Blutnächte - 2
gehört hatte und um den Umstand eines Vampirschlafs wusste, konnte sie es nicht glauben. Ganz sicher tat er nur so, als würde er schlafen. Trotz allem war er wachsam. Jederzeit hätte er aufspringen und sich auf sie stürzen können. Oder etwa nicht?
Grübelnd blieb ihr Blick an ihm hängen. Er war wirklich sehr attraktiv. Sie fühlte sich ungemein von ihm angezogen. Als sie sich ihres dringenden Verlangens nach ihm bewusst wurde, errötete sie.
Nervös fuhr sie sich durchs Haar. Es war lächerlich von ihr zu glauben, er könnte sie in seiner derzeitigen Lage beobachten. Sein Körper ruhte wie versteinert auf dem Bett. Kein Atemzug. Kein noch so geringes Anzeichen von Lebendigkeit.
Noch immer begriff sie nicht, wie das möglich sein konnte. Schließlich beugte sie sich vor, tastete nach einem Zipfel des Lakens. Eigentlich hatte sie nur vor, das Bettzeug glatt zu streichen. Sie wollte die Falten aus der Decke schlagen und Pascal dann alleine im Raum zurücklassen. Doch die Versuchung übermannte sie. Wie von einer fremden Macht gesteuert krabbelte sie auf das Bett. Sie legte sich gerade so dicht neben ihn, dass nur ihr Atem ihn berührte. Fasziniert betrachtete sie seinen perfekten Körper. Die ausgeprägten Muskeln, die sich durch seinen dünnen Hemdstoff abzeichneten.
Ganz altmodisch hatte sie eine Kerze angezündet und auf dem Nachttisch abgestellt. Der flackernde Schein warf verspielte Schatten auf seinen Brustkorb. Wie durch einen kindlichen Impuls wollte Isabella nach den tanzenden Punkten greifen. Sie streckte eine Hand aus, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. Sachte glitt sie dann mit den Fingerkuppen über das Fleckchen Haut, das sein halb geöffnetes Hemd preisgab. Immer weiter wagte sie sich vor, zeichnete die Konturen seiner Muskeln nach. Er fühlte sich hart und männlich an. Wäre er doch nur ebenfalls wach!
Sie schob ihre Hand in die seine. Stumm forderte sie ihn auf, sie ebenfalls zu berühren. Er musste doch einfach nur die Augen öffnen und sie an sich reißen. Sie hätte sich nicht gewehrt. Ganz im Gegenteil. Ihr Körper schrie förmlich nach seiner heißen Leidenschaft.
Aber er lag nur da und rührte sich nicht. Isabella rückte noch näher. Sie drückte ihr Ohr auf Pascals Brustkorb, als könnte sie dort einen Herzschlag hören. Aber sie erhaschte nicht mehr als todesgleiche Stille. Er war eingehüllt in eine Leere, die sie erschrak. Vielmehr noch geriet sie unverhofft in Panik, da sie glaubte, er könne womöglich nie wieder erwachen. Allein die Tatsache, dass er atmete, hätte ihr genügt. Aber nicht einmal das tat er. Sein Körper war tot!
Isabella ertappte sich dabei, wie ihre Augen feucht wurden. Tatsächlich kämpfte sich eine Träne frei und rollte über ihre Wange, bis sie am Ende auf Pascals Brustkorb perlte. Sie hob den Kopf ganz leicht an. Dann küsste sie ihn. Auf seinen Hemdstoff, in die Halsbeuge und auf die Wange. Wieder und wieder. Nur vor seinem Mund verharrte sie. Hätte tatsächlich noch Leben in ihm gesteckt, hätte es sich nicht in diesem Moment äußern müssen?
Ganz fest presste sie sich an ihn, schlang die Arme um seinen Körper. Sie konnte sich selbst nicht verstehen, doch in gewisser Weise trauerte sie um ihn. Darum, dass er sein menschliches Leben längst hinter sich gelassen hatte.
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Pascal erwachte mit einem merkwürdigen Gefühl. Gefahr drohte offensichtlich nicht, dennoch konnte er seine eigene Unruhe nicht gleich zuordnen. Er hielt sich nicht im Club Noir auf. Zum ersten Mal seit … Er starrte zur Decke hinauf. Er erinnerte sich nicht, wann er zuletzt außerhalb des Clubs genächtigt hatte.
Im nächsten Moment spürte er etwas auf sich liegen. Eine Last. Jedoch war sie weder schwer noch unangenehm. Ein verführerischer Frauenkörper schmiegte sich eng an ihn. Die samtene Haut ihrer bloßen Arme löste ein Kribbeln in ihm aus. Beinahe gleichzeitig meldete sich seine Erregung.
Ihr Haar roch herrlich nach Rosen und Zimt. Ein Duft, der ihn einlullte. Ihn wärmte. Unvermittelt fuhren seine Hände über ihren Kopf. Er strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht, bis er ihr Antlitz gänzlich erkennen konnte.
Sie murmelte im Schlaf und drückte sich enger an ihn. Schmerzlich spürte er ihren prallen Busen an seiner Brust. Das Verlangen erdrückte ihn. Noch dazu nahm er ihren Puls immer intensiver wahr. Er hatte Hunger. Lange würde er sich nicht beherrschen können. Bereits jetzt fuhren seine Finger unkontrolliert über ihre weichen, vollen Rundungen.
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