil ich nicht länger darüber nachdenken wollte. Und jetzt kämpfte ich mit den chemischen Nachwirkungen.
    Das Telefon in meinem Büro klingelte. Ich stand vom Küchentisch auf und ging hinüber.
    Franka hatte von dem Mord in der Zeitung gelesen und konnte ihre Neugierde nicht zügeln, als ich zugab, die Leiche gefunden zu haben.
    Ich stöhnte. »Du nervst.«
    »Was ist los, Georg? Hat dich diese Pia Dingsbums versetzt?«
    »Wenn du es genau wissen willst: Ja.«
    »Du Ärmster!«
    »Danke. Mitleid ist jetzt das, was ich am nötigsten brauche.«
    »Was hältst du davon, wenn wir heute Abend essen gehen?«
    »Wozu? Willst du mich seelsorgerisch betreuen?«
    »Quatsch. Ich möchte Details hören. Bis zum Abend hast du deine Krise doch hoffentlich überwunden.«
    Ich dachte kurz nach. »Okay. Unter der Bedingung, dass wir nicht über Pia Petry reden.«
    Sie war einverstanden und versprach, beim angesagtesten Italiener in der Innenstadt einen Tisch zu bestellen.
     
    Etwas Gutes hatte Frankas Anruf bewirkt, er hatte mich aus meiner Lethargie gerissen. Ich beschloss, dass die Zeit der Selbstprüfungen und -zweifel vorüber war und ich mich wieder dem widmen sollte, wofür ich bezahlt wurde. Ich hatte den Auftrag, den Menschen zu finden, der Renate Averbeck verletzt hatte, und wusste bislang zu wenig über die Figuren, die mir über den Weg gelaufen waren.
    Also setzte ich mich mit der dritten oder vierten Tasse Espresso vor den Computer und recherchierte im Internet. Ich begann mit Jochen Averbeck. Auf der Homepage der Meyerink-Baumärkte fand ich ein kurzes Porträt über den Juniorchef, in dem ich las, dass er mal Profi-Tennisspieler gewesen war. Als Nächstes gab ich die Begriffe Jochen Averbeck und Tennis in eine Suchmaschine ein und bekam ungefähr 571 Treffer. Und eine Stunde später stieß ich

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