Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
Eigentlich sollte die ganze Geschichte gar nicht mehr in Kates Schulakte auftauchen, denn sie ist aus der Welt geräumt worden und sie sollte dem Mädchen auch nicht mehr anhaften und ihr eventuell den weiteren schulischen Weg erschweren. Punkt“, schloss Herr Meindel. Mehr wollte er offenbar nicht mehr zu diesem Thema sagen.
„Womit hatte Kate das Mädchen erpresst? Welche Konsequenz hatte Kate ihr angeblich angedroht und vor allem, um welches Mädchen handelte es sich dabei?“, fragte Paula nun etwas lauter. Sie war die herablassende Art des Psychologen leid. Was glaubte er eigentlich, würde sie hier machen? „Ich ermittele in einem Mordfall, Herr Meindel“, fuhr sie mit einem schärferen Tonfall fort, „bitte vergessen Sie das nicht. Es geht darum, den Mörder von Kate zu finden. Das möchten Sie doch auch, oder?“
„Ich denke nicht, dass diese kleine Episode zur Aufklärung beiträgt“, antwortete Herr Meindel nun mit einem spöttischen Unterton. „Und das andere Mädchen hat Kate bestimmt nicht wegen dieser Geschichte, die schon mehr als ein Jahr zurückliegt, ermordet. Hören Sie, ich kann Ihnen nicht mehr dazu sagen. Kate war ein ganz normales Mädchen, mit den Problemen, die man in dem Alter nun mal hat. Mehr nicht. Zudem kannte ich sie ansonsten kaum.“
„Ich bin sicher, dass ich den Namen des Mädchens auch bei einem anderen Lehrer herausbekomme, jemandem, der vielleicht mehr daran interessiert ist, den Mord aufzuklären“, entgegnete Paula und wechselte nun das Thema. „Hatte Kate einen festen Freund?“
Daraufhin stieß der Psychologe laut Luft aus. „Das weiß ich nun wirklich nicht. Sie war sich zumindest ihrer weiblichen Reize bewusst, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie hat bestimmt das ein oder andere Mal versucht, ihren Willen durchzusetzen, indem sie sich ein bisschen aufgeschlossener gab, als notwendig.“
Nun wurde Paula hellhörig. Diesen Teil von Kate Dreyer hatte sie bisher noch nicht kennengelernt. „Können Sie mir ein Beispiel nennen? Waren Sie persönlich betroffen, also hat sie versucht, ihre ‚weiblichen Reize‘ bei Ihnen einzusetzen?“
Herr Meindel schüttelte energisch den Kopf. „Nein, nein. So meinte ich das natürlich nicht. Eher allgemein“, bemühte er sich schnell seine Aussage zu revidieren. „Sie wird auf die Jungs in ihrer Klasse eine gewisse Wirkung gehabt haben. Sie ließ sich nicht einschüchtern, war sehr selbstbewusst, gab den Ton an und sah gut aus. Das meinte ich.“
Warum glaube ich dir nicht?, fragte sich Paula. Da ist doch noch mehr, was du mir einfach nicht sagen möchtest. Sie starrte den Psychologen noch einige Sekunden an, doch er hielt ihrem Blick stand. Paula hatte keinerlei Ahnung, was wirklich in ihm vorging.
„Gut, Herr Meindel. Ich bedanke mich für Ihre Hilfe. Falls Ihnen noch etwas einfällt, würde ich mich freuen, wenn Sie auf mich zukommen.“ Mit diesen Worten erhob sich die Ermittlerin. Schnell war Herr Meindel an ihrer Seite und brachte sie zur Tür.
„Natürlich. Dann melde ich mich auf jeden Fall bei Ihnen“, nickte er ihr zu.
Kapitel 23
Die Polizei-Schlampe war schon wieder im Haus. Frau Lichter hatte angekündigt, dass sie auch in der Klasse rumschnüffeln würde. Würde sie auf ihn zukommen? Vermutlich nicht. Er hatte nie viel mit Kate in der Schule zu tun gehabt. Er starrte aus dem Fenster. Es regnete. Der Himmel sah trüb aus. Er dachte über den Abend nach, als alles angefangen hatte. Vor drei Monaten, ganz harmlos auf einer Party. Was hatte ihn nur dazu getrieben? Was war passiert? Kate war auch da gewesen. Sie hatten Spaß gehabt. Alle hatten Spaß gehabt. Ganz harmlos. Da hatte er schon zu viel getrunken. Wie alle anderen auch, dazu gab es noch was zu rauchen. Die Luft war stickig, schwülwarm. Es war einer der Abende, die perfekt waren. Die Stimmung war locker. Mike war auf ihn zugekommen, hatte ihm einen weiteren Drink gereicht. „Alter, nimm mal. Endgeil“, hatte er gerufen und ihm zugeprostet. „Du kriegst dich nicht mehr ein, das ist Marke Eigenbau. Der Mix ist mein Geheimnis“, dabei hatten sie gemeinsam die Mädchen auf der Tanzfläche beobachten. Es wurde heißer und heißer. Plötzlich sah er, wie Kate mit einer anderen Frau knutschte. Er hatte es ganz genau gesehen. Ihm wurde ganz schwindelig. Erst wollte er wegschauen. Doch er konnte seinen Blick nicht abwenden. Irgendetwas gefiel ihm an dem Bild, das er sah. Er fand die ganze Situation heiß. Es hatte ihn angemacht. Er sah zu, wie die Küsse
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