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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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reinen Tisch machen, sonst...«
    Bell unterbrach ihn. »Reverend, Sie haben eine einzige Chance, wenn Sie den Rest Ihres Lebens nicht im Gefängnis verbringen wollen. Antworten Sie genau und wahrheitsgemäß. Wo haben Sie Louis Loh als Obstpflücker verkleidet gesehen?«
    »In der Schlange.«
    »In welcher Schlange?«
    »In der Wagenschlange an der Frachtfähre.« »Saß er auf einem Wagen?«
    »Verstehen Sie nicht? Er lenkte einen.-«
    Bell ging zur Tür. »Er ist als japanischer Farmer verkleidet, der Obst liefert.«
    »Das versuche ich doch die ganze Zeit, Ihnen zu erklären.«
    »Welches Obst?«
    »Erdbeeren.«
    »Passierschein! Du verdammter Mongole«, schimpfte der Marinesoldat, der das Tor zu der kurzen Straße bewachte, auf der Mare Island von der Anlegestelle der Fähre zu den Docks überquert werden konnte, wo Matrosen auf Gangways hin und her liefen und Nachschubgüter auf die Schiffe schleppten. »Zeig mir deinen Passierschein!«
    »Bitte sehr, Sir«, sagte Louis Loh und schlug die Augen nieder, während er das Dokument hervorholte. »Ich habe ihn schon auf der Fähre vorgezeigt.«
    »Du musst ihn hier noch einmal vorzeigen. Und wenn es nach mir ginge, dürfte ohnehin kein Japs einen Fuß auf Mare Island setzen, ganz gleich ob mit oder ohne Passierschein.«
    »Ja, Sir.«
    Der Marinesoldat blickte auf das Dokument und murmelte: »Jetzt lassen sie Asiaten schon Fuhrwerke lenken. Den Farmern muss es wirklich schlecht gehen.« Langsam umkreiste er den Frachtwagen. Aus einer der Kasten angelte er sich eine Erdbeere und ließ sie in seinem Mund verschwinden. Ein Sergeant näherte sich. »Warum gibt es einen Stau?«
    »Ich kontrolliere nur diesen Japaner, Sir.«
    »Da draußen warten mindestens noch einhundert Fuhrwerke und Lastwagen. Machen Sie voran!«
    »Du hast es gehört, verdammter Mongole. sich zu, dass du weiterkommst.« Er schlug dem Maultier mit der flachen Hand aufs Hinterteil, und es machte einen erschrockenen Satz vorwärts, so dass Louis Loh beinahe vom Kutschbock geschleudert worden wäre. Die Straße, mit groben Kopfsteinen gepflastert, führte an Lagerhäusern und Werkstätten vorbei und überquerte ein Eisenbahngleis. Dort, wo sie sich aufgabelte, zog Louis Loh an den Zügeln. Das Maultier, das hinter den anderen Fuhrwerken hergetrottet war, drehte sich widerstrebend um.
    Lohs Herzschlag beschleunigte sich. Aus dem Lageplan, den er erhalten hatte, ging hervor, dass das Munitionslager sich am Ende der Straße direkt am Wasser befand. Er fuhr um ein Fabrikgebäude herum, und da war es: ein aus Klinker gemauertes Gebäude in einer Viertelmeile Entfernung mit kleinen vergitterten Fenstern und einem Dach aus gebrannten Lehmziegeln. Das Terrakotta-Dach und der blaue Schimmer der San Pablo Bay erinnerten ihn an seine Geburtsstadt Kanton an der südchinesischen Küste. So ängstlich er in diesem Moment auch war, so wurde er dennoch von aufwallendem Heimweh überrollt, das seine Entschlossenheit ins Wanken brachte. Es gab so viele schöne Dinge, die er nie wieder sehen würde.
    Frachtwagen rollten in einer langen Schlange aus dem Magazin heraus und auf einen langgestreckten Pier, an dessen Ende die strahlend weiße Connecticut lag, das Flaggschiff der Großen Weißen Flotte. Er war kurz vor seinem Ziel. In einiger Entfernung sah er den letzten Wachtposten, der mit Marinesoldaten besetzt war. Er griff unter den Sitz und zog an einer Schnur. Er glaubte, den Wecker unter den Erdbeeren ticken zu hören, doch in Wirklichkeit wurde sein Ticken von den Fässern voller Sprengstoff, die unter den Früchten versteckt waren, vollständig gedämpft. Er war so nahe. Die einzige Frage war noch: Wie viel näher käme er heran, ehe sie ihn stoppten?
    Hinter sich hörte er das Knirschen eines schweren Motors mit Kettenantrieb. Es war ein Pritschenwagen, der mit rotweiß lackierten Fässern voll Coca-Cola-Sirup hoch beladen war. War er ihm irrtümlich gefolgt, anstatt zur Lebensmittelannahme weiterzufahren? Ganz gleich aus welchem Grund er hier war, seine Anwesenheit ließ sein einsames Fuhrwerk weniger verdächtig erscheinen. Der Lastwagen hupte dröhnend und rollte mit aufheulendem Motor an ihm vorbei. Eine Sekunde später stoppte er abrupt, wobei seine Hartgummireifen quietschend über das Kopfsteinpflaster radierten. Dabei drehte er sich und versperrte schließlich die Straße, die auf beiden Seiten von einem tiefen Graben flankiert wurde. Es gab keine Möglichkeit, sich an ihm vorbeizuschlängeln, und er hatte

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