Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Raum wie im Paradies fühlen – auf zwölf Kanälen live SM geboten zu bekommen, dafür würde wohl mancher eine Menge Geld zahlen.
»Klar«, lachte Clara. »Wir haben auch schon daran gedacht, das im Internet anzubieten, aber die rechtlichen Probleme sind zu groß. Wir müssten uns von jedem Gast, der zu sehen ist, eine Einverständniserklärung geben lassen und das ist so gut wie unmöglich.«
Ich entdeckte einen gefesselten Mann mit Blondhaarperücke, an dessen Brustwarzen und Genitalien Gewichte baumelten. »Ist das nicht ...«
»Männe«, sagte Clara. »Er ist ein Switcher. Das ist ...«
»Er wechselt zwischen Bottom und Top«, sagte ich. »Jochen Averbeck hat mir erzählt, dass der Mann, der ihn niedergeschlagen hat, eine Blondhaarperücke trug.«
»Na und? Sie denken doch nicht, dass es Männe war?«
»Warum nicht? Ihr Mann ist vorbestraft. Weil er eine Frau schwer verletzt hat.«
»Ach das!« Sie winkte ab. »Das ist Schnee von gestern. Die Frau hatte einen Schaden.«
»Vor oder nach der Session?«
»Quatsch. Die hatte sich in Männe verliebt. Die Anzeige war nichts anderes als Rache, weil er sie hat abblitzen lassen.« Clara stand auf und kam langsam in Fahrt. »Juristisch gesehen ist SM immer Körperverletzung, ob der Bottom damit einverstanden ist oder nicht. Unsere Gäste können einen Steckbrief hinterlegen, in dem sie aufschreiben, was sie zulassen wollen und was nicht. Männe hat sich daran gehalten, das konnten wir beweisen. Er ist nur verurteilt worden, weil sich die Richter vor lauter Verklemmtheit in die Hosen gemacht haben.«
Das Letzte hörte ich nur noch halb, weil ein anderer Monitor meine Aufmerksamkeit absorbierte. Eine Frau, die ein enges schwarzes Korsett trug, hing gefesselt an einem Andreaskreuz. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
Clara stand jetzt hinter mir. Ihr metallischer Brustschmuck berührte meinen Hinterkopf. »Sieh an: Ihre Freundin! Mit Dracu.«
Mir fiel auf, dass die beiden allein waren.
»Er wird die Türkarte auf Rot gedreht haben«, sagte Clara.
Dracu legte Pia eine Augenbinde um. Claras Hand glitt meinen Arm hinunter. Dracu ging ein paar Schritte zurück und nahm etwas aus einem Sack, der auf dem Boden lag. Ich konnte den Gegenstand nicht genau erkennen. Er sah lang, spitz und metallisch aus. Wie ein Messer. Gleichzeitig schloss sich mit einem Klicken etwas Kaltes um mein Handgelenk.
Ich sprang auf – und hing an dem schweren Drehstuhl fest, auf dem ich gesessen hatte. Clara lachte.
»Machen Sie die verdammten Handschellen ab!«, schrie ich sie an.
»Nein.«
Ich zeigte mit der freien Hand zum Monitor. »Er wird sie verletzen.«
»Vielleicht ein bisschen. Es wird ihr gefallen, glauben Sie mir. Dracu kennt sich damit aus.«
»Bitte!«, sagte ich. »Nehmen Sie mir die Handschellen ab!«
Clara blieb außerhalb meiner Reichweite, ihre Augen glitzerten boshaft. »Ich möchte es genießen, wie Sie leiden. Also seien Sie ein braver Junge und setzen Sie sich wieder!«
Mein Mund war vollkommen ausgedörrt. »Sie können mit mir machen, was Sie wollen.«
»Wirklich?«
»Ja. Aber zuerst müssen Sie mir die Handschellen abnehmen.«
23
Pia Petry lässt sich fesseln
Zu sagen, Dracu sähe heute Abend gut aus, hieße maßlos zu untertreiben. Sein muskulöser Oberkörper ist nackt, seine braune Haut glatt rasiert. Seine langen Beine stecken in schwarzen Lederhosen, die seitlich mit silbernen Nieten verziert sind. Die dunklen Haare hat er zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Er sitzt neben mir an der Bar und schenkt mir zum Verdruss aller anwesenden Masochistinnen seine volle und uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Und ich kann nicht behaupten, dass mir das unangenehm sei.
Er berührt mich am Arm. »Können wir?«
»Ich glaube, ich hätte gerne noch einen Sekt«, sage ich und sehe mich neugierig um. Die Dungeon-and-Dragon-Party im Club Marquis ist in vollem Gang. Noch nie habe ich hier so viele Leute in so vielen bunten Klamotten gesehen. Dabei dachte ich immer, Schwarz sei absolut verbindlich für die Szene.
Dracu winkt der Barfrau und bestellt ein Glas Mumm.
»Du solltest nicht zu viel trinken«, flüstert er mir ins Ohr. »Betrunkene Frauen haben nicht so viel vom Sex.«
Ich sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wir haben gesagt, du wolltest mir ein bisschen was zeigen – ohne dass ich wirklich involviert werde.«
»Man weiß doch nie, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Dracu, wenn du dich nicht an unsere Absprache
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