Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
wenn es zu perfekt ist, stellt das Schicksal dir ein Bein. ‚Perfekt‘ kommt in meinem Leben nicht vor, das kannte ich ja schon. Das perfekte Glück kann innerhalb von Minuten zerstört werden. Es kann so schnell gehen.“ Nun schaute sie Paula direkt in die Augen. Tränen rannen Marie über das Gesicht.
„Ein Autounfall.“ Mehr sagte Marie nicht.
Paula schluckte. Die Worte hingen in ihr nach. Immer wieder hallte es in ihrem Kopf. Ein Autounfall. Ein Autounfall. Die Worte hatte sie schon einmal gehört: Fynn war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Fynn, immer wieder Fynn.
Niemand sagte mehr ein Wort. Minutenlang blieben die beiden Frauen stumm in der Küche sitzen und sahen aneinander vorbei.
„Es tut mir sehr leid“ sagte Marie. „Eigentlich hatte ich mich so gefreut, dich zu sehen. Und nun heule ich dir hier die Ohren voll. Ich erzähle dir mein ganzes Leben, als ob du meine Therapeutin wärst. Es tut mir wirklich leid.“ Mit diesen Worten griff Marie über den Tisch und drückte Paulas Hand.
Paula sammelte sich und drückte ebenfalls kurz Maries Hand. „Das ist kein Problem. Es tut mir wirklich leid, was du in den letzten Jahren erleben musstest. Es kann ja nun eigentlich nur besser werden. Ich habe wirklich ein offenes Ohr, wenn du reden möchtest. Jederzeit. Ich bin da.“
„Eigentlich geht es im Moment wieder. Es ist jetzt sieben Monate her, dass Tom gestorben ist. Es geht bergauf. Es ging all die Jahre ja auch ohne ihn. Nun bin ich wieder allein. Und das Leben geht weiter. Aber weißt du, ich habe ihn wirklich geliebt, und ich habe gedacht, jetzt bin ich endlich mal an der Reihe, ich habe so lange darauf gewartet. Tom ist die Liebe meines Lebens und diese Liebe lasse ich mir nicht mehr nehmen. Wir hatten sogar noch über ein gemeinsames Kind nachgedacht.“ Marie ließ die Worte im Raum stehen. „Alles vorbei.“
Kapitel 14
Nachdem Marie Paula abgesetzt hatte, betrat Paula nachdenklich das Polizeipräsidium. Ihre Umgebung nahm sie gar nicht richtig war. Was genau hatte sie herausbekommen?, fragte sie sich. Eigentlich nichts Handfestes und Brauchbares. Aber sie würde noch mehr erfahren. Marie hatte sie für die nächsten Tage abends nach Hause zum Essen eingeladen. Dann musste sie definitiv ein bisschen mehr von Kate erfahren. Maries Geschichte berührte sie. Was war nur aus der fröhlichen Frau von damals geworden? Damals, als das ganze Leben noch vor ihnen lag. Was war aus ihr selbst geworden? Zuviel war geschehen und fast nichts von ihren Plänen, die sie damals gemacht hatte, hatte sie erreicht oder umgesetzt. Sie dachte an Anne, an ihr gemeinsames Leben, an ihre Träume und Wünsche und wieder an Anne. Sie hatte Annes Anruf absichtlich ignoriert und bisher nicht zurückgerufen. Im Moment tat sie alles, damit sie sich nicht wieder annähern konnten. Sie wusste das, konnte ihr Verhalten aber nicht ändern.
Kollegen liefen an ihr vorbei, ohne dass Paula diese wirklich wahrnahm, einige grüßten sie freundlich, wirkten ehrlich erfreut, sie wieder im Präsidium bei der Arbeit zu sehen. Wie in Trance grüßte Paula zurück, ohne diese wirklich wahrzunehmen. Sie hatte allerdings auch kein Verlangen, jedem Kollegen persönlich zu sagen, dass es ihr wieder gut ging. Sie beeilte sich jetzt, sie musste einen klaren Kopf bekommen und sich mit Max austauschen. Sie würde sich jetzt ganz auf die Arbeit konzentrieren. Alles andere musste hinten anstehen.
„Du kommst genau zum richtigen Zeitpunkt“, Max winkte Paula herein. „Ich benötige meine Partnerin für den gedanklichen Austausch. Ich komme nicht weiter.“
„Ich freue mich auch, dich zu sehen“, antwortete ihm Paula und zwinkerte Max zu. „Hast du im Tennisverein so sensationelle Informationen erhalten, dass du den Täter bereits ermittelt hast?“, fügte sie fragend hinzu.
„Nein, ehrlich gesagt war der Verein eine Sackgasse. Dort haben sich alle lieb und Kate war eine begabte und allseits beliebte Spielerin, von den üblichen Teenie-Problemen mal abgesehen, sie hatte zum Beispiel in letzter Zeit nicht so große Lust zum Training. Also mit diesen Informationen kommen wir nicht weiter. Als besonders vertrauliche Information wurde mir gesagt, dass Kates Mutter gerne feiert und dann auch schon mal einen über den Durst trinkt. Sensationell. Der Pathologe hat mich gerade angerufen, morgen früh bekommen wir den Autopsiebericht. Ich würde sagen, dass wir dann direkt Hankel bitten, ein Täter-Profil zu erstellen, okay? Dazu können wir ja
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