Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
Vom Netzwerk:
anderen. Gott mochte wissen, wie viele Verrückte damit geheilt werden könnten, aber für Isaac Bell bedeutete es, dass - wenn die Schlange ihn beim ersten Angriff verfehlte - sie ihm beim zweiten Versuch ebenfalls eine volle Ladung verpassen könnte.
    Die Zoowärter kamen mit der Schlange herein. Im Raum wurde es totenstill.
    Wecks sah sofort, dass der Glasbehälter in den Koffer passen würde. Das war beruhigend. Bis zu diesem Moment war er sich dessen nicht vollständig sicher gewesen. Zwei Männer trugen den Behälter und stellten ihn vor den Zuhörern auf einen Tisch.
    Selbst aus dieser Entfernung - etwa in der Mitte des Saales - betrachtet sah die Schlange gefährlich aus. Sie bewegte sich, ringelte und schlängelte ihren überraschend dicken, mit einem Rautenmuster gezeichneten Körper, der im Licht der Deckenlampen glänzte. Er schien zu fließen, wand sich wie ein langer, kräftiger Muskel durch den Glaskasten, ließ eine gegabelte Zunge hervorschießen und untersuchte damit die Fuge, wo Glaswand und Glasdeckel aufeinandertrafen. Besonderes Interesse zeigte das Tier für die Deckelscharniere, und Weeks stellte sich vor, dass dort frische Luft in den Kasten eindrang und die Schlange dies wahrnehmen konnte. Die Ärzte unterhielten sich halblaut, aber keiner hatte anscheinend besonderes Interesse, das Tier genauer in Augenschein zu nehmen.
    »Keine Sorge, Gentlemen«, rief der Mediziner am Rednerpult. »Das Glas ist stabil.« Er schickte die Männer, die den Behälter hereingetragen hatten, mit einer Handbewegung hinaus. Iceman Wecks war froh, dass sie sich zurückzogen, denn möglicherweise verursachten sie mehr Ärger als die Ärzte. »Und vielen Dank, Sir«, sagte der Oberarzt zu dem Kurator des zoologischen Gartens, der ebenfalls den Saal verließ. Das wird ja immer besser, dachte Weeks. Nur noch ich und die Schlange und ein Haufen Weicheier. Er blickte zur Tür. Jimmy Clark hatte sie einen Spalt breit geöffnet. Weeks nickte unwillkürlich. Jetzt.
    Es dauerte nicht lange. Während die Zuhörer in der ersten Reihe noch im Begriff waren aufzustehen und sich vorsichtig dem Glaskasten zu nähern, erloschen die Lampen, und in dem Saal war es ganz plötzlich stockdunkel. Fünfzig Männer stießen gleichzeitig einen Schrei aus. Weeks machte einen Satz zur Tür, riss sie auf und suchte in der Dunkelheit nach dem Koffer. Er hörte Jimmy die Treppe heraufrennen, wobei er sich von dem Geländer den Weg weisen ließ. Weeks öffnete den Überseekoffer, ertastete die Glasscheibe, klemmte sie sich unter den Arm und kehrte in den Saal zurück, wo die Hilferufe immer lauter wurden.
    »Bleibt ganz ruhig!«
    »Verliert bloß nicht die Nerven!«
    Zwei besonders geistesgegenwärtige Zuhörer zündeten Streichhölzer an, die groteske tanzende Schatten an den Wänden und an der Saaldecke erzeugten.
    Weeks hatte keine Sekunde zu verlieren. Er rannte den Seitengang hinunter, tastete sich dabei an der Wand entlang und bog dann ab in die Mitte des Saals. Als er nur noch zwei Meter von der Schlange entfernt war, rief er, so laut er konnte: »Achtung! Mein Gott, lass ihn bloß nicht fallen!«, und zertrümmerte die Glasscheibe auf dem Fußboden.
    Rufe verwandelten sich in Entsetzensschreie, gefolgt vom Stampfen hunderter Füße. Ehe Weeks rufen konnte: »Sie ist frei! Sie ist draußen! Rennt! Rennt!«, stießen bereits andere Stimmen ähnliche Warnungen aus.
    Dafür, dass er den Koffer so schnell herbeischaffte, gebührte Jimmy Clark ein Platz im Himmel.
    »Vorsichtig«, murmelte Weeks. »Lass den Behälter bloß nicht fallen.«
    sich durch die Dunkelheit tastend, hoben sie den Glaskasten in den Koffer, klappten den Deckel zu, luden den Koffer auf die Karre und schoben diese durch die Seitentür des Versammlungsraums. Sie hatten die Gasse fast erreicht, als die Beleuchtung wieder aufflammte.
    »Der Hausdetektiv!«, zischte Clark eine Warnung.
    »Geh weiter«, erwiderte Weeks eiskalt. »Ich kümmere mich schon um den Kerl.«
    »Hey! Wohin wollen Sie damit?«
    Gekleidet wie ein Studierter, versperrte Weeks dem Mann den Weg, damit Jimmy die Karre durch die Tür hinausrollen konnte, und erwiderte: »Nichts wie raus, ehe ich meinen Dampfer verpasse.«
    Der Hausdetektiv hörte einen breiten Dialekt, der nicht zu der äußeren Erscheinung seines Gegenübers passen wollte, und zog seine Pistole.
    Aber mittlerweile hatte Weeks die Finger geschickt durch die Löcher seines Schlagrings geschoben. Er streckte den Mann mit einem blitzschnellen,

Weitere Kostenlose Bücher