Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
er nochmals zu einem Versuch an, das Gespräch in Gang zu bringen.
„Frau Dreyer, hatte Ihre Tochter einen festen Freund? Ihr Mann konnte uns dazu leider nichts sagen, aber Töchter besprechen so etwas sicherlich eher mit der Mutter als mit dem Vater. Können Sie mir da weiterhelfen?“
Ausdruckslos starrte Frau Dreyer ihr Gegenüber an. Max hielt ihrem Blick stand, auch wenn er bemerkte, dass ihre Augen ihn nicht fokussieren konnten. Ihr Blick wirkte wie verschleiert.
Max gab der Frau die Zeit, die sie brauchte und wartete auf eine Antwort. Dabei sah er sie weiterhin aufmerksam an.
Endlich sagte Frau Dreyer: „Ich weiß im Moment gar nichts mehr. Es tut mir leid. Ich habe das Gefühl, als hätte ich schon ewig nichts mehr mit meiner Tochter zu tun gehabt. Und nun ist alles zu spät. Ich werde das nie wieder nachholen können. Ich kann Ihnen gar nichts sagen“, dabei schüttelte sie ihren Kopf und sah wieder nach unten.
„Frau Dreyer, wir haben eine große Menge Geld im Zimmer Ihrer Tochter gefunden. Können Sie uns erklären, woher das Geld stammt?“
Es dauerte erneut lange, bis die Worte Frau Dreyer erreicht hatten. Schleppend und mit einem verwaschenen Tonfall wiederholte sie: „Ich weiß gar nichts. Meine Tochter ist weg und ich kann Ihnen nichts zu ihr sagen. Ist das nicht furchtbar? Ich war eine richtige Rabenmutter.“
Max nickte und sah sich dabei im Raum um. „Ist Ihr Sohn eigentlich inzwischen zurück von seinen Großeltern? Ich möchte mich gerne auch einmal mit ihm unterhalten, wenn das möglich ist.“
Nach der üblichen Verzögerung, die es dauerte, bis die Worte zu Frau Dreyer durchgedrungen waren, schüttelte sie fast unmerklich den Kopf.
„Frau Dreyer, ich muss Ihnen etwas sagen, es betrifft Ihre Tochter. Ihre Tochter war zum Zeitpunkt ihres Todes schwanger.“ Er wartete einige Sekunden auf eine Reaktion, die nicht erfolgte, bevor er fortfuhr, „wir müssen wissen, wer der Vater des Kindes war. Wir vermuten, dass die Schwangerschaft der Grund für den Tod von Kate war. Fällt Ihnen irgendjemand ein, der als Vater in Frage kommen würde? Jemand, der unbedingt verhindern wollte, dass Kate das gemeinsame Kind bekommt?“
Fassungslos starrte Frau Dreyer Max nun an. Seine Worte hatten Frau Dreyer ganz tief im Inneren durch die Wand aus Beruhigungsmitteln erreicht.
„Schwanger?“, wiederholte sie als einziges Wort.
Max nickte. „Es tut mir leid.“
„Schwanger“, schrie Frau Dreyer nun und sprang auf. Sie rannte plötzlich zum Küchenschrank und begann damit Teller aus dem Schrank zu zerren und auf den Boden fallen zu lassen. Es dauerte einige Sekunden, bis Max reagieren konnte. Er war von dem Verhalten von Frau Dreyer völlig überrascht. Vorsichtig näherte er sich der Frau und versuchte ihre Arme festzuhalten. Beruhigend sprach er dabei auf Kates Mutter ein. „Ganz ruhig, wir können das jetzt nicht mehr ändern. Das einzige, was wir tun können, ist den Mörder Ihrer Tochter zu finden. Denken Sie daran. Das sind wir Ihrer Tochter schuldig. Frau Dreyer, schauen Sie mich an. Haben Sie mich verstanden?“, Max hatte große Schwierigkeiten, die Frau unter Kontrolle zu halten. Plötzlich fiel Frau Dreyer in sich zusammen, ihr ganzer Körper verlor seine Spannung. Max führte Frau Dreyer wieder zurück an ihren Platz am Esstisch.
„Haben Sie einen Verdacht, Frau Dreyer?“, fragte er sie nun und beobachtete dabei jede Reaktion der Frau.
„Frau Dreyer?“, wiederholte er. Max bemerkte, dass er langsam ungeduldig wurde. Diese Frau war so vollgepumpt mit irgendwelchen Beruhigungsmitteln, dass ein normales Gespräch gar nicht möglich war. Zudem glaubte er, dass es grob fahrlässig war, sie in diesem Zustand alleine zu Hause zu lassen.
„Mein Baby war schwanger“, sagte sie unvermittelt. Mit diesen Worten erhob sie sich, schwankte leicht, fing sich aber wieder und verließ das Zimmer in Richtung Flur. Dort hörte Max, wie etwas laut auf den Boden krachte und Frau Dreyer anschließend langsam die Treppe hinauf stieg.
Leise klopfte Paula an die Tür von Herrn Meindel. Augenblicklich öffnete sich daraufhin die Tür. Es schien fast so, also ob der Schulpsychologe hinter der Tür auf sie gewartet habe. Herr Meindel schaute Paula freundlich an und streckte ihr die Hand zur Begrüßung entgegen.
„Frau Franz, nicht wahr? Kommen Sie herein.“ Mit diesen Worten trat der Psychologe zur Seite.
Paula setzte sich auf einen Stuhl, der vor dem Schreibtisch des Psychologen stand, Herr Meindel selbst nahm
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