Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
Tod ihrer Mitschülerin zu verarbeiten.
Herr Baumann brachte sie direkt zu dem Psychologen. Vorher gab er ihr die Hand: „Ich kann das immer noch nicht glauben. Meine Schülerin. Unglaublich. Es tut mir so unendlich leid. Bitte kommen Sie jederzeit auf mich zu, wenn ich Ihnen weiterhelfen kann.“ Damit verabschiedete sich der Lehrer und Paula klopfte leise an die Tür von Herrn Meindel. Sie wartete einen Augenblick ab und klopfte ein zweites Mal, etwas fester. Sie hörte Schritte und der Mann schaute durch einen Türspalt hindurch und musterte sie.
„Paula Franz, Kriminalpolizei, wir haben uns gerade schon kurz kennengelernt. Sie waren so schnell verschwunden, ich hatte gar keine Chance mich Ihnen persönlich vorzustellen. Ich untersuche den Tod von Kate Dreyer. Hätten Sie einen Augenblick Zeit, sich mit mir über Kate zu unterhalten?“
Der Mann räusperte sich und schaute zurück ins Zimmer, ohne dass Paula sehen konnte, wen oder was er betrachtete.
„Im Moment geht es leider nicht. Ich habe hier einen Schüler, der mich um psychologische Hilfe gebeten hat. Das dauert noch einige Zeit. Können wir einen Termin vereinbaren?“
Paula schaute auf ihre Uhr und nickte. „Ja, natürlich. Ich werde vermutlich morgen wieder zur Schule kommen. Dann werde ich auch bei Ihnen vorbei kommen. Gegen 12.00 Uhr?“, fragte Paula.
Der Psychologe nickte und deutete ein Lächeln an „Gerne und vielen Dank für Ihr Verständnis.“ Mit diesen Worten schloss er schnell die Tür direkt vor Paulas Gesicht. Irritiert verharrte diese einige Sekunden vor der geschlossenen Tür, drehte sich dann um und schaute auf ihr Handy, das sie leise gestellt hatte. Ein Anruf von Anne. Sie schluckte. Ein zweiter Anruf von Max. Sie steckte ihr Handy wieder in die Tasche und beschloss auf dem Weg zurück ins Präsidium auf die Anrufe zu reagieren. Sie ging zum Haupteingang der Schule, um sich auf den Weg zur Haltestelle zu machen. Eine Frau kam ihr entgegen und hielt ihr die Tür auf, Paula schaute die Frau flüchtig an, bedankte sich und trat durch die geöffnet Tür ins Freie. Plötzlich rief eine Stimme hinter ihr: „Paula Franz, oder? Das ist ja ein Zufall.“
Kapitel 11
Max parkte direkt vor dem Tennisverein und blieb einige Minuten im Auto sitzen um die Menschen zu beobachten, die den Verein besuchten. Er war nie Mitglied in einem Sportverein gewesen, er war kein WG-Typ und er war auch kein Vereinstyp. Der Gedanke daran verursachte ihm schon Unbehagen. Er wollte zuhause seine Ruhe haben und ungestört sein. In seinen vier Wänden wollte er nur er selbst sein und sich vor nichts und niemandem rechtfertigen müssen. Er vermied es auch, zu intensiven freundschaftlichen Kontakt zu seinen Nachbarn aufzubauen. ‚Guten Tag‘ und ‚Auf Wiedersehen‘ sowie ab und zu eine kurze Unterhaltung über das Wetter. Freundlich, aber nicht freundschaftlich. Genauso wollte er es. Sein Bruder war das genaue Gegenteil von ihm. Er war der typische Vereinstyp. Seine gesamte Freizeit verbrachte er mit seiner Familie im Fußballverein. Jedes Wochenende war genau durchgeplant mit Veranstaltungen für den Verein, Turniere, Hauptversammlungen, Familientage, Weihnachtsfeier, Schnuppertage, Sponsorentage und so weiter und so fort. Schrecklich. Ein Verein war eigentlich ein Dorf im Kleinen. Im ganz Kleinen. Jeder kennt jeden. Und jeder weiß alles über jeden. Jeder hat was mit jedem. Eifersüchteleien, Liebschaften. Inzucht. Er schüttelte den Kopf. „Mal schauen, was Kate so in ihrem Verein getrieben hat“, sagte er laut, zog den Zündschlüssel aus dem Schloss, öffnete die Autotür und ging zielstrebig auf die Tür des Vereinsheims zu.
Paula drehte sich verwirrt um und starrte die Frau einige Sekunden lang an, die gerade ihren Namen gerufen hatte. Sie suchte das Gesicht nach bekannten Zügen und Spuren ab. Sie musterte das Gesicht der Frau eingehend und überlegte angestrengt, ob und wenn woher sie diese kennen könnte. Vage kam ihr das Gesicht bekannt vor, sie konnte es aber nicht einordnen. Sie schüttelte leicht den Kopf „Entschuldigen Sie bitte“, setzte sie an.
Die Frau lachte laut und gab Paula ein Stichwort: „Universität!“ Paula kramte in den Untiefen ihres Gedächtnisses. Doch sie konnte die Frau immer noch nicht richtig zuordnen.
„Marie Hamann, jetzt Krenz“, ergänzte die Frau nun und schaute Paula an. In Paulas Kopf verbanden sich schnell Bilder einer jungen Frau mit einem Namen. Marie Hamann. Soziologieseminare. Theorien abweichenden
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