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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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rufen?«
    Bell sah ihn ruhig an und erwiderte: »Ein Polizist dürfte die letzte Person sein, die Sie in diesem Augenblick hier sehen möchten, Commander. Ich erwarte Sie heute Abend um achtzehn Uhr in der Bar im Parterre des Knickerbocker. Kommen Sie durch den Eingang von der U-Bahn.«
    Perplex darüber, dass Bell ihn mit seinem Dienstrang angesprochen hatte, verwandelte sich Abbington-Westlake von einem arroganten adligen Marineoffizier in jemanden, wie Bell ihn auf dem College kennengelernt hatte - den typischen jungen Mann, der um jeden Preis alt und gesetzt erscheinen möchte. »Ich fürchte, ich benutze keine U-Bahn, alter Junge. Eine ziemlich proletarische Form der Fortbewegung, meinen Sie nicht?«
    »Der U-Bahn-Eingang gestattet Ihnen aber, sich mit mir auf einen Cocktail zu treffen, ohne dass Ihre vornehmen Freunde etwas davon mitbekommen, ›alter Junge‹. Punkt achtzehn Uhr. Lassen Sie Sutherland und Ihre Frau zu Hause. Kommen Sie allein.«
    »Und wenn ich nicht erscheine?«, schnaubte Abbington- Westlake.
    »Dann komme ich zu Ihnen in die englische Botschaft.«
    Der Marineattaché erbleichte. Die Rechercheabteilung hatte Bell versichert, dass er sich darauf einlassen werde, da das englische Außenministerium, der Militärische Geheimdienst und der Geheimdienst der Royal Navy einander nicht über den Weg trauten. »Einen Moment mal, Sir!«, flüsterte er. »So läuft das Spielchen aber nicht. Man platzt doch nicht so mir nichts dir nichts in die Botschaft seines Gegners und posaunt Geheimnisse aus.«
    »Ich wusste nicht, dass es bei diesem Spiel feste Regeln gibt.«
    »Gewisse Anstandsregeln«, erwiderte Abbington-Westlake mit einem vielsagenden Augenzwinkern. »Sie wissen ja, wie es läuft. Wir tun, was uns gefällt. Sind jedoch gleichzeitig der Dienerschaft ein gutes Vorbild und machen nicht die Pferde scheu.«
    Isaac Bell reichte ihm seine Visitenkarte. »Ich halte mich nicht an die Regeln für Spione. Ich bin Privatdetektiv.«
    »Ein Detektiv?«, wiederholte Abbington-Westlake herablassend.
    »Wir haben unsere eigenen Regeln. Wir schnappen Verbrecher und übergeben sie der Polizei.«
    »Was zum Teufel wollen Sie ...?«
    »Bei seltenen Gelegenheiten lassen wir Kriminelle schon mal laufen - aber nur dann, wenn sie uns helfen, Kriminelle zur Strecke zu bringen, die viel, viel schlimmer sind als sie. Sechs Uhr heute Abend. Und vergessen Sie nicht, mir etwas mitzubringen.«
    »Was denn?«
    »Einen übleren Spion, als Sie es sind«, erwiderte Isaac Bell eisig. »Einen wesentlich übleren.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging nach Manhattan zurück. Dabei war er sich völlig sicher, dass Abbington-Westlake wie befohlen um Punkt sechs Uhr erscheinen würde. Als er die Treppe vom Fußgängerweg der Brooklyn Bridge hinabstieg, übersah er einen einäugigen Straßenbengel, der als Zeitungsjunge getarnt lautstark die Nachmittagsausgabe des Herald anbot.
    Bell kam bis zur U-Bahn-Treppe, als ihm sein sechster Sinn signalisierte, dass er beobachtet wurde.
    Er ging am U-Bahn-Eingang vorbei, überquerte den Broadway und schlenderte die breite Straße hinunter, die mit Lieferwagen und Pferdefuhrwerken, Autobussen und Straßenbahnwagen verstopft war. Immer wieder blieb er stehen und benutzte Schaufenster als Spiegel, um festzustellen, was hinter ihm geschah. Er suchte sich Fahrzeuge als Deckung und machte kurze Abstecher in die verschiedensten Läden. Hatte Abbington-Westlake Männer auf ihn angesetzt, die seine Spur bereits aufgenommen hatten? Oder hatte der sogenannte Major etwas Derartiges veranlasst? Er traute es dem Major durchaus zu. Sutherland machte einen kompetenten Eindruck: wie ein Mann, der sich in verschiedenen Kriegen bewährt hatte. Und es wäre vernünftig, stets daran zu denken, dass das bombastische, ein wenig alberne Verhalten, das Abbington-Westlake an den Tag legte, nicht über seine Erfolge als Spion hinwegtäuschen sollte.
    Bell sprang in der betriebsamen Fulton Street auf einen Straßenbahnwagen auf und blickte zurück. Er fuhr bis zum Fluss, stieg aus, als wollte er zur Fähre, machte jedoch abrupt kehrt und nahm die Straßenbahn nach Westen. Genauso schnell, wie er eingestiegen war, stieg er jedoch wieder aus und bog in die Gold Street ein. Er erblickte niemanden. Aber er hatte immer noch das deutliche Gefühl, dass er verfolgt wurde.
    Dann betrat er ein Austern-Restaurant, in dem lebhafter Betrieb herrschte, und steckte einem Kellner einen Dollar zu, damit er ihn durch die Küchentür in

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