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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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abgefahren.«
    Bell schaute sich um. »Was für ein Gleis ist das?« Darüber verlief eine elektrische Oberleitung. »Eine Städteverbindung?«
    »Die Napa Vallejo and Benicia Railroad«, antwortete der Bahnhofsvorsteher und fügte hinzu, während er abfällig die Nase rümpfte: »Eher eine Straßenbahn.«
    »Wann geht die nächste nach Vallejo?«
    »Keine Ahnung. Ich rede nicht mit der Konkurrenz.«
    Bell gab dem Bahnhofsvorsteher seine Visitenkarte und zehn Dollar. »Wenn dieser Reverend noch einmal hier auftauchen sollte, dann kabeln Sie zu meinen Händen an den Kommandanten von Mare Island.«
    Der Bahnhofsvorsteher steckte den halben Wochenverdienst ein und sagte: »Ich nehme an, ich habe Sie nie gesehen, falls der Reverend fragen sollte?«
    Bell gab ihm weitere zehn Dollar. »Sie haben mir gerade das Wort aus dem Mund genommen.«
    Er wartete mit summendem Kopf neben dem Gleis der Stadtbahn, als ein roter viersitziger Stanley Steamer mit gelben Rädern leise vorbeirollte. Bis auf ein paar Schlammspritzer auf den Frontscheinwerfern sah er nagelneu aus.
    »Hey!«
    Bell rannte hinter ihm her. Der Fahrer stoppte. Als er seine Brille auf die Stirn schob, sah er wie ein Halbwüchsiger aus, der die Schule schwänzte. Bell vermutete, dass er sich den Wagen seines Vaters ausgeliehen hatte.
    »Ich wette mit dir um zwanzig Dollar, dass dieses Vehikel für eine Meile mehr als eine Minute braucht.«
    »Die Wette verlieren Sie.«
    »Bis Vallejo sind es sechs Meilen. Ich wette mit dir um zwanzig Dollar, dass du es nicht in sechs Minuten bis dorthin schaffst.«
    Bell war tatsächlich im Begriff, die Wette zu verlieren, bis sie, zwei Meilen vor Vallejo, mit quietschenden Reifen eine Kurve nahmen und der Fahrer eine Vollbremsung machte. Die Straße wurde von einer Schar Männer blockiert, die einen Graben ausgehoben hatten, um ein unterirdisches Abflussrohr zu verlegen. »Hey!«, brüllte der Fahrer. »Wie zum Teufel sollen wir nach Vallejo kommen?«
    Der Vorarbeiter, der im Schatten eines Sonnenschirms am Straßenrand saß, deutete auf eine Abzweigung, an der sie soeben vorbeigefahren waren. »Über den Hügel.«
    Der Fahrer sah Bell an. »Das ist nicht fair. Ich schaffe auf der Bergstrecke keine sechzig Meilen in der Stunde.«
    »Wir überlegen uns ein Handicap«, sagte Bell. »Ich denke, du wirst die Wette gewinnen.«
    Der Fahrer öffnete das Dampfventil, und zügig begann der Stanley seine Bergfahrt. Sie überquerten ein kleines Plateau und fuhren weitere fünfunddreißig Meter bergauf. Auf dem höchsten Punkt bot sich Bell ein atemberaubendes Panorama. Unter ihnen lag die Stadt Vallejo mit ihrem großzügigen Netz aus Straßen, Häusern und Einkaufsläden, das am Ufer der bläulich schimmernden Fluten der San Pablo Bay endete. Zur Rechten wurde Mare Island durch hohe stählerne Funktürme markiert, wie Bell sie auch auf dem Washington Navy Yard gesehen hatte. Schiffe lagen am Pier der Insel. In der Ferne sah er hinter Point San Pablo, der die San Francisco Bay von der San Pablo Bay trennte, schwarze Rauchsäulen in den Himmel aufsteigen.
    »Halt deinen Wagen an«, verlangte Bell.
    »Das kostet zu viel Zeit.«
    Bell reichte ihm zwanzig Dollar: »Du hast schon gewonnen.«
    Eine Kette weißer Schlachtschiffe umrundete die Landzunge und dampfte in Sieht. Er kannte die Silhouetten von den Gemälden Henry Reuterdahls, die seit Monaten im Collier's Magazine abgedruckt wurden. Das Flaggschiff, die mit drei Schornsteinen ausgestattete Connecticut, führte den Konvoi an, gefolgt von der Alabama mit zwei nebeneinander angeordneten Schornsteinen. Dahinter kam die kleinere Kersage mit zwei auf dem Vorderschiff hintereinander hoch aufragenden Schornsteinen, und die Virginia bildete den Schluss der Formation.
    »Donnerwetter!«, rief der Junge hinter dem Lenkrad aus. »Sagen Sie mal, wohin sind die unterwegs? Sie sollen doch vor der Stadt vor Anker gehen.«
    »Dort hinunter«, antwortete Bell. »Nach Mare Island zur Generalüberholung und um frischen Proviant und andere Verbrauchsgüter zu übernehmen.«
    Der Junge setzte ihn in einer Straße ab, in der sich eine Schneiderwerkstatt an die andere reihte. Ihre Kundschaft bestand hauptsächlich aus Offizieren der Navy.
    »Wie viel kostet es, meinen alten Anzug durch einen neuen zu ersetzen?«
    »Sie tragen ein sehr elegantes Modell, Mister. Fünfzig Dollar, wenn Sie es eilig haben.«
    »Einhundert«, sagte Bell, »wenn jeder in Ihrer Werkstatt alles andere stehen und liegen lässt und der

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