Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
Vom Netzwerk:
nur angewiesen werden, mehr Versicherungen zu verkaufen.«
    Der Zug durchquerte Salzsümpfe, und die kühle, feuchte Brise, die die Markise blähte, roch nach Meer. Der Fahrtwind spielte mit dem Griff der Notbremse, der an einem kurzen Seil hing und rhythmisch gegen die Waggonwand schlug. Außerdem brachte er das dünne gelbe Telegrammpapier zum Knistern.
    Die Rechercheabteilung hatte wegen ihrer Anfrage nach der Identität von Rikers Mündel noch keine Antwort aus Deutschland erhalten - dass es so lange dauerte, bestätigte die Richtigkeit von Joe Van Dorns erklärter Absicht, auch in Europa Filialen seiner Agentur zu eröffnen.
    Sie hatten jedoch zusätzliche Details über den Tod von Erhard Rikers Vater in Südafrika im Jahr 1902 während des Burenkriegs zutage fördern können. Jan Christiaan Smuts, Minister in der Regierung von Transvaal, hatte einen Überfall auf die Schmalspurbahn inszeniert, die die Kupferminen im Hinterland mit Port Nolloth verband, wo der ältere Riker zur gleichen Zeit nach einem dort angeblich vorhandenen Vorkommen angeschwemmter Diamanten geschürft hatte. Er hatte in einem englischen Eisenbahnblockhaus Schutz gesucht, als die Buren mit sogenannten Handbomben - speziell präparierten Dynamitladungen, die von den Soldaten ins Ziel geworfen wurden - angriffen.
    Das dritte Telegramm kam von James Dashwood.
    RIKER IN L. A. EINGETROFFEN.
    ZURZEIT UNTERWEGS NACH SAN DIEGO.
    LEIBWÄCHTER PLIMPTON MISSTRAUISCH.
    JD IRRTÜMLICH FÜR DIAMANTENHÄNDLER
    GEHALTEN. LEIBWÄCHTER ÜBERZEUGT
    DASS JD REISENDER TEMPERENZPREDIGER.
    Bell grinste. Dash war im Begriff, sich zu einer ganz besonderen Marke zu entwickeln. Das Zeug dazu hatte er offensichtlich. Dann erstarb Beils Grinsen abrupt. Das letzte Telegramm des Stapels begann mit den warnenden Initialen DMW.
    Du musst wissen - damit warnte Archie Abbott Bell, ganz besonders auf der Hut zu sein, falls er nicht längst Bescheid wusste.
    DMW.
    ARNOLD BENNETT ZU HAUSE IN PARIS.
    »Was?«, sagte Bell laut. Er blickte durch die Glasscheibe in der Tür und sah den Mann im Tweedanzug, der von sich behauptete, Arnold Bennett zu sein, und las weiter.
    AUTOR NICHT - WIEDERHOLE NICHT –
    IN OVERLAND LIMITED.
    VD AGENTEN AUS SF BÜRO ERWARTEN
    ZUG AN BENICIA EERRY.
    SEI WACHSAM.
    Es war eine verblüffende Offenbarung, und innerlich frohlockte Isaac Bell.
    Wenigstens wusste er jetzt mit letzter Sicherheit, wen er jagte. Der Mann, der sich als Arnold Bennett ausgab, arbeitete mit den Chinesen zusammen, wahrscheinlich sogar direkt mit deren Boss, der vermutlich auch die rothaarige Frau angewiesen hatte, Scully zu töten, als der Detektiv die Verbindung mit Chinatown aufgedeckt hatte.
    Wenigstens war er jetzt zum ersten Mal im Vorteil. Die Gegenseite hatte keine Ahnung, dass Bell Bescheid wusste.
    »Misser Bell?«
    Bell blickte vom Telegramm hoch in die Mündung einer Pistole.

39
    »Louis, ich dachte, wir wären uns einig gewesen, dass dieses Ding in Ihrem Koffer bleibt.«
    Harold Wing stand hinter Louis Loh und zog eine weitere Pistole aus dem Jackett.
    »Auch Sie enttäuschen mich, Harold. Das ist keine Bibel. Noch nicht einmal ein traditionelles Tong-Hackmesser, sondern eine Handfeuerwaffe, die bei sich tragen zu dürfen der Stolz eines jeden anständigen, modernen amerikanischen Kriminellen wäre.«
    Louis' Englisch war plötzlich völlig akzentfrei, und sein Auftreten spiegelte seine Überlegenheit wider.
    »Treten Sie an den Rand der Plattform, Mr Bell, und drehen Sie uns den Rücken zu. Greifen Sie nicht nach der Pistole, die Sie in Ihrem Schulterhalfter tragen. Versuchen Sie auch nicht, an den Derringer in Ihrem Hut heranzukommen. Und denken Sie nicht einmal daran, das Messer aus Ihrem Stiefel zu ziehen.«
    Bell blickte an ihnen vorbei zur Wagentür. Im vorderen Teil des Waggons setzte sich der falsche Arnold Bennett mit großartigen Gesten in Szene, die die wenigen Passagiere im Wagen von jeglichem anderen Geschehen in ihrer Umgebung ablenkten. Die Räder des Zuges ratterten viel zu laut, als dass Bell ihr Lachen hätte hören können.
    »Für einen Theologiestudenten schenken Sie Handfeuerwaffen eine ungewöhnliche Menge Aufmerksamkeit, Louis.
    Aber haben Sie auch bedacht, dass es Zeugen geben wird, die hören, wenn Sie mich erschießen?«
    »Wir erschießen Sie nur, wenn Sie uns dazu zwingen. Danach erschießen wir die Zeugen. Sicherlich ist Ihnen längst zu Ohren gekommen, dass wir Asiaten und Mongolen keinerlei Achtung vor dem menschlichen Leben haben.

Weitere Kostenlose Bücher